Siegerland. 30 Verleihstationen für Pedelecs in Siegen, Kreuztal, Netphen und Neunkirchen sind mit der Insolvenz von Velocity Siegerland nicht mehr benutzbar

Die Stadt Kreuztal zum Beispiel hat für zwei E-Bike-Verleihstationen von Velocity Siegerland 58.790 Euro bezahlt; inklusive 19 Prozent Mehrwertsteuer und einer Pauschale für die Tiefbauarbeiten in Höhe von 10.000 Euro. Neben zahlreichen Unternehmen hatten bislang zwei Siegerländer Kommunen sogenannte „Patenschaften“ für die Stationen des Unternehmens übernommen, dem nun wie berichtet das Insolvenzverfahren bevorsteht. Diese Investitionen der öffentlichen Hand dürften ebenso verloren sein wie die zahlreicher Unternehmen. Was mit den inzwischen rund 30 Stationen in Kreuztal, Siegen, Netphen und Neunkirchen passiert, ist bislang unklar: Grundsätzlich müsse das Unternehmen die Infrastruktur wieder entfernen und die Flächen in den ursprünglichen Zustand zurückversetzen, teilt etwa die Gemeinde Neunkirchen auf Anfrage mit. Wann und wie das geschieht, müsse aber abschließend mit der Insolvenzverwaltung geklärt werden.

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Die konkreten Kosten hängen auch von der Größe der Station sowie von den dort gebuchten Kontingenten ab. Die Stadt Kreuztal hatte mit Velocity Siegerland Verträge mit sieben Jahren Laufzeit über die beiden Standorte am Bahnhof Kreuztal sowie in der Fritz-Erler-Siedlung vereinbart: Die Kommune stellte die Fläche zur Verfügung und zahlte eine in der Regel fünfstellige Summe, als Gegenleistung für die Patenschaft konnte sie nach Belieben über das Nutzungskontingent verfügen. Meist wurde dieses städtischen Beschäftigen zur Verfügung gestellt, die die Pedelecs etwa für dienstliche Fahrten nutzen konnten. Ähnlich gingen viele der Unternehmen vor, die eine Patenschaft übernahmen.

Neunkirchen: Partner der ersten Stunde für Velocity-Siegerland - Lückenschluss nach Siegen

Ziel war es, sukzessive ein möglichst flächendeckendes Verleih-Netz für E-Bikes im Siegerland aufzubauen: Zunächst in den zentralen Lagen, dann auch in immer mehr ländlichen Regionen. Die Gemeinde Neunkirchen war dabei „Partner der ersten Stunde“: Die allererste Verleihstation des Siegerlands wurde an der Bahnhofstraße, unmittelbar hinter dem Rathaus aufgebaut. „Uns ist sehr daran gelegen, eine nachhaltige Mobilität im ländlichen Raum aufzubauen“, teilt Boris Edelmann von der Stabsstelle Regionale Entwicklung auf Anfrage mit. Später kam noch eine weitere Station in Salchendorf dazu; auch hinsichtlich des „Lückenschlusses“ in Richtung des dichter besiedelten Siegen. Insofern bedaure man die aktuelle Entwicklung.

Uns ist sehr daran gelegen, eine nachhaltige Mobilität im ländlichen Raum aufzubauen.
Boris Edelmann - Stabsstelle Regionale Entwicklung der Gemeinde Neunkirchen

Die Idee dabei: Je mehr Stationen es gibt, desto eher würden die Leih-Pedelecs von der Bevölkerung genutzt – denn sie mussten nicht an der Station zurückgegeben werden, von der sie entliehen wurden, eigneten sich somit auch als „Einweg-Transportmittel“. Insbesondere bei den Lasten-E-Bikes erhoffte sich Velocity Siegerland eine erhöhte Nutzerzahl – vor allem durch die Menschen, die ohnehin schon im Alltag viel mit dem Pedelec unterwegs sind, für den Transport von größeren Einkäufen beispielsweise aber immer noch auf das Auto zurückgreifen müssen. Die E-Lastenräder gibt es aber auch erst seit gut einem halben Jahr; über die Wintermonate konnte sich das neue Angebot (das im Siegener Straßenbild durchaus immer mehr zu sehen ist) aber offenbar noch nicht ausreichend etablieren. Vorher ging das Geld aus angesichts Nutzerzahlen, die weit hinter den Erwartungen zurückblieben (wir berichteten).

Velocity Siegerland: „Tolle, kostengünstige Möglichkeit für alle, neue Radwege zu nutzen“

Die Finanzierung ist dabei höchst unterschiedlich. Zwei der vier Kreuztaler Stationen wurden von der Kommune „bezahlt“, die beiden anderen von der Sparkasse und der Firma Achenbach Buschhütten – Sitz von Velocity Siegerland ist deren „Campus Buschhütten“ auf dem Firmengelände. Die Gemeinde Neunkirchen stellte die Flächen zur Verfügung, kaufte aber nichts. Auf Netphener Gebiet gibt es fünf Stationen, aber mit Ausnahme der am Bühlgarten alle auf privater Fläche und in privater Trägerschaft. Der Verwaltung seien keine Kosten angefallen, man finde es „sehr schade“, dass das Projekt Velocity „zunächst gescheitert ist“, heißt es auf Anfrage aus dem Rathaus. Geräde in einer ländlichen Kommune wie Netphen sei das eine tolle und kostengünstige Möglichkeit für die gesamte Bevölkerung, die neuen Radwege zu nutzen und Ausflüge beispielsweise zur Talsperre oder zum Bühlgarten zu machen. In Siegen, wo es das bislang dichteste Netz an Verleihstationen zwischen Wenscht und Eiserfeld gibt, hat die Stadt ebenfalls nur für zwei davon die Stationspatenschaft übernommen. Zu den Kosten macht die Verwaltung keine Angaben, laufende Kosten würden aber nicht anfallen. Auch hier sei mit Blick auf das frühe Stadium des Insolvenzverfahrens noch nicht geklärt, was mit den Stationen passiert, wann und wie die Flächen in ihren ursprünglichen Zustand zurückversetzt werden.

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Neben den vier Kommunen, in denen es bereits Stationen gibt, hatte Hilchenbach noch rechtzeitig einen Rückzieher gemacht: Hier wären sonst für eine Station 33.000 Euro gezahlt worden.