Burbach. Die Städte und Gemeinden wollen über ihre eigenen Wälder selbst bestimmen. Das hat ihr Verband jetzt in Burbach klargestellt.
Mehr als die Hälfte der Fichtenwälder im Kommunalwald in Nordrhein-Westfalen sind durch Sturm, Borkenkäfer, Hitze und Dürre zerstört. Insgesamt sind von diesen 250.000 Hektar Fichtenwäldern bereits 135.0000 Hektar und somit nahezu 60 Prozent des Fichtenvorrates im Staats-, Privat- und Kommunalwald verloren.
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Der Vorstand des Gemeindewaldbesitzerverbandes hat jetzt in Burbach getagt und im Gespräch mit Staatssekretär Dr. Martin Berges (Ministerium für Landwirtschaft und Verbraucherschutz) nach Lösungen gesucht. Die kommunalen Forstbetriebe stehen vor der Frage, wie der Wiederaufbau gelingen kann.
Sprachrohr
Der Gemeindewaldbesitzerverband NRW ist das Sprachrohr der kommunalen Waldbesitzer.
Im Verband sind mit 141 Mitgliedern nahezu alle waldbesitzenden Städte, Gemeinden und Kreise in Nordrhein-Westfalen organisiert. Dazu zählen die kleinste Gemeinde Nordrhein-Westfalens, Dahlem in der Eifel, und der größte kommunale Waldbesitzer Deutschlands, die Stadt Brilon, der Landesverband Lippe, der Regionalverband Ruhr Grün, viele kleinere und mittlere Gemeinden in den ländlichen Regionen und auch große Städte wie Köln, Düsseldorf und die Bundesstadt Bonn.
„Die waldbesitzenden Kommunen fordern mehr Spielraum für eigenständige Lösungen. Was dem einem sein Wildnisgebiet für den Artenschutz ist, das kann dem anderen ein Standort für Windkraft oder fremdländische Baumarten sein“, heißt es in der gemeinsamen Erklärung von so Burbachs Bürgermeister Christoph Ewers, der Vorsitzender des Verbandes ist, und Geschäftsführer Dr. Gerd Landsberg. „Für die Vielzahl der kommunalen Wälder – vom urbanen Erholungswald bis hin zu den ländlich geprägten Wirtschaftswäldern – brauchen wir Gestaltungsfreiheit statt immer mehr Gesetze, Verordnungen und Vorschriften, die die nachhaltige Forstwirtschaft einschränken, das Holzangebot dauerhaft verknappen und die heimische Holzverwendung erschweren.“
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Fünf Themen für kommunale Forstbetriebe
Fünf Themen stellen die kommunalen Forstbetriebe in ihrer Erklärung heraus:
1. Antworten auf globale Krisen – Rückbesinnung auf den Wald als nationale Rohstoff- und Energieressource: Der Angriffskrieg auf die Ukraine habe den Handlungsdruck verstärkt, noch schneller unabhängig von fossilen Energieträgern zu werden. Dass Holz bei anhaltend starker Nachfrage zum knappen Gut wird und „Nullnutzungen“ großer Waldflächen gefordert werden, passe nicht zusammen. Auch müssten die Bedürfnisse der Menschen in ländlichen Räumen beachtet werden: Kein Verbot der Brennholznutzung – gerade in Zeiten von Energieknappheit. Rundholz und Sperrholz, Bauholz und Furniere, aber auch Pellets und Brennholz müssten auch zukünftig aus den Kommunalwäldern gewonnen werden können.
Windräder bringen Waldbesitzern Einnahmen
2. Mehr Tempo für Windkraft auf Kalamitätsflächen: Die Öffnung aller Kalamitätsflächen und beschädigter Forstflächen für die Windenergie sei ein auch vom Gemeindewaldbesitzerverband geforderter Schritt, um die Energie- und Klimaschutzziele in NRW zu erreichen. Gleichzeitig werden damit für die Waldbesitzenden wichtige temporäre Einkommensmöglichkeiten geschaffen, die für die Wiederbewaldung der zerstörten Fichtenwälder und den Umbau der Wälder in klimaresilientere Bestände dringend benötigt werden. Um mindestens 1.000 neue Anlagen in den nächsten fünf Jahren zu bauen, brauche es jedoch mehr Tempo und weniger Bürokratie. Das dürfe aber nicht zur Beschneidung der kommunalen Kompetenzen führen. Die Kommunen sollten selbst im Sinne und im Namen ihrer Bürgerschaft entscheiden können.
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3. Waldpakt 2.0: Einmalig in Deutschland wurde der „Waldpakt NRW“ am 10. Dezember 2019 von der Landesregierung gemeinsam mit Verbänden aus Forst- und Holzwirtschaft, Naturschutz und den Berufsvertretungen unterzeichnet. Vereinbart wurden Initiativen zur Förderung der nachhaltigen Holznutzung und zur weiteren Honorierung der Klimaschutzleistungen des Waldes. Durch die Trennung von Landwirtschafts- und Umweltministerium würden zukunftsfähige und ganzheitliche Ansätze erschwert.
Klimaschutz mit Wald ist Geld wert
4. Honorierung der Klima- und Ökosystemleistungen der Wälder auch für Kommunen schnellstmöglich umsetzen: Die vielfältigen Ökosystemleistungen des Waldes – Klimaschutz Kohlenstoffspeicher, Luftqualität, Wasserverfügbarkeit, Biodiversität, Erholung und vieles mehr – seien keine selbstverständliche Bringschuld der Eigentümer. Die in der Forstwirtschaft erzielbaren Erlöse werden die Kosten für die Erbringung dieser Leistungen nicht mehr dauerhaft decken können. Dies gelte insbesondere nach dem flächenhaften Verlust des „Brotbaumes“ Fichte. Daher müssten alle Ökosystemleistungen vergütet, die Förderpolitik entbürokratisiert und flexibilisiert werden.
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Bürger sollen von ihrem Wald profitieren
5. Prinzip kommunaler Selbstbestimmung: Kommunalwald sei Bürgerwald. Waldbesitzende Städte und Gemeinden lehnen eine Bevormundung in der Waldbewirtschaftung ab. Sie setzen auf eine gestaltende Waldpolitik vor Ort, die die Ansprüche von Bürgerinnen und Bürgern, Forst- und Holzwirtschaft sowie Naturschutz klug miteinander verbindet. „Es wird kein einfaches Unterfangen sein, die verschiedenen Anspruchserwartungen an den Wald in eine vernünftige Balance zu bringen. Dies kann gelingen, wenn bei unseren Bürgerinnen und Bürgern und auch in der Politik endlich wieder ein Gefühl dafür entsteht, dass in unseren Wäldern hohe Werte wachsen, deren Nutzung zur Wertschöpfung beiträgt und gleichzeitig Klimaschutz, Naturschutz, Biodiversität und die Bevölkerung davon profitieren. Dazu müssen alle Akteure aufeinander zugehen und sich auch auf Kurskorrekturen einlassen“, so Christoph Ewers und Gerd Landsberg.
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