Holzhausen. Förster Maik Hoffmann sieht im Revier in Burbach täglich die Folgen des Klimawandels. Er will Ökosysteme schaffen, die Generationen überdauern.

Der Borkenkäfer hat in Burbach richtig reingehauen. Von etwa 5000 Hektar Wald gehören rund 650 der Gemeinde, und allein davon fiel den Käfern in den vergangenen Jahren nach Angaben der Verwaltung etwa die Hälfte zum Opfer. Die Wiederaufforstung ist zwar – wie überall – eine Mammutaufgabe. Aber sie ist auch eine Chance, wie im Gespräch mit Maik Hoffmann, für den Gemeindewald zuständiger Förster, deutlich wird. Die Bürgerinnen und Bürger können dabei helfen: Im Pilotprojekt „Burbacher Bürgerwald“ soll im Idealfall genügend Geld zusammenkommen, um für eine Fläche in Holzhausen 15.000 neue Bäume finanzieren zu können.

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Das Projekt läuft seit einigen Monaten. 2200 Euro seien bisher an Spenden eingegangen, sagt Burbachs Umweltbeauftragte Elisabeth Fley. Das reicht für 1100 Setzlinge. Allerdings sind die für den Bürgerwald vorgesehenen 15.000 Bäume bereits komplett im Frühjahr gepflanzt worden. Warten ist nämlich nicht. „Wir sind überall aktiv. Wir arbeiten auf Hochtouren, um die Wiederbewaldung hinzukriegen“, unterstreicht Maik Hoffmann. Die Gemeinde ging für das Areal am Weg oberhalb des Wanderparkplatzes Richtung „Großer Stein“ quasi in Vorleistung. Die Spenden sollen, wenn alles gut läuft, irgendwann die Kosten decken. Dabei geht es nicht nur darum, den öffentlichen Haushalt zu entlasten. Den Menschen soll auch eine Möglichkeit gegeben werden, aktiv etwas für den gebeutelten Wald in ihrer Heimat zu tun.

Die Flächen des Burbacher Bürgerwalds liegen in Holzhausen links und rechts des Weges Richtung „Großer Stein“.
Die Flächen des Burbacher Bürgerwalds liegen in Holzhausen links und rechts des Weges Richtung „Großer Stein“. © WP | Florian Adam

Bürgerwald Burbach: Ökologie und Wirtschaft sind bei Aufforstung kein Widerspruch

Wälder mit Abermilliarden Borkenkäfern plattzumachen geht dabei wesentlich schneller und einfacher, als sie anschließend wieder aufzuforsten. Selbstverständlich würde das irgendwie auch von selbst passieren, wenn man der Natur ihren Lauf ließe. Aber in den betroffenen Gebieten geht es in aller Regel darum, Ökologie, Ökonomie und die Bedürfnisse von Menschen an Wälder als Ort für Rückzug und Erholung unter einen Hut zu bringen – und das macht die Sache kompliziert. „Wir brauchen wirtschaftlich und ökologisch hochwertige Wälder“, sagt Maik Hoffmann. Das sei kein Widerspruch, denn „Mischwälder sind stabiler und nachhaltiger als Monokulturen“.

Klimawandel: Alltag

Der Forstzweckverband Burbach hat circa 5000 Hektar Gesamtfläche und zwei Forstreviere: Die Försterei Obergrund (mit Förster Elmar Wulf) und die Försterei Wasserscheide (Förster Maik Hoffmann. Die Wälder befinden sich überwiegend in Besitz von Genossenschaften. Pro Revier sind etwa 1000 Hektar von der Borkenkalamität betroffen.

