Siegen. . Die Uni Siegen und die IHK legen ein neues Programm für Studienabbrecher auf. Der Plan: Ein Teil der erbrachten Studienleistungen soll in einer möglichen späteren Berufsausbildung anerkannt werden. Die Wirtschaft begrüßt die Pläne.
Neue Perspektiven für Studienabbrecher: Die IHK legt in Kooperation mit der Uni Siegen ein neues Programm auf, um potenzielle Nachwuchskräfte in der Region zu halten. Das Angebot richtet sich vorwiegend an Studierende der Uni Siegen, die ihr Studium vorzeitig beenden. Der Plan: Ein Teil der erbrachten Studienleistungen soll in einer späteren Berufsausbildung anerkannt werden. Die Dauer der Ausbildung könnte sich somit deutlich verkürzen, so dass die Auszubildenden früher ins Berufsleben einsteigen können.
Erste Gespräche, welche die IHK mit Betrieben aus der Region geführt hat, brachten positives Feedback für die Pläne. Die heimischen Unternehmen stünden diesem Vorhaben aufgeschlossen gegenüber, sagte Helmut Henrich von der IHK Siegen im Gespräch mit unserer Zeitung. Momentan laufen Verhandlungen zwischen der Uni und der IHK zur konkreten Ausgestaltung des Konzeptes, bestätigte Uni-Rektor Prof. Holger Burckhart auf Anfrage. Die ersten Gesprächsrunden seien sehr erfolgversprechend gewesen, ab Januar könne mit konkreten Ergebnissen gerechnet werden, kündigte Burckhart an.
Uni und IHK geht es bei der Gestaltung des neuen Programms um zweierlei. Einerseits sollen junge Nachwuchskräfte mit ihrem Potenzial an die Region gebunden werden, andererseits soll das Programm Hilfe und Unterstützung für Studierende bieten, die sich verändern wollen. Die Siegener IHK hat dieses bisher ungenutzte Potenzial der Studienabbrecher erkannt und initiierte die Gespräche mit der Universität.
Offensive Werbung
Und für das Vorhaben der Kooperationspartner gibt es gute Gründe, warum das Szenario eines vorzeitigen Studienabbruchs verstärkt in den Blickpunkt rückt. Da die Uni Siegen mittlerweile auch regen Zulauf von Studierenden außerhalb der Region erhält, gilt es diese an Siegener Raum zu binden – auch dann, wenn sie das Studium nicht mit dem gewünschten Abschluss beenden. Somit positioniert sich die Uni Siegen als regionaler Partner für die heimische Wirtschaft hinsichtlich der Rekrutierung von Nachwuchskräften. Damit hilft sie, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken und das Siegerland im Standortwettbewerb mit anderen Regionen zu rüsten.
Deswegen wird die Uni, das Angebot recht offensiv bewerben, sobald die Details und die konkrete Ausgestaltung geklärt sind. Informationen für interessierte Studierende soll es laut Uni-Rektor Burckhart im Careerservice der Uni sowie im Studierendensekretariat geben. Dies wird jedoch noch einige Wochen dauern. IHK und Uni sind momentan noch dabei, das Rahmenprogramm zu erarbeiten.
Clearingstelle bei der IHK
Es gilt zu klären, welche Studienleistungen in der Ausbildung wie und in welchem Umfang angerechnet werden können. Darüber wird nach dem Start des Konzeptes voraussichtlich eine Clearingstelle – eine Art Kommission – entscheiden, die bei der IHK angesiedelt sein soll und um Vertreter der Universität ergänzt wird.
Besonders die duale Ausbildung rückt dabei in den Blickpunkt. Die im Siegerland traditionell stark vertretende Metall - und Elektroindustrie könnte dabei vom Zulauf von Studienabbrechern aus ingenieur - oder naturwissenschaftlichen Studiengängen profitieren, die bereits wichtige Vorkenntnisse mitbringen. Mit dem Angebot nehme die Uni aber auch ihre Verantwortung gegenüber ihren Studierenden wahr. „Wir wollen niemanden ins Nichts fallen lassen, der sich damit beschäftigt, sein Studium aufzugeben“, sagte Burckhart. Ausstiegsszenarien seien nun einmal Teil einer Studentenlaufbahn, die es zu berücksichtigen gelte.