Siegen. Dank einer neuen Ambulanz können HIV-Patienten nun in Siegen betreut werden. Aber auch andere Infektionskrankheiten werden dort behandelt.
Diagnostik und Therapie von HIV, Tuberkulose, sexuell übertragbaren Krankheiten, Borreliose, dazu Impfangebote – die Bandbreite des neuen ambulanten Angebots im Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) Jung-Stilling in Siegen ist groß. Im stationären Bereich werden unterschiedliche bakterielle Infektionen auch aus anderen Fachabteilungen behandelt. Neu hinzugekommen sind nun die ambulanten Möglichkeiten.
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Breites Angebot in der Siegener Klinik – Bedarf besonders für HIV-Behandlungen
Besonders sei das Angebot der HIV-Behandlung: Zuvor hätten Betroffene bis Gießen oder Köln fahren müssen: „HIV war wirklich speziell an den Unis“, erklärt Oberarzt Dr. Matthias Müller. Der ausgebildete Infektiologe leitet nun neben seiner Tätigkeit als Oberarzt der Inneren Medizin die neue Ambulanz. Ein Angebot in der Nähe sei längst überfällig gewesen, findet er: „Manche Patienten haben dann eben auch nicht mehr die Möglichkeit, so weit zu fahren.“ Die HIV-Ambulanz im Jung-Stilling sei die erste in Südwestfalen, heißt es in einer Presseerklärung der Diakonie. Wegen der besonderen Bedeutung für die HIV-Patienten und -Patientinnen sei das neue Angebot auch zunächst über die Aids-Hilfe publik gemacht worden: „Weil der Bedarf eben sehr da ist“, erläutert Matthias Müller.
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In anderen Bereichen der Infektiologie gebe es auch anderswo im Siegerland Hilfe: Tuberkulose werde beispielsweise auch von niedergelassenen Fachärzten in der Region behandelt, sagt Matthias Müller. Trotzdem werde auch die Behandlung der nicht offenen Tuberkulose mit dem neuen Angebot abgedeckt: „Wir versuchen, das gesamte Spektrum der Infektiologie anzubieten“, erklärt Matthias Müller. Behandelt werden so auch sexuell übertragbare Krankheiten. Zwar werde eine Behandlung dafür auch oft bei Gynäkologen oder Urologen angeboten, „aber auch da sind die Facharztpraxen derart überlastet“, sagt Jessica Pfeifer aus der Geschäftsführung des MVZ.
Siegen: Behandlung nun auch ambulant
„Dr. Matthias Müller hat das Anliegen gehabt, Patienten eben auch ambulant zu behandeln und das geht eben nur über das MVZ“, erklärt Jessica Pfeifer. „Das Ziel war, wirklich alle Infektionen behandeln zu können“, stimmt Matthias Müller zu. Und zwar sowohl stationär als auch ambulant. „Es gibt auch die Möglichkeit, die Patienten ambulant weiterzubehandeln“, sagt Jessica Pfeifer. „Der ambulante Teil ist das, was neu ist“, ergänzt Matthias Müller. Durch die enge Vernetzung zwischen der ambulanten Versorgung und dem stationären Bereich der Sektion Infektiologie werde eine bestmögliche Betreuung der Patienten gewährleistet.
Die Anordnung im allgemeinen Zentrum habe aber noch weitere Vorteile: „Es ist dort angedacht, sodass die Stigmata möglichst verringert werden“, sagt Matthias Müller. Durch den Anschluss ans Zentrum müssen sich die HIV-Patienten und -Patientinnen nicht schon für die Behandlung öffentlich zu ihrer Krankheit bekennen. Ohne eine Behandlung kann eine Infektion zu AIDS führen. Bei einer Therapie mit regelmäßigen Kontrollen hätten die Patienten heute jedoch eine Lebenserwartung wie jeder andere auch, merkt Matthias Müller an.
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Der neue ambulante Bereich war schon länger geplant, aber zunächst habe die Planung wegen Corona auf Eis gelegt werden müssen. „Ich habe im letzten Jahr eine Ausbildung zum Infektiologen gemacht“, sagt Matthias Müller. Hiermit hat er die notwendigen Kenntnisse für die Leitung des im Bereich der Hausärztlichen Praxis angesiedelten Angebots erhalten. Ein Kollege sei durchgängig da, damit die Praxis die ganze Zeit geöffnet haben könne. Angefangen haben sie bereits nach den Herbstferien.
Erstes Fazit in der Siegener Klinik: Angebot wird gut angenommen
Angenommen werden die Behandlungen der unterschiedlichen Infektionen durchweg, kann er ein erstes Fazit ziehen: „Die ersten Wochen war es noch nicht so bekannt“, das habe sich allerdings schnell geändert. „Es scheint schon so zu sein, dass wir einen Bedarf getroffen haben, den es da gab“, findet auch Jessica Pfeifer.
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Neben der Bekanntmachung über die Aids-Hilfe würden Patienten und Patientinnen auch über andere Ärzte informiert: „In der Regel wenden die sich primär an den Hausarzt“, sagt Matthias Müller. Auch die hausärztlichen Kollegen seien über das neue Angebot informiert worden und könnten Patienten weiterleiten. „Es ist wichtig, dass es nicht nur um HIV geht“, betont Jessica Pfeifer. Matthias Müller stimmt zu: „Wir bieten eben alles an, was mit Infektionen zu tun hat.“
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