Siegen. Knöllchen fürs Falschparken werden in Siegen digital erstellt und bezahlt. Noch etwas, das nach der Cyberattacke nicht richtig funktioniert.

Die Cyberattacke auf die Südwestfalen-IT Ende Oktober hat dazu geführt, dass sämtliche Computersysteme der betroffenen Verwaltungen zeitweise vom Netz genommen werden mussten – auch die Fachsoftware, die das Siegener Ordnungsamt benötigt, um Verkehrsordnungswidrigkeiten aufzunehmen und Strafzettel auszustellen, im Volksmund „Knöllchen“ genannt. Der gesamte Prozess wird in Siegen seit einiger Zeit schon vollständig digital abgewickelt – die Beschäftigten des Ordnungsamts speisen die Daten vor Ort ins System und klemmen in der Regel einen QR-Code hinter die Windschutzscheibe, das weitere Verfahren und die Bezahlung werden dann digital abgewickelt.

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Zwischenzeitlich frohlockte manch Autofahrer in Siegen: Knöllchen wurden – zumindest gefühlt – in den vergangenen Monaten eher wenig verteilt in Siegen. Kann etwa „dank“ des Cyberangriffs bis auf Weiteres wild und sorgenfrei in den begehrten zentralen Lagen geparkt werden? Mitnichten. Wie die Stadtverwaltung auf Anfrage mitteilt, wird auch hier zunächst manuell gearbeitet, bis die Fachsoftware wieder zur Verfügung steht. Das dicke Ende kann also durchaus noch kommen.

Durch Cyberattacke muss die Stadt Siegen den Verkehr „von Hand“ überwachen

Bereits eine Woche nach dem Cyberangriff habe die städtische Verkehrsüberwachung ihren Dienst wieder aufgenommen, heißt es dazu aus dem Rathaus, die Kontrolle des ruhenden und fließenden Verkehrs habe schnell wieder funktioniert. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Außeneinsatz wichen demnach bei Falschparkern darauf aus, Fotos anzufertigen und per E-Mail an den zuständigen Innendienst zu schicken. Dort wurden und werden die Bescheide manuell verarbeitet. Wie in so vielen Verwaltungsbereichen wird also übergangsweise von Hand erledigt, was vor dem Cyberangriff automatisiert passierte. Besonderes Augenmerk habe die Behörde dabei darauf gelegt, dass beispielsweise Behindertenparkplätze und Feuerwehrzufahrten nicht zugeparkt wurden, heißt es weiter.

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Auch die mobile Geschwindigkeitsüberwachung erfolge „weitgehend normal“. Die entstandenen „Blitzer“-Falldaten werden demnach zunächst gespeichert und dann abgearbeitet, wenn die Fachanwendungen wieder zur Verfügung stehen. Insbesondere dieses „Nacharbeiten“ der in der Zwischenzeit in alternative Systeme eingepflegten Daten wird nach Einschätzung der zuständigen Stellen bei der Stadt noch lange Zeit in Anspruch nehmen: Alles, was manuell oder in digitale Übergangslösungen eingepflegt wurde, muss später auch wieder in die dann vollständig funktionierenden „neuen“ SIT-Systeme eingegeben werden – zusätzlich zum regulär weiterlaufenden Geschäft.

Ordnungsamt Siegen: Zahl der Parkverstöße und Temposünder durch Cyberangriff nicht gestiegen

Bisher habe man bei der städtischen Verkehrsüberwachung nicht beobachten können, dass die Zahl der Park- und Tempo-Verstöße zugenommen habe, weil diese vermeintlich nicht mehr geahndet werden könnten, heißt es weiter. Allerdings dürfte der zusätzliche Aufwand für die Kontrollen – die dadurch bedingt wohl auch etwas weniger umfangreich ausfallen dürften als gewöhnlich – zu Einnahmeverlusten führen. Deren Höhe lasse sich aber derzeit nicht beziffern – die Daten fehlen noch.

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