Wenn es um die Frage nach dem Klimawandel geht, sieht Maik Hoffmann „gar keinen Grund zur Diskussion. Den Klimawandel erleben wir hier im Wald hautnah von morgens bis abends.“

Die riesigen Fichtenfelder seien vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg angelegt worden, als vermehrt Bauholz gebraucht wurde, erläutert der Förster. Fichte wächst schnell und lässt sich gut verarbeiten. Doch diese Baumart kommt mit dem Klimawandel nicht zurecht und hatte dem Borkenkäfer nichts mehr entgegenzusetzen. Die Lücken, die das überall in die Landschaft schlug, werden inzwischen auch von alleine wieder grün. Aber nicht jedes Grün ist wünschenswert. „Die Fichtensamen sind noch im Boden“, sagt Maik Hoffmann. „Hätten wir nichts gemacht, wäre an vielen Stellen die Fichte wiedergekommen. Und mit ihr die Probleme.“ Wesentliches Kriterium bei der Aufforstung ist, dass der künftige Bewuchs „standortgerecht“ ist. Die Fichte ist es, seit sich die klimatischen Bedingungen verändert haben, nicht mehr.

Borkenkäfer-Schäden in Burbach: Wieder-Aufforstung erfordert genaueste Planung

Im Burbacher Bürgerwald lässt sich nachvollziehen, wie die Fachleute vorgehen. „Wir müssen uns den jeweiligen Standort angucken: Wie ist die Wasserversorgung, gibt es Staunässe, wie sieht es mit der Nährstoffversorgung aus...?“, erklärt Maik Hoffmann. Größere Fläche würden gegebenenfalls noch einmal in kleinere Parzellen unterteilt, „um jeden Standort optimal zu nutzen“. Um langfristige Stabilität zu schaffen, legen die Experten Prognosen über die Entwicklung des Klimas zugrunde und orientieren sich an den ärgeren Szenenarien, damit nicht in wenigen Jahrzehnten das nächste Massenbaumsterben ansteht. Für das Gelände in Holzhausen fiel die Wahl nach Abwägung aller Faktoren schwerpunktmäßig auf Stieleiche und Hainbuche. Unter anderem wachsen dort aber auch Erle, Lärche, Bergahorn, Birke, Eberesche und Gemeine Esche, vereinzelt auch wieder die eine oder andere Fichte. Zehn bis zwölf Baumarten werden es im Endeffekt sein, sagt Maik Hoffmann.

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Außer den eingekauften Setzlingen kommen auch Bäume zum Zug, die von sich aus auf den Flächen nachwachsen – Bergahorn etwa. Die „Naturverjüngung“ wird nach Möglichkeit integriert, betont der Förster. Geht die Entwicklung in eine unerwünschte Richtung, greifen die Fachleute ein. Das tun sie ohnehin immer wieder, wie Maik Hoffmann erklärt: Bäume und Sträucher, die das Wachstum der Bäume behindern oder sogar unterbinden, müssen entfernt, Kronen freigeschnitten, Wildschäden verhindert werden.

Fichtensterben in Burbach: In der Krise steckt auch eine Chance

So hart die Borkenkäferkalamität die Wälder auch getroffen hat, Maik Hoffmann ist nicht frustriert. „Der Wechsel zu Mischwäldern wäre ohnehin gekommen“, stellt er klar. Die Nachteile von Monokulturen waren nämlich schon vorher bekannt. Die derzeitige Lage sei deshalb auch „eine Chance. Welche Förstergeneration hatte schon die Gelegenheit, auf so großen Flächen nach den neuesten Maßstäben eine Wiederbegründung vorzunehmen?“ Dass er selbst das Ergebnis aufgrund der zeitlichen Dimensionen nicht in voller Ausprägung sehen können wird – die nun gepflanzten Eichen zum Beispiel werden erst in 100 bis 120 Jahren erntereif sein – macht ihm nichts aus. „Für mich ist es eine ganz besondere und erfüllende Aufgabe. Wir begründen Waldökosysteme, die für immer bestehen sollen.“

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Wer für den Bürgerwald Burbach spenden möchte, kann sich an Elisabeth Fley wenden. Die Umweltbeauftragte der Gemeinde ist unter 02736/45-82 oder via E-Mail an e.fley@burbach-siegerland.de zu erreichen. Spenderinnen und Spender erhalten eine Urkunde, zudem können sie an Führungen durch den Bürgerwald teilnehmen. Nach Abschluss der Aktion ist darüber hinaus die Aufstellung einer Tafel vor Ort geplant, auf der – sofern sie damit einverstanden sind – die Namen der Spenderinnen und Spender vermerkt sind.

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