Siegen. In Siegen wurde einer der ersten Bioläden in Deutschland überhaupt eröffnet. Dahinter steckt eine spannende Geschichte. Alles fing klein an.

Als Klaus Wolf seinen ersten Bioladen in Siegen zusammen mit Inge Kritzer und Freunden eröffnete, war das etwas „Exotisches“. Es war einer der ersten Bioläden in Deutschland überhaupt. Längst nicht jeder ging dorthin, längst nicht jedes Lebensmittel gab es überhaupt in Bioqualität. „Als ich Mitte der 70er Jahre begann, mich mit ökologischen Themen zu beschäftigen, wollte ich allen, die auch etwas für Umwelt und Gesundheit tun wollen, Möglichkeiten anbieten, dies alltäglich zu tun. Essen tun wir täglich und mit unserem Einkaufszettel machen wir – bewusst oder unbewusst – täglich Politik“, sagt Klaus Wolf. Mittlerweile ist er einer der Inhaber von „Denns Biomarkt“ in Weidenau, einem der größten Bioläden in der Region. Seit 45 Jahren gibt es nun den Biomarkt Klaus Wolf und 15 Jahre Denns Biomarkt in Siegen – das wird nun mit einer „Jubiläumswoche“ bis zum 23. September gefeiert.

Eine kleine Zeitreise: Biomarkt in Siegen hat besondere Geschichte

Alles fing klein an: Bevor Klaus Wolf seinen ersten Laden eröffnete, brachte er mit seinen Freunden aus Bonn und Köln Vollkorn- und Bio-Lebensmittel nach Siegen. Im Kellerraum seiner Studenten-WG wurden diese Waren an Bekannte verkauft. Als das immer besser lief, kam die Idee für ein Biogeschäft auf. 1978 war es dann soweit: An der Hagener Straße in Siegen eröffnete Klaus Wolf den ersten Laden. „Das Häuschen gibt’s immer noch.“

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Das Geschäft war zwanzig Quadratmeter groß, dazu kamen Hinterräume. Alles war noch nicht so professionalisiert wie heute: „Die Waren kamen lose, wir mussten alles fertig einpacken.“ Er habe zum Beispiel nur einen „Sack Müsli“ oder einen „Kanister Honig“ angeliefert bekommen – um das Abfüllen in kleinere Packungen mussten er und das Team sich kümmern, erzählt Klaus Wolf. „Viele Produkte gab’s auch noch nicht in bio, nur unbehandelt.“

Klaus Wolfs Lieblingsbereich im eigenen Laden ist nach all den Jahren immer noch die Obst- und Gemüseecke. 
Klaus Wolfs Lieblingsbereich im eigenen Laden ist nach all den Jahren immer noch die Obst- und Gemüseecke.  © WP | Ina Carolin Pfau

Seine Freunde und seine spätere Frau halfen im Laden, es war eine Gemeinschaftsleistung. Sie betrieben das Geschäft einige Jahre erfolgreich, dann wurde es zu klein – der Biomarkt Klaus Wolf zog in die Oberstadt. Die Bedarfe und Umsätze stiegen weiter: Nach noch einem Umzug in der Oberstadt selbst ergibt sich die Chance, einen Laden in der Koblenzer Straße zu übernehmen.

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Klaus Wolf und Mitinhaber Tillmann Kraus eröffnen dort 1999 den ersten großen, modernen Biomarkt – noch heute befindet sich hier ein solcher. 2008 entscheidet sich Klaus Wolf dann für die Eröffnung von Denns Biomarkt in Weidenau. Zuvor wurde viel in den Umbau des ehemaligen Hagebaumarkts investiert. „Wir waren der erste inhabergeführte Denns Biomarkt in Deutschland“, erzählt Klaus Wolf.

„Jubiläumswoche“

In der „Jubiläumswoche“ im Denns Biomarkt, Weidenauer Straße 274, gibt es jeweils von 11 bis 17 Uhr verschiedene Verkostungsaktionen. So können zum Beispiel vegane Feinkostsalate, Demeter Milchprodukte sowie Tee und Gewürze probiert werden. Zudem gibt es ein Gewinnspiel, bei dem ein gefüllter Einkaufswagen oder Warenkörbe gewonnnen werden können.

Mehr Infos gibt’s auf Facebook oder Instagram unter „Denns Biomarkt Siegen“ oder unterwww.denns-siegen.de. Geöffnet ist das Geschäft von montags bis freitags von 7 bis 20 sowie samstags von 7 bis 19 Uhr.

