Netphen-Salchendorf. Fabian und Nico Schneider betreiben den Hof Schneider in Netphen-Salchendorf aus voller Leidenschaft. Da gibt es frische Eier, Geflügel und mehr.

„Die Leute freuen sich, wenn sie hier vorbeilaufen“, erzählt Nico Schneider (24). Viele bleiben stehen, um sich die Idylle anzuschauen. Ein Hahn kräht, die Hühner laufen munter über das weitläufige Feld. Nico und sein Mann Fabian haben sich mit dem „Hof Schneider“ in Netphen-Salchendorf ein eigenes Reich geschaffen: Über 1200 Hühner, ein Hofladen und vieles mehr gehören dazu. Ihre Kundinnen und Kunden sind begeistert. „Man muss schon ein wenig geck sein“, sagt Fabian Schneider (29) und lacht. Denn die beiden Männer betreiben den Hof neben ihren Vollzeitjobs.

Hof Schneider in Netphen: Alles fing mit 40 Hühnern an

„Man merkt, man macht was richtig“, sagt Nico Schneider. Regelmäßig bekommen sie positives Feedback von ihrer Kundschaft oder Spaziergängerinnen und Spaziergängern, die an der Hühnerwiese vorbeilaufen. Hinter dem Hof Schneider steckt viel Arbeit: 2017 fing Fabian Schneider mit 40 Hühnern an, um die Nachbarschaft mit Freilandeiern versorgen zu können. „Mein Vater hat auch einen landwirtschaftlichen Betrieb, allerdings mit Rindern“, sagt er. Selbst mit etwas in dieser Richtung anzufangen, lag somit nicht fern.

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Hinzu kam der „Fipronil-Skandal“ im Jahr 2017, der Schlagzeilen machte und auf mit Insektengift belastete Hühnereier und Ei-Produkte hinwies. Fabian Schneider fing mit seinen eigenen Hühnern an: Er weiß, was sie bekommen und wie sie leben, worauf er Wert legt. Sein Geschäft ist mit der Massenindustrie nicht zu vergleichen.

In einem Hühnermobil können die Freilandhühner vom Hof Schneider in Netphen-Salchendorf Unterschlupf finden.
In einem Hühnermobil können die Freilandhühner vom Hof Schneider in Netphen-Salchendorf Unterschlupf finden. © WP | Ina Carolin Pfau

Es begann alles ganz klein: Irgendwann waren die Eier in Salchendorf auch über die umliegenden Straßen hinweg bekannt. „Ich wusste gleich, der will mehr. Das war’s noch nicht“, sagt Nico Schneider über die Hof-Pläne seines Mannes. Außer den Hühnern bewohnen nun auch Masthähnchen, Kaschmirziegen und ein paar Kätzchen den Hof Schneider. „Irgendwann sind wir dann hier hoch gezogen“, sagt Nico Schneider.

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Zunächst waren die Hühner im Dorf, nun laufen sie auf einem Berg in Salchendorf herum. Denn auch die „Hühnermobile“ wurden immer mehr: Dort können die Tiere Unterschlupf finden, wenn es draußen kalt ist oder es ihnen zu ungemütlich wird. Die Kaschmirziegen sorgen dafür, dass ihnen andere Tiere, wie der Habicht, nicht gefährlich werden. Legehennen und Masthähnchen sind separat voneinander unterbracht.

Hof Schneider in Netphen: So sieht das Angebot aus

2020 hat das Ehepaar seinen Hofladen eröffnet, um Eier und Geflügel verkaufen zu können. In dem Selbstbedienungsladen gibt es auch Produkte ihrer Partner. Hähnchenfleisch (Brustfilet, Schenkel, Chicken Wings), Geflügelbratwürstchen, Rindfleisch (Edelteile), Eiernudeln, Eingekochtes wie Hühnerfrikassee und Rinderbolognese, Eierlikör und vieles mehr sind dort zu finden. Auch Spezialitäten aus der Region wie Süßwaren, Gewürze, Öle, Milch, Joghurt, Käse, Senf und Eis sind dabei.

Nico und Fabian Schneider betreiben beim
Nico und Fabian Schneider betreiben beim "Hof Schneider" in Netphen-Salchendorf einen eigenen Hofladen. © WP | Ina Carolin Pfau

Mittlerweile gehören der Gasthof Klein, das Hotel Fünf10 und Supermärkte in der Region zu den Kunden des Hofes Schneider. Mit Bäckermeisterin und Konditorgesellin Marlen Schäfer haben Nico und Fabian Schäfer sogar eigenen Eierlikör entworfen. „Wir haben verschiedene Sorten ausprobiert“, erzählt Nico Schneider.

Mehr Infos im Netz

Der Selbstbedienungshofladen, Albert-Klenner-Straße 11, in Netphen-Salchendorf ist montags bis sonntags von 7 bis 21 Uhr geöffnet sowie an Feiertagen.

Mehr Infos zum Hof Schneider gibt es im Netz unter www.schneiders-hof.de oder telefonisch bei Fabian Schneider unter 0151/ 22884666. Auf der Website ist auch der Online-Shop zu finden. Über Neuigkeiten wird außerdem auf dem Instagramkanal „Hof Schneider Salchendorf“ auf dem Laufenden gehalten.

