Kreuztal/Hilchenbach. Aktuelles zur Route 57 von Kreuztal nach Schameder: Zur Planung ab Ferndorf müssen sich Bund und Land äußern. Dann wird die Trasse festgelegt.

„Im Optimalfall“ wird im nächsten Jahr mit dem Bau der Kreuztaler Südumgehung begonnen. Kevin Lass ist beim Landesbetrieb Straßen NRW Projektleiter von „57-verbinden“, wie dort die Ortsumgehungskette von Kreuztal nach Schameder genannt wird, die der Unterstützerverein „Route 57“ getauft hat. Ob das wirklich so sein wird, hängt von noch unbekannten Größen ab: Die Bezirksregierung muss den Planergänzungsbeschluss fassen – „denkbar“, so Kevin Lass vorsichtig, wäre das im April. Dann beginnt eine zweimonatige Frist, in der Klage dagegen eingereicht werden kann. Sollte das nicht geschehen, würde die Planfeststellung wieder rechtskräftig, die Ausführungsplanung, Ausschreibungen und Auftragsvergaben könnten in der zweiten Jahreshälfte beginnen.

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Der Landesbetrieb lädt regelmäßig zur „digitalen Fragerunde“ ein. Interessierte erfahren in einer anderthalbstündigen Videokonferenz den aktuellen Stand der Planung und können Fragen zu den einzelnen Planabschnitten stellen.

Siegen Route 57 Verkehrsprognose
Siegen Route 57 Verkehrsprognose © WP Siegen | Manuela Nossutta/Funkegrafik NRW

Südumgehung Kreuztal

2,5 Kilometer dreispurige Straßen von der HTS zwischen Buschhütten und Kreuztal zur B 508 zwischen Ferndorf und Kredenbach, geschätzte Kosten: 45,7 Millionen Euro: 2018 wurden zwei Klagen und ein Antrag auf aufschiebende Wirkung gegen den Planfeststellungsbeschluss von 2017 eingereicht. 2021 hat das Oberverwaltungsgericht den Planfeststellungsbeschluss für rechtswidrig erklärt, weil der Reit- und Fahrverein Kindelsberg – der auch selbst geklagt hatte – über die Maßen benachteiligt würde, zum einen durch den Straßenbau selbst, zum anderen durch die ökologischen Ausgleichsmaßnahmen, durch die die Weiden für die Pferde nur noch eingeschränkt zur Verfügung gestanden hätten. In einer Planergänzung wurden neue Ausgleichsflächen auf der Trupbacher Heide und im Leimbachtal in Siegen benannt. Bereits angeschüttet wurde auf Ferndorfer Seite ein Straßendamm zwischen zwei künftigen Brückenbauwerken.

In Kreuztal werden die Leute langsam nervös.
Horst Otto, Unglinghausen

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„In Kreuztal werden die Leute langsam nervös“, sagt Horst Otto aus Unglinghausen. Hätte sich der Gesetzgeber damals doch für die von der Stadt geforderte Tunnellösung ausgesprochen, „wäre die eine Röhre längst da.“ „Reine Spekulation“, erwidert Kevin Lass. Der Kreuztaler Hubertus Brombach kritisiert die Lösung des Konflikts mit dem Reit- und Fahrverein: „Da hat man ein paar Ökopunkte bei der Stadt Siegen eingekauft.“ Ein ökologischer Ausgleich werde damit nicht erreicht. „Einfach lächerlich.“

Ortsumgehung Kreuztal-Ferndorf

Sechs Kilometer zwei- bis dreispurig zwischen Südumgehung Kreuztal und L 728 in Allenbach, geschätzte Kosten: 67,2 Millionen Euro: Die Raumwiderstandskarte, die Zonen markiert, die nicht durchkreuzt werden dürfen, ist da. Derzeit werden Varianten untersucht, sowohl ortsferne, auch jenseits der Kuppe auf der Unglinghausener Seite, als auch ortsnahe im Ferndorftal. Danach richtet sich, ob der Abschnitt im Allenbacher Insbachtal oder auf der Oberbacher Höhe in die Ortsumgehung Hilchenbach übergeht. Ein „Projektabstimmungstermin“ mit Bundes- und Landesverkehrsministerium steht an, danach beginnt das Linienbestimmungsverfahren, dem sich Entwurfsplanung, Genehmigungsplanung und schließlich das Planfeststellungsverfahren anschließen.

Wir werden darauf achten, dass wir den Biber schützen.
Kevin Lass, Straßen NRW

Prof. Dr. Klaudia Witte, Kreisvorsitzende des Naturschutzbundes, erkundigt sich nach dem Biber. „Schon lange nichts mehr von ihm gehört“, antwortet Kevin Lass, „wir werden darauf achten, dass wir den Biber schützen.“ Lebenswichtig sei für den Biber, dass die Gewässer durchgängig bleiben, stellt Petra Schmidt, Landespflegerin bei Straßen NRW, fest. „Wir greifen in die Ferndorf nicht ein, er kann jederzeit wandern.“ Horst Otto kritisiert die Forderung aus dem Ferndorftal nach einer ortsfernen Trasse: „Dann erfüllt sie ihren Zweck nicht.“ Hubertus Brombach hält jegliche Umgehung für „vollkommen überflüssig“. Die Anfahrtswege zu den Auffahrten in Allenbach und Ferndorf seien für Dahlbrucher und Kredenbacher zu weit, „die wird keiner nutzen.“ Nach dem Bau der Südumgehung werde der Verkehr auf der alten B 508 dagegen zunächst sogar zunehmen, verweist Hubertus Brombach auf Verkehrsprognosen. „Das ist keine Entlastung.“

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Ortsumgehung Hilchenbach

3,7 Kilometer zwischen Allenbach und Kronprinzeneiche, geschätzte Kosten: 56,7 Millionen Euro. Die Raumwiderstandskarte liegt noch nicht vor. Danach geht es weiter wie in Ferndorf.