Herzblut-Angelegenheit: Im Biomarkt in Siegen hält Team zusammen

Der gebürtige Rheinländer ist überzeugt, dass man „nicht stehen bleiben darf“. „Ich habe immer geguckt, dass wir mit der Zeit Schritt halten.“ So sei er einer der ersten in der Branche gewesen, der einen Computer einsetzte. Früher sei es auch Gang und Gebe gewesen, dass Holzregale in den Biomärkten stehen. Der heute 69-Jährige entschied sich irgendwann für Stahlregale, die sich flexibel umbauen lassen. „Veränderung und Erneuerung – das liegt mir und hat zum Erfolg des Ladens mit beigetragen.“

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Das Arbeiten in Denns Biomarkt beschreibt der 69-Jährige als Herzblut-Angelegenheit. Seit ein paar Jahren ist er nicht mehr der alleinige Inhaber des Biomarktes in Weidenau – er suchte sich mit Uschi Guthardt, Alexandra Moog und Virgilia Giannoccaro Verstärkung. „Die drei teilen sich alles auf. Mit ihnen ist alles abgedeckt, was der Laden braucht“, erzählt der Gründer.

Alexandra Moog, Virgilia Giannoccaro, Klaus Wolf und Uschi Guthardt sind die Inhaber von Denns Biomarkt in Weidenau.
Alexandra Moog, Virgilia Giannoccaro, Klaus Wolf und Uschi Guthardt sind die Inhaber von Denns Biomarkt in Weidenau. © Denns BioMarkt | Denns BioMarkt

Er selbst arbeitet in der Regel nur noch 20 Wochenstunden im Laden. „Es macht noch Spaß“, sagt er. Wenn dort Plakate aufgehangen werden müssen, macht das oft der Chef selbst. „Ich kann am besten hochklettern“ – und Klaus Wolf hat keine Höhenangst. „Ich mache weiter, wie ich Lust habe. Könnte aber auch jederzeit sagen, jetzt ist Schluss.“ Das sei sehr beruhigend.

Denns Biomarkt in Siegen: Auf 900 Quadratmetern einkaufen

Denns Biomarkt ist mit 900 Quadratmetern Einkaufsfläche der größte all seiner bisherigen Läden. 35 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sorgen neben dem Inhaber-Team dafür, dass von morgens bis abends alles rund läuft. Zu kaufen gibt’s dort außer Bio-Lebensmitteln auch ökologische Drogeriewaren und Naturkosmetik.

900 Quadratmeter  Einkaufsfläche gibt’s in Denns Biomarkt in Weidenau.
900 Quadratmeter Einkaufsfläche gibt’s in Denns Biomarkt in Weidenau. © Denns BioMarkt | Denns BioMarkt

Vieles hat sich in all den Jahren verändert. „Früher musste man sich noch rechtfertigen. Heute heißt es eher: Warum kaufst du kein Bio?“ Bislang haben Klaus Wolf und sein Team auch keine Probleme mit der Nachwuchsgewinnung. „Wir gehen partnerschaftlich mit unseren Mitarbeitern um.“ So würden auch Überstunden bezahlt – das sei in der Branche nicht selbstverständlich. „Es ist locker und freundschaftlich, aber man muss auch Leistung bringen.“

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Immer mehr Leute würden einen guten Arbeitsplatz zu schätzen wissen – manche Mitarbeitenden sind schon seit Jahrzehnten im Bioladen in Siegen dabei. Bis heute hält sich der Biomarkt-Inhaber am liebsten in der Obst- und Gemüseecke im eigenen Laden auf. „Das ist Chefsache“, betont er und lacht.

Kritik an Politik und Wirtschaft: „Man ist ein Rufer in der Wüste und wird nicht gehört“

„Wir haben viel erreicht“, sagt Klaus Wolf – im Team, im Geschäft, beim Sortiment, in der Branche. „Wir sind im 100-Kilometer-Umkreis der Laden mit der größten Bio-Auswahl.“ Frustrierend sei allerdings, dass schon in den 70er Jahren die Klimakrise vorausgesagt wurde, sich danach aber nur wenig getan habe. Auch aus Klimaschutzgründen hat Klaus Wolf damals den Biomarkt gegründet.

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„Wer beim Einkauf Bio-Lebensmittel – wenn sie konsequent ökologisch erzeugt wurden – bevorzugt, kann so ganz einfach einen Beitrag zum Umweltschutz leisten.“ Vieles in puncto Klima- und Umweltschutz sei von Politik und Wirtschaft in all den Jahren seit seinen Anfängen ignoriert worden. „Das finde ich traurig. Man ist ein Rufer in der Wüste und wird nicht gehört.“

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In Siegen wiederum freut er sich, dass die Kundschaft mittlerweile „querbeet“ gemischt ist, viele junge Familien und ältere Leute Denns Biomarkt aufsuchen. Von dem „exotischen“ Charakter der Biobranche ist nicht mehr viel geblieben. „Mittlerweile gibt’s die dritte Familiengeneration, die hier einkauft“, erzählt Klaus Wolf und freut sich. „Es ist schön, dass man das miterlebt.“

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