Breckerfeld. Die Landwirte protestieren weiter. In Siegen schon am Freitag, deutschlandweit ab dem 8. Januar. Warum Bauern aus Breckerfeld dabei sind.
Hunderte Kilometer war Heiner Born aus Breckerfeld vor zehn Tagen mit seinem Traktor nach Berlin gerollt. Mit Landwirten aus der ganzen Republik hatte er seinem Unmut über die Sparpläne der Bundesregierung direkt vor dem Brandenburger Tor Luft gemacht. Und obwohl die Resonanz, die der Ortslandwirt nach den Bauernprotesten erhalten hat, ausschließlich positiv war, so bleibt der Erfolg doch überschaubar. Noch.
Denn Heiner Born und seine Kollegen wollen weiter auf die Straße gehen. Am Freitag, 29. Dezember, bei einer großen Demonstration in Siegen. Und am 8. Januar, wenn bundesweit Protestaktionen der Landwirte starten, die wiederum eine Woche später in einer zentralen Kundgebung in Berlin münden sollen.
Keine deutliche Aussage der Regierung
Denn: Obwohl Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne), der in Berlin von den Landwirten ausgepfiffen wurde, erklärt hatte, dass „diese Kürzungen, wie wir sie da vornehmen“ den Sektor überfordern, fehlt nach wie vor die deutliche Aussage der rot-gelb-grünen Bundesregierung, dass die angekündigten Maßnahmen zurückgenommen werden. Es geht konkret um die Abschaffung der Steuerentlastungen beim Agrardiesel und die der Steuerermäßigung für landwirtschaftliche Fahrzeuge.
„Die Regierung ist das Gegenteil einer Fortschrittskoalition“, schimpft Heiner Born, der in Berlin seinen Traktor mit einem Die-Ampel-muss-weg-Plakat versehen hatte. „Mit ihr geht es rasant rückwärts.“ Und das treffe auch eine Branche, die nicht nur das Land ernähre, sondern auch in Notsituationen wie bei den Hochwassern der letzten Tage immer wieder für die Bevölkerung da sei und mit ihrem schweren Gerät die Einsatz- und Rettungskräfte unterstütze.
Proteste werden fortgesetzt
Für Heiner Born steht daher fest, dass der Protest so lange weitergehen müsse, bis die Regierung die Sparbeschlüsse wieder kippe. Dazu plant er, sich an den Aktionen ab dem 8. Januar zu beteiligen. „Mit dem Traktor werde ich es nicht nach Siegen schaffen, vielleicht mit dem Auto“, sagt Heiner Born. „Ich kann auch noch nicht abschätzen, ob ich mich noch einmal auf den Weg nach Berlin mache.“
17 Stunden war er beim letzten Mal mit dem Traktor unterwegs - pro Strecke. „Das ist ein erheblicher finanzieller Aufwand“, sagt Born. „Und letztlich fehle ich drei Tage im Betrieb. Da ist vor Weihnachten viel Arbeit liegengeblieben.“
Positive Resonanz auf Bauern-Demo in Berlin
Dass sich Bauern aus der Region den Protesten anschließen, steht für Born aber außer Frage. Ein Grund dafür: die ausgesprochen positive Resonanz. „Das geht los mit Autofahrern, die mir entgegengekommen sind, und den Daumen gehoben oder die Lichthupe betätigt haben“, so der Milchbauer mit Hof in Branten. „Ich bin im Nachhinein von vielen Menschen im Ort angesprochen worden. Alle haben großes Verständnis für unsere Forderungen und den Protest.“
Daraus ergibt sich für Born „eine der größten Protestwellen, die das Land je erlebt hat“. Der Landwirt: „Es geht ja nicht nur um die Landwirtschaft. Auch andere Branchen wollen sich unseren Demonstrationen anschließen. Uns haben da in den letzten Tagen viele Anfragen erreicht.“ Born hebt ausdrücklich hervor, dass es bei aller Wut und bei allem Ärger „friedlich“ bleiben werde.
Landwirte wollen keine Kompromisse eingehen
Kompromisse aber wollen Born und seine Kollegen nicht akzeptieren: „Das kommt für uns nicht infrage“, so der Breckerfelder, „die Pläne müssen vom Tisch - und zwar komplett.“ Er und seine Berufskollegen hätten in der Vergangenheit immer auf eine „nette“ Art versucht, mit ihren Botschaften Politik und Verbraucher zu erreichen - damit sei nun Schluss.