Siegerland. Die wohl gefährlichste Stelle für Radfahrer im Siegerland nennt Jörg Willems „Fahrradfalle“. Der Rad-Experte kennt einige kritische Stellen:
Wer mit dem Fahrrad oder E-Bike im Siegerland unterwegs ist, findet immer wieder Stellen, die für Gefahren oder Aufregung sorgen. Da gibt es mitunter Schlaglöcher, enge Radwege und Auto- oder Lkw-Fahrer, die die eineinhalb Meter Abstand beim Überholen der Radfahrer nicht einhalten. Wie fahrradfreundlich ist das Siegerland? Jörg Willems ist Tourguide beim ADFC (Allgemeinem Deutschen Fahrrad-Club) Siegen-Wittgenstein und Vielfahrer in der Region. Er macht deutlich: „Es gibt gute und schöne Verbindungen in den Talrichtungen.“ Aber auch immer mal wieder Problemstellen, die noch verbessert werden könnten.
Gleise: Diese Stelle im Siegerland ist für Radfahrer besonders kritisch
Wer mit dem Rad häufiger auf dem Radweg zwischen Hilchenbach und Kreuztal unterwegs ist, kennt diese Stelle: Direkt hinter dem Dahlbrucher Bahnhof verlaufen Gleise, die Radfahrer queren müssen. „Diese Stelle halte ich für unverantwortlich“, sagt Jörg Willems. Dort steht ein Schild mit der Aufschrift „Radfahrer absteigen“ und ein weiteres, das vor Sturzgefahr warnt – dennoch überqueren es bei der Besichtigung vor Ort die meisten ohne Abzusteigen.
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Wer mit dem Reifen im Zwischenraum zwischen Gleise und Asphalt hängen bleibt, läuft Gefahr, beim Sturz direkt auf Gleise zu fallen. Nur mit viel Vorsicht und als geübter und sicherer Radfahrer könne man über diese „Problemstelle“ befahren, so Jörg Willems. Das Überqueren mit dem Rad sei dort nicht verboten, er rät aber deutlich davon ab. Es sei eine „Fahrradfalle“.
Die Stadt Kreuztal, in den Bereich die Stelle hinter dem Bahnhof Dahlbruch fällt, äußert sich auf Anfrage dieser Zeitung wie folgt: „Auf die an der betreffenden Stelle in der Tat gebotene erhöhte Vorsicht wird durch die Beschilderung ausreichend hingewiesen. Eine veränderte Wegeführung ist aufgrund der topographischen Lage nicht möglich.“
Fahrrad-Schutzstreifen in Kreuztal: „Der Bereich ist viel zu eng“
„Der Bereich hinter dem Schutzstreifen ist viel zu eng und zu schmal“, sagt Jörg Willems über eine andere Stelle in Kreuztal und meint damit den Bereich an der Siegener Straße, der vor der Firma Achenbach Buschhütten verläuft. Der Asphalt sei dort neu gemacht und der Schutzstreifen für Radfahrer markiert worden.
Sonderlich viel Platz bleibt den Radfahrern zwischen Bordstein und Markierung nicht. Hinzu komme, dass Radwege wie dieser auch immer wieder zugeparkt würden, so Jörg Willems. Ein Problem, auf das Radfahrer in ganz Deutschland täglich stoßen.
Schnell mit dem Rad oder E-Bike unterwegs: Diese Ampeln halten in Siegen auf
Eine Stelle, die der Fahrradexperte hingegen nur „ärgerlich“ findet, befindet sich in Geisweid. Die Ampel an der Oberen Kaiserstraße, bei der es extra einen rot-markierten Bereich für Fahrradfahrer gibt, sei „sehr langphasig“. Manchmal registriere sie auch gar keine Fahrradfahrer, meint Jörg Willems.
Es gäbe daher Biker, die sich andere Wege suchen würden, weil ihnen die Wartezeit zu lange dauere. Gerade wenn man mit dem Rad zur Arbeit kommen wolle, sei es wichtig, „dass es flüssig läuft“. Lange Ampelphasen würden sich da summieren.
ADFC-Fahrradklimatest
Im ADFC-Fahrradklimatest 2022 kommt Siegen mit der seit 2016 unveränderten Durchschnittsnote 4,4 auf den 34. Rang von 40 beteiligten Städten zwischen 100.000 und 200.000 Einwohnern.
