Vormwald. Hilchenbacher Landwirte wollen mit umstrittener Aktion Ampelregierung „kritisieren“. Aufruf zu Gewalt sei das nicht. Staatsschutz eingeschaltet.
Die Sparpläne der Ampelregierung sorgen bei Bauern und in der Transport-Branche aktuell für eine sehr aufgeheizte Stimmung. In vielen Städten gab es in den vergangenen Tagen bereits große Kundgebungen. Meist hingen an den Schleppern und Lastwagen Plakate mit eindeutigen Forderungen an die Politik. An einem Abschleppwagen hing an einem Kran beispielsweise auch eine Ampel. Eine ähnliche Symbolik, zwar ohne Abschleppwagen, dafür aber mit einem Galgen aus Holz, ist aktuell an der Vormwalder Straße in Vormwald zu sehen. Der Grundstückseigentümer, Nebenerwerbslandwirt Kevin Kunze, will das aber nicht als Gewaltaufruf verstanden wissen. Die Polizei ermittelt.
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Zahlreiche Autofahrer befahren am Samstagvormittag, 6. Januar, die Vormwalder Straße, manche von ihnen werden langsamer, mitunter machen Beifahrer Fotos von der Holzkonstruktion. Auch auf Social Media wird die drastische Darstellung des Hinrichtungsinstruments diskutiert – zumal in einer Zeit, in der Rechtsextreme und Demokratiefeinde vielerorts versuchen, die Bauernproteste für ihre eigenen Zwecke zu instrumentalisieren.
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Zu diesem Zeitpunkt ist Kevin Kunze im Urlaub – Freunde und Kollegen hätten den Galgen auf seiner Wiese aufgestellt. Kunze habe in Vormwald Hühner, biete seine Waren in einem eigenen Hofladen an. Auch wenn die Sparpläne der Ampelregierung ihn als Nebenerwerbslandwirt nicht so stark treffen, wie einen Betrieb, der voll und ganz von den Erzeugnissen leben muss, hätten er und seine Freunde kein Verständnis für die aktuelle Politik. Er betont, mit dem Galgen nicht zu Gewalt aufrufen zu wollen.
Hilchenbach: Polizei sieht sich Lage vor Ort an, sendet Bericht an den Staatsschutz
Stefan Pusch, Pressesprecher der Kreispolizeibehörde Siegen-Wittgenstein, erklärt auf Anfrage dieser Zeitung am Samstagnachmittag, dass sich die Polizei nach Bekanntwerden der Aktion die Lage vor Ort angesehen hätte. Dort wurden auch Fotos angefertigt, die zusammen mit einem Bericht an den Staatsschutz geschickt werden. „Am Ende muss die Staatsanwaltschaft prüfen, ob mögliche strafrechtliche Handlungen vorliegen“, sagt Stefan Pusch. Besonders in der aktuellen Lage seien solche Dinge immer ganz genau zu erklären. Die Ampel wurde in Vormwald bislang nicht von dem Galgen abgehängt, wie es bei ähnlich gelagerten Fällen in anderen Städten und Kreisen bereits getan wurde.
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Auf Facebook wurde die Aktion mit unterschiedlichen Sichtweisen kommentiert: Einerseits wurde Verständnis für die betroffenen Landwirte geäußert, andererseits betont, dass solch eine Symbolik zu Gewalt aufrufe.
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