Der Renner sind der Schoko- und der Vanille-Eierlikör – beides kann vorbestellt werden. Zudem gibt es seit 2021 das mobile Geflügelschlachtungsmobil. „Damit fahren wir zu den kleinen Betrieben, die keine Möglichkeit haben, ihre Tiere selbst zu schlachten“, erzählt Fabian Schneider. Es sei das einzige Schlachtmobil in der Region.

Hof Schneider in Netphen: „Mir ist lieber, ich schlachte die Tiere, als Tönnies“

Immer mehr Menschen ernähren sich vegetarisch und vegan, viele wollen aber auch Fleisch essen. Die einen setzen sich damit auseinander, wie es auf ihren Tisch kommt, die anderen nicht. „Mir ist lieber, ich schlachte die Tiere, als Tönnies“, sagt Fabian Schneider. Mit dem mobilen Geflügelschlachtungswagen sind die Wege für die Tiere kurz, gerade weite Wege seien für sie „unglaublich stressig“.

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In der Regel wird Geflügel in der Industrie vor dem Entbluten in Wasserbädern, die unter Strom stehen, betäubt. Doch es kann dazu kommen, dass das aus unterschiedlichen Gründen nicht klappt, die Tiere nicht oder nicht richtig betäubt wurden, so Fabian Schneider. „Ich habe ein Huhn, was ich gerade betäube“, sagt er über seine Arbeit im Schlachtmobil. Er achtet genaustens darauf, dass das Masthähnchen von der Schlachtung nichts spürt und natürlich auch die hygienischen Standards eingehalten werden.

Die Hühner vom Hof Schneider haben viel Platz für sich.
Die Hühner vom Hof Schneider haben viel Platz für sich. © WP | Ina Carolin Pfau

Wenn es für die Hühner vom Hof Schneider soweit ist, fällt das trotzdem nicht leicht. „Es sind unsere Hühner“, sagt Nico Schneider. In vielen Betrieben würde sich von Legehennen nach einem Jahr verabschiedet, weil die Legeleistung nachlässt. „Bei uns sind es eineinhalb bis zwei Jahre“, sagt Fabian Schneider. Meist versuchen die beiden Hof-Betreiber, die Hühner sogar an Kunden oder Privatleute weiterzugeben, damit sie dort im Garten eine neue Heimat finden.

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Wann die nächste Schlachtung ansteht, wird vorher immer auf der Hof-Schneider-Website kommuniziert. Vorbestellungen sind nötig. Die Hühner werden als Ganzes oder zerlegt verkauft. „Unser Fleisch ist nicht so wässrig“, betont Nico Schneider – das würden auch viele Kundinnen und Kunden sagen. Er führt das auf die Fütterung und mehr Bewegung der Tiere zurück.

Hof Schneider in Netphen: „Zehn Eier kosten bei uns vier Euro“

„Wir sind mit der Nachfrage mitgewachsen“, sagt Nico Schneider. Natürlich bekommt auch der Hof Schneider die steigenden Kosten zu spüren, zum Beispiel beim Futter. Die Mehrkosten wollen die Betreiber nicht einfach an die Kundinnen und Kunden weitergeben, dennoch muss der Hof weiterhin rentabel bleiben. „Zehn Eier kosten bei uns vier Euro. Ich denke, das ist ein fairer Preis“, sagt Nico Schneider. Der Hof Schneider ist nicht bio-zertifiziert, Aufwand und Kosten wären zu hoch, erläutern die Betreiber.

Nico und Fabian Schneider kümmern sich beim
Nico und Fabian Schneider kümmern sich beim "Hof Schneider" in Netphen-Salchendorf um zahlreiche Hühner und haben einen eigenen Hofladen. © WP | Ina Carolin Pfau

Junge und ältere Menschen haben den Hof zu schätzen gelernt. Der Erfolg kommt nicht von ungefähr: „Die Direktvermarktung macht viel Arbeit, die Kunden kommen nicht von selbst“, betont Fabian Schneider. Immer wieder lassen sich die beiden Betreiber etwas einfallen. So hat der Hof Schneider auch eine App, bei der Geflügel, Eier und mehr vorbestellt werden können. Ab 35 Euro Mindestbestellwert gibt es auch eine Lieferung nach Hause. Die kann sogar per Tracking verfolgt werden, erzählt Nico Schneider.

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Mit der App und ihrem Online-Shop machen sie zusätzlich auf sich aufmerksam. „Wir haben gute und ehrliche Produkte und sind so transparent, wie es geht“, betont Nico Schneider. Normalerweise arbeitet Fabian Schneider im Gebäudemanagement der Uni Siegen, Nico Schneider ist Dekanatssekretär an der Lebenswissenschaftliche Fakultät der Hochschule. Vor und nach Feierabend kümmern sie sich um den Hof.

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„Man sieht das nicht als Arbeit – man ist bei den Hühnern“, sagt Nico Schneider. Auch Fabian Schneider genießt es, bei schönem Wetter bei den Hühnern zu stehen und zuzusehen, wie sie in aller Ruhe rumlaufen: „Man muss Spaß an einem landwirtschaftlichen Betrieb haben, sonst lässt man es lieber bleiben.

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