In der alle zwei Jahre stattfindenden Befragung ist auch Kreuztal vertreten. Mit der Note 4,3 hat sich die Stadt seit der letzten Bewertung 2018 (4,6) verbessert. Kreuztal ist auf Rang 355 von 447 Kommunen mit weniger als 100.000 Einwohnern.
Per Fragebogen konnten Teilnehmende vom September bis November 2022 beim ADFC-Fahrradklimatest beurteilen, ob sie sich beispielsweise sicher fühlen, wenn sie mit dem Fahrrad unterwegs sind. Alle Ergebnisse gibt’s im Internet unter fahrradklima-test.adfc.de.
„Gemein“ findet Jörg Willems auch die Ampel auf Höhe CineStar in Siegen: „Nirgends warte ich länger als an dieser Ampel.“ Gefährlich sei dann die Stelle in direkter Nähe, wo die Brüder-Busch-Straße auf den Herrengarten und damit Fahrradfahrer auf Autos treffen: „Dort gehört ein Spiegel oder ein ‘roter Teppich’ für Fahrradfahrer hin. Damit klar ist, dass Fahrradfahrer zu den neuen Ufern fahren.“
Radverkehr in Siegen und Umland: Enge, Schlaglöcher, Schnellfahrer
Hinter dem Klinikum Siegen verlaufe auch ein Weg, den Fußgänger und Radfahrer nutzen würden, so der Fahrradexperte. Auch diese Stelle müsste aufgrund der Enge am besten „entschärft“ werden.
Hinzu kommen im Siegerland insgesamt kleinere Probleme für Fahrradfahrer wie beispielsweise Schlaglöcher. „Auch gibt’s Pedelecs, die schneller als 25 km/h fahren, aber kein Nummernschild haben.“ Generell sei es trotz des immer stärkeren Ausbaus an Radwegen bisher auch „immer noch das Beste, abseits der Straßen zu fahren“, so Jörg Willems. „Da fühlt man sich sicherer und wird mehr akzeptiert.“
Siegerland: Was läuft gut im Radverkehr?
Natürlich gibt es „Problemstellen“ in puncto Radverkehr im Siegerland – aber vieles läuft eben auch gut. Das betont ADFC-Tourguide Jörg Willems. Und in vielen Siegerländer Kommunen sollen die Radverbindungen in den nächsten Jahren noch verbessert werden. Ein paar der Dinge, die laut dem Tourguide gut klappen:
1. „Früher war Weidenau immer ein Problem“, sagt Jörg Willems über die Rad- und Zugverbindung im Siegerland auf Nachfrage dieser Zeitung. Wer mit dem Zug anreiste und dabei sein Fahrrad mit dabei hatte, hatte oft Probleme beim Weitertransport des Fahrrads. Sowohl in Weidenau als auch in Kreuztal habe er lange keine Beschwerden mehr über die Aufzüge gehört, so Jörg Willems. Wer also mit dem Rad damit hoch- und runterfahren will, kommt im Normalfall zurecht.
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2. Die „roten Fahrradwege“ seien größtenteils gut ausgeschildert, so Jörg Willems. Auch die Fahrradroute unter der HTS hätte ihren Charme, sei gleichzeitig überdacht. Generell gebe es viele schöne Radrouten im Siegerland. Gerade die Verbindung von Geisweid bis Eiserfeld sei beispielsweise gut. „Eine Radverbindung von Kredenbach nach Unglinghausen wäre noch klasse“, so der Fahrradexperte. „Als Vielfahrer wünscht man sich auch einen Radschnellweg.“
3. „Viele Autofahrer im Siegerland halten die 1,50 Meter Abstand beim Überholen ein“, sagt der Kreuztaler. Das habe sich über die Jahre deutlich verbessert.
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4. Dass alles im Miteinander gut funktioniere, hänge aber auch damit zusammen, dass sich Radfahrer „fair“ gegenüber Fußgängern verhalten würden und müssten, meint Jörg Willems. Man solle zum Beispiel zeitig die Fahrradklingel betätigen und das Tempo rausnehmen, bevor man an Fußgängern vorbeifahre.
Jörg Willems selbst meldet alle Fahrrad-Problemstellen im Siegener Stadtgebiet, die ihm auffallen, per App („Siegener Mängel Melder“) – und empfiehlt das auch anderen. Mehr Infos über den ADFC Siegen-Wittgenstein und Jörg Willems’ E-Bike-Touren gibt’s auch unter touren-termine.adfc.de.
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