Lassen Sie sich ruhig Zeit.
Elke Bruch, Bürgerinitiative

Elke Bruch, Ortsbürgermeisterin von Unglinghausen und Mitglied der dortigen Bürgerinitiative „Pro Mensch und Natur“, erkundigt sich nach dem „Zeithorizont“ für die Ortsumgehung Hilchenbach. Kevin Lass verweist auf die große zu verarbeitende Datenmenge für die Raumwiderstandskarte. „Da muss ich noch um ein bisschen Geduld bitten.“ Elke Bruch will genau das hören: „Lassen Sie sich ruhig Zeit!“ Hubertus Brombach, Grünen-Politiker aus Kreuztal, fragt nach der „ortsnahen“ Variante hinter dem Dahlbrucher Bahnhof. „Verfolgt man das tatsächlich weiter?“ Das, so Kevin Lass, sei tatsächlich der Auftrag, den die Politik in den aktuellen Bundesverkehrswegeplan hineingeschrieben habe. „Wenn es eine technisch mögliche Variante gibt, ist die in der Untersuchung.“

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Kronprinzeneiche-Lützel

1,55 Kilometer, 14,9 Millionen Euro: Die B 62 wurde auf der vorhandenen Trasse zwischen 2014 und 2019 ausgebaut.

Lützel-Erndtebrück Grünewald

3,6 Kilometer auf der bestehenden B 62, geschätzte Kosten: 22,1 Millionen Euro: Die Straße bekommt zwei dreispurige Abschnitte, der Bahnübergang Altenteich wird überbrückt. Im Moment wird auf grünes Licht aus Berlin gewartet, das zugleich bedeutet, dass Geld für den Bau eingeplant wird. „Wir rechnen damit, dass die Genehmigung kommt“, sagt Kevin Lass. Danach kann das Planfeststellungsverfahren vorbereitet werden.

Alrun Hoffmann-Krönert, Sprecherin der Bürgerinitiative Natur 57, findet, dass dieser „absolut unstrittige“ Abschnitt schnell umgesetzt werden könne. Mit Klagen gegen einen Planfeststellungsbeschluss sei nicht zu rechen, „da kommen wir am schnellsten voran“. Straßen-NRW-Projektleiter Kevin Lass stimmt zu: „Ich sehe eine Chance, die Maßnahme schnell umzusetzen.“ Was mit dem Haus an der B 62 zwischen Lützel und Altenteich sei, das auf der künftigen Straßentrasse steht, fragt Alrun Hoffmann-Krönert nach. Bei der Zwangsversteigerung „war klar, dass das Haus wegmuss“, sagt Kevin Lass. Das habe der jetzige Eigentümer gewusst. „Wir bleiben bei unserer Variante.“ Der Landesbetrieb habe nicht „bis ins Unendliche mitsteigern“ können. Das Haus soll bei einem Verkehrswert von einem Euro für 10.000 Euro unter den Hammer gekommen sein. „Wie wird so ein Problem aus der Welt geschafft?“, fragt Elke Burch nach. Letzten Endes durch Enteignung, antwortet Kevin Lass. „Es muss aber eindeutig sein, dass es nicht anders geht. Das sind dann die Fragen, die vor Gericht geklärt werden.“

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Ortsumgehung Erndtebrück

7,9 Kilometer zwischen Grünewald und der B 62/B 480 in Leimstruth, geschätzte Kosten 82,1 Millionen Euro: Dort wird die Artenschutzkartierung ausgewertet, danach folgen Raumwiderstandskarte und Variantenuntersuchung. Noch ist offen, ob nördlich oder südlich der Ortslage weitergeplant wird.

Grundsätzliches

Angesprochen wird auch Grundsätzliches. Elke Bruch fragt, ob nach einem rechtskräftigen Planfeststellungsbeschluss auf jeden Fall gebaut werde, auch wenn Brückensanierungen dringender wären. Nicht zwingend, antwortet Kevin Lass, „das ist eine Frage der Priorisierung“. Die nicht vom Landesbetrieb, sondern von den zuständigen Ministerien vorgenommen werde. Und ganz weit vorausgeschaut: Der jetzige Bundesverkehrswegeplan 2030 werde irgendwann durch einen Bundesverkehrswegeplan 2045 ersetzt. „Dann wird alles auf den Prüfstand gestellt.“ Horst Otto weist auf den aktuellen Zustand von Natur und Klima hin: „Wie kann man in so einer Welt so was machen? Wir tun genau das Falsche.“

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