Siegen. Das Diakonie Klinikum Jung-Stilling holt zwei neue Spezialisten nach Siegen. Damit sind künftig in der Region hochkomplexe Tumor-OPs möglich.
Was an vielen anderen Krankenhäusern als inoperabel eingestuft wird, soll am Diakonie Klinikum Jung-Stilling fortan operativ behandelbar sein. Das Team der neu aufgestellten Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie tritt mit hohem Anspruch an, für den zwei Neuzugänge mit ihrer Expertise einstehen wollen: Professor Dr. Mohammad Golriz, seit 1. Januar Ärztlicher Direktor, und Privatdozent Dr. Hamidreza Fonouni, seit 1. Februar dabei. Beide kommen von der Uni-Klinik Heidelberg.
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In der Allgemein- und Viszeralchirurgie geht es um Speiseröhre, Magen, Leber, Bauchspeicheldrüse, Mast-, Dünn- und Dickdarm sowie die Schilddrüse. Eine häufige Erkrankung an diesen Organen ist Krebs. „Wir bieten hier, ohne zu übertreiben, Leistungen auf höchstem und internationalem Niveau“, sagt Mohammad Golriz. Auch schwerste und fortgeschrittene Erkrankungen in diesem Bereich sollen nun in Siegen in „hochspezialisierten Tumoroperationen“ behandelt werden können – unter anderem, aber nicht nur, an der Bauchspeicheldrüse. Patientinnen und Patienten aus der Region müssten dafür also keine langen Wege mehr auf sich nehmen. Der Ärztliche Direktor nimmt eine umgekehrte Bewegung an: Aus ganz Deutschland, so seine Prognose, werden Betroffene nach Siegen fahren.
Siegen: Hochkomplexe Tumor-Operationen am Diakonie Klinikum Jung Stilling
Die Uni-Klinik Heidelberg, von der die beiden Neuen im Team kommen, sei eine „Hochburg, was Tumorchirurgie im Bauchraum angeht“, merkt Dr. Josef Rosenbauer, Geschäftsführer des Diakonie Klinikums, an. Die Neuzugänge bringen aufgrund ihrer Erfahrungen, aber auch dank ihrer Forschungsarbeit und Weiterbildungen Expertise mit, die in dieser speziellen Ausprägung nicht leicht zu finden ist. Ihre Anwerbung zur Neuaufstellung der Allgemein- und Viszeralchirurgie entspreche also der Linie des Hauses. „Wir verfolgen seit 2012 ein konsequentes Konzept“, betont Josef Rosenbauer. Ziel sei es, die medizinische Versorgung in der Region stetig auf höhere Level zu heben. Dafür gibt es zwei Stellschrauben: Ausstattung – also Gebäude, Technik, Geräte – und Köpfe. „Die Spezialleistungen, die hier von uns angeboten werden, gibt es nicht an vielen Häusern, weil nicht viele Menschen sie erbringen können“, erläutert der Geschäftsführer.
Volles Spektrum
Die Möglichkeit hochkomplexer Tumoroperationen erweitert das Angebot der Allgemein- und Viszeralchirurgie am Diakonie Klinikum.
Die ebenfalls wichtigen, aber weniger ungewöhnlichen Operationen, die sozusagen zum Tagesgeschäft eines Krankenhauses gehören – beispielsweise am Blinddarm – werden wie bisher weiterhin vorgenommen, betont Dr. Andreas Müller, Chefarzt der Allgemein- und Thoraxchirurgie. Dies soll vor allem im Bethesda in Freudenberg geschehen.
