Siegen. Kreis Siegen-Wittgenstein bestätigt: Umstrittene Container für Wohnungslose im Leimbachtal können gebaut werden. Die Arbeiten beginnen in Kürze.
In der Diskussion um Container für Wohnungs- und Obdachlose auf einem brachliegenden Grundstück unterhalb des Leimbachstadion ist die Entscheidung gefallen: Die Bauaufsicht des Kreises Siegen-Wittgenstein hat der Stadt Siegen bescheinigt, dass mit dem baurechtlichen Verfahren alles in Ordnung ist. Das bestätigt die Kreisverwaltung auf Anfrage. Die Wohncontainer können nun mit einigen Wochen Verzögerung aufgestellt werden. Laut des Siegener Stadtbaurats Henrik Schumann könnten die dazu nötigen Tiefbauarbeiten in der Woche ab Montag, 29. Januar, beginnen. In etwa zwei Monaten würden dann die Container aufgestellt.
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Die Bürgerinitiative Leimbachtal („BILT“) hatte die Bauaufsicht des Kreises beauftragt, sich die Baugenehmigung anzuschauen, ob dort alles mit rechten Dingen zugegangen sei. Denn die Bewohner der Umgebung waren und sind ganz und gar nicht damit einverstanden, dass die Container-Anlage auf der 15.000 Quadratmeter großen Fläche errichtet wird: Neben verschiedenen inhaltlichen Bedenken, unter anderem wegen der Sicherheit, hatte die BI auch Bedenken angemeldet, dass das Areal im sogenannten „Außenbereich“ bebaut werden dürfe. Nach – nun bestätigter – Auffassung der Stadt hingegen handelt es sich um „unbeplanten Innenbereich“.
Prüfung verzögert Baubeginn für Containerstandort im Siegener Leimbachtal
Die Siegener Lokalpolitik hatte bereits im Oktober die für die Wohncontainer erforderlichen Geldmittel zur Verfügung gestellt, um möglichst noch vor dem Winter die Plätze für Bedürftige zur Verfügung stellen zu können. Durch die Prüfung habe sich das verzögert, da das Ergebnis zunächst abgewartet werden musste, so Stadtbaurat Schumann: „Wäre die Bauaufsicht zu dem Schluss gekommen, dass wir fehlerhaft gehandelt haben, hätten wir nicht angefangen, Geld zu verbrennen.“ Die Witterungsbedingungen hätten dann den Beginn der Bauarbeiten weiter verzögert. Laut der Sozialverwaltung gebe es aber für alle Bedürftigen Platz.
Langfristig hat die Stadt Siegen keine konkreten Planungsabsichten für das Grundstück zwischen dem Parkplatz der TÜV-Station und dem Leimbachstadion. Zuletzt war hier lediglich eine Zufahrt zum neuen Radweg zwischen Zentrum und Industriegebiet Leimbachtal geschaffen worden, ansonsten sei es nicht verkehrt, eine „multifunktionale Reserve“ vorhalten zu können, meint Henrik Schumann. In der Vergangenheit hatten beispielsweise häufiger Zirkusleute hier ihre Zelte aufgeschlagen.
Die Stadt Siegen befasst sich seit Längerem mit der Personengruppe, die hier untergebracht werden soll. Dabei handelt es sich weder um Obdachlose, die ansonsten auf der Straße leben, noch um Wohnungslose, die kein eigenes Zuhause haben und irgendwie untergekommen sind. Bei diesen Menschen gibt es oft zahlreiche, sich überlagernde Probleme, oft Sucht, oft psychische Erkrankungen. Sie so unterzubringen, wie es die städtische Stelle für Wohnungsnotfälle gemeinhin tut, in eigenen oder angemieteten Unterkünften, ist oft sehr schwierig, da das Zusammenleben mit anderen diesen Menschen oft sehr schwer fällt – daher auch die Einzelcontainer, die es ihnen ermöglichen sollen, sich zurückziehen.
Siegen muss auch diesen Menschen ein Dach über dem Kopf bieten
Eine „Reintegration“ in die Gesellschaft, die Bürgerinitiative unter anderem gefordert hatte (an dieser Stelle würden die Personen ausgegrenzt), ist ohne intensive therapeutische Begleitung kaum möglich. Im Grunde benötigten sie Plätze in spezialisierten Einrichtungen, von denen es längst nicht genug gibt. Außerdem bestehen hohe rechtliche Hürden, Menschen gegen ihren Willen in Einrichtungen unterzubringen. Eine Gefahr für sich und andere sind sie dabei nicht; die Stadt hat angekündigt, einen Sicherheitsdienst mit der Aufsicht in der Anlage und auch im Umfeld zu beauftragen. Auch Fachkräfte würden regelmäßig vor Ort sein.
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Gleichwohl muss die Stadt irgendwie mit diesem Phänomen umgehen. Schon vor dem Widerstand der Anwohner und auch danach noch hatte die Verwaltung andere mögliche Standorte für die Wohncontainer geprüft und war zu dem Ergebnis gekommen, dass es keine Alternativen gibt. Es ist in der Gesamtsituation daher durchaus denkbar, dass der Standort im Leimbachtal auch keine kurzfristige Lösung bleiben wird.