Gerade dieses Konzept habe ihn gereizt, sagt Mohammad Golriz. „Die Vision und das Potenzial, die das Diakonie Klinikum hat, haben uns angezogen“, betont der 43-Jährige – wobei er dabei auch für Hamidreza Fonouni, nun Chefarzt für Hepato-Pankreatobiliäre Chirurge, spricht; mit diesem verbänden ihn „nicht nur 16 Jahre Zusammenarbeit, sondern auch 16 Jahre Freundschaft“ aus ihrer gemeinsamen Zeit in Heidelberg. Der Wechsel nach Siegen, „war der richtige Schritt, wir sind glücklich mit der Entscheidung.“ Die Arbeit mache „unheimlich Spaß“, von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gebe es volle Unterstützung. Und: „Ich habe das Privileg, hochspezialisierte Chefärztinnen und Chefärzte an der Seite zu haben.“ Alle seien sehr motiviert. „Ich habe hier in den letzten zwei Monaten die bisher besten Erfahrungen meines Arbeitslebens gemacht.“
Siegen: Interdisziplinäre Teams betreuen Tumor-Patienten am Jung-Stilling-Krankenhaus
Harmonierende Teams machen dabei nicht einfach nur das Leben ihrer Mitglieder schöner, sondern bieten Patientinnen und Patienten handfeste Vorteile. Mehrfach hebt Mohammad Golriz die gute Zusammenarbeit mit anderen Abteilungen des Diakonie Klinikums wie Onkologie, Gastroenterologie, Anästhesie oder Radiologie hervor: Fälle und Behandlungen würden multi- und interdisziplinär besprochen.
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Das Wissen sei in der Medizin mittlerweile so groß, dass der Austausch verschiedener Fachrichtungen unerlässlich sei. „Niemand ist Experte für alles“, sagt Mohammad Golriz. Die Spezialisierung schreite immer weiter voran, betont auch Dr. Claudia Hunold, Chefärztin für Endokrine Chirurgie und unter anderem Expertin für die Schilddrüse. Für Patientinnen und Patienten bedeute das, dass die Fachleute aufgrund ihrer Fokussierung oft „auch mit Komplikationen zurechtkommen, die nur sehr selten auftreten“. Die Einbettung in eine interdisziplinäre Herangehensweise sorge unterdessen dafür, dass andere relevante Aspekte und Themen nicht aus dem Blickfeld gerieten.
Diakonie Klinikum Jung-Stilling in Siegen: Tumor-OPs an mehreren Organen gleichzeitig
Am Jung-Stilling soll künftig auch die operative Tumorbehandlung mehrerer Organe in einer einzigen Operation möglich sein – wenn außer dem ursprünglich von Krebs befallenen Organ aufgrund von Streuung auch noch andere betroffen sind. Genau das sei einer der Punkte, der die Eingriffe so komplex mache, wie die Fachleute erläutern.
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Die Heilungschancen würden generell besser. Bei Bauchspeicheldrüsenkrebs zum Beispiel, lange Zeit eine Erkrankung mit schlechten Prognosen, „hat sich in den letzten 20 Jahren signifikant etwas verändert“, sagt Mohammad Golriz – zum Positiven, wohl bemerkt. Die Entwicklung auf diesem Gebiet schreite verstärkt voran, was auch daran läge, dass die Forschung intensiviert wird. Denn: Schätzungen zufolge werde im Jahr 2030 Pankreaskrebs hinter Darmkrebs die zweithäufigste onkologische Erkrankung in Deutschland sein. Das liege weniger daran, dass die Fallzahlen steigen, sondern daran, dass diese Krebsart wegen massiv verbesserter Diagnostik besser und früher erkannt werde.
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Auch da gelte: Je früher eine Behandlung startet, umso besser die Aussichten auf Genesung und Erhalt der Lebensqualität. Der Ärztliche Direktor rät deshalb dazu, unbedingt Experten aufzusuchen, wenn beispielsweise der Hausarzt eine Veränderung feststellt. „Die Patienten sollen einfach kommen“, hebt Mohammad Golriz hervor. Am Jung-Stilling gebe es dafür extra onkologische Sprechstunden und dank eines modernen Patientenmanagements ließen sich für dringendere Fälle auch kurzfristig Termine einrichten.
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