Siegen. Im Leimbachtal starten die Bauarbeiten für den neuen Radweg zur City. An diesem kommt auch eine eine für Siegen ganz neue Technik zum Einsatz.

Für Radfahrerinnen und Radfahrer komme es vor allem auf zwei Dinge an, sagt Bürgermeister Steffen Mues: Sicherheit und Schnelligkeit. Beides soll in drei bis vier Monaten der Geh- und Radweg Leimbachtal bieten, der das Gewerbegebiet über 1,3 Kilometer Strecke entlang des Waldrands mit der Innenstadt verbindet. Vorbereitende Maßnahmen sind bereits erledigt, die eigentlichen Arbeiten beginnen in der ersten Maiwoche 2023.

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Die Route führt hinter dem Leimbachstadion entlang. Noch ist dort ein unbefestigter Wirtschaftsweg, innerhalb der kommenden drei bis vier Monate wird dieser zu einem drei Meter breiten, asphaltierten Geh- und Radweg umgebaut, der vom Ende der Straße „Am Schieferberg“ zur Straße „In der Leimbach“ führt. Es entstehen etwa 4500 Quadratmeter Fläche, außerdem sind mehr als 3200 Kubikmeter Bodenaushub erforderlich, wie der Bürgermeister sagt.

Siegen: Fahrradverkehr hat über die Pandemie messbar zugenommen

Rund 564.000 Euro wird das nach derzeitigem Stand kosten, wovon 70.000 Euro auf Westnetz entfallen: Das Unternehmen wird hier ein neues Beleuchtungskabel verlegen und sein Netz um ein Niederspannungskabel erweitern. Für ihren Anteil von rund 494.000 Euro erhält die Stadt 90 Prozent Förderung seitens des Landes Nordrhein-Westfalen. Eigentümerin des Geländes ist die Waldgenossenschaft Leimbacher Hauberg, die den Wirtschaftsweg für die kommenden 30 Jahre an die Stadt verpachtet hat.

In der Praxis

Siegen habe auf dem Weg, attraktiver für Radfahrende zu werden, schon „eine Menge erreicht“, so Bürgermeister Steffen Mues. Es gebe viele Abstellmöglichkeiten für Räder, ein funktionierendes E-Bike-Verleihsystem, viele Radschutzstreifen an Bergauf-Strecken und auch Fahrradstraßen.

In der ersten Jahreshälfte werden laut Verwaltung noch weitere Radschutzstreifen markiert: In der Boschgotthardshütte in Weidenau bergauf zum Evangelischen Gymnasium (Evau) und ebenfalls bergauf in der Freiengründer Straße in Eiserfeld.

Radverkehr kennt der Bürgermeister übrigens nicht nur aus der Theorie: Er nutze das E-Bike oft, wie er beim Termin an der Baustelle für den Radweg Leimbachtal anmerkt. Wer die Augen offenhält, wird Steffen Mues regelmäßig auf dem Fahrrad durch die Stadt fahren sehen – auch zu offiziellen Terminen.

Die Maßnahme war ursprünglich einmal für das Jahr 2021 gedacht. Sie komme aber auch jetzt „zur richtigen Zeit“, sagt Steffen Mues. „Viele Leute haben das Fahrrad für sich entdeckt“, und das nicht nur für private, sondern auch für dienstliche Wege. Die Pandemie-Jahre hätten diese Entwicklung beschleunigt, auch der Vormarsch der E-Bikes mache sich bemerkbar. Es handele sich keineswegs nur um einen Eindruck – es lasse sich belegen. Die drei sogenannten automatischen Dauerzählschleifen, die den Radverkehr im Stadtgebiet erfassen, ließen „erkennen, dass der Fahrradverkehr sich deutlich intensiviert hat“, erläutert Steffen Mues. Diese gelte nicht nur für die warme Jahreszeit, sondern auch für die Wintermonate.

Der Verlauf des Geh- und Radwegs Leimbachtal.
Der Verlauf des Geh- und Radwegs Leimbachtal. © Manuela Nossutta/Funkegrafik NRW

Radwege in Siegen: Sicherheit größer, wenn Autos und Fahrräder getrennt sind

Ein besonderes Plus für die Sicherheit sei immer, wenn Fahrräder und Kraftfahrzeuge räumlich voneinander getrennt sind. Im Fall des neuen Radwegs etwa sei ein großer Vorteil, dass Radfahrende sich nicht mehr unter den Autoverkehr auf der Leimbachstraße mischen müssten, betont der Bürgermeister. Außerdem korrespondiere die neue Verbindung mit dem Vorhaben, die Martinshardt II zu einem „klimafreundlichen Gewerbegebiet“ zu machen. Die Menschen, die dort arbeiten, werden künftig sicher und schnell mit dem Fahrrad dorthin gelangen können. „Es ist ein wichtiger Schritt an einer besonders wichtigen Stelle“, charakterisiert Steffen Mues den Radweg.

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Damit die Verbindung nicht vom Gewerbegebiet aus kommend übergangslos im Wohngebiet endet, werden entlang der weiteren Route zur Leimbachstraße etwa 1,25 Meter breite Schutzstreifen markiert: Am Schieferberg, in Lessing-, Mörike- und Uhlandstraße sowie im unteren Teil von „In der Winchenbach“. Dies wird im Zuge von Tagesbaustellen geschehen. Der Wirtschaftsweg im Wald wird für die Dauer der Arbeiten hingegen komplett gesperrt.

Bürgermeister Steffen Mues (rechts) und Stadtbaurat Henrik Schumann (links) stellen mit weiteren Akteurinnen und Akteuren vor Ort die Pläne für den Bau des Geh- und Radwegs Leimbachtal vor.
Bürgermeister Steffen Mues (rechts) und Stadtbaurat Henrik Schumann (links) stellen mit weiteren Akteurinnen und Akteuren vor Ort die Pläne für den Bau des Geh- und Radwegs Leimbachtal vor. © WP | Florian Adam

Geh- und Radweg Leimbachtal: Erstmals in Siegen „adaptive Beleuchtung“

Am neuen Geh- und Radweg wird zum ersten Mal überhaupt im Stadtgebiet eine „adaptive Beleuchtung“ zum Einsatz kommen. Sensoren erfassen Bewegungen und aktivieren das Licht bei Dunkelheit nur dann, wenn tatsächlich jemand dort unterwegs ist. Dass sei nicht nur aus Kosten- und Klimaschutzgründen sinnvoll, wie Steffen Mues erklärt, sondern diene auch dem Schutz nachtaktiver Insekten. Die Verwaltung nutze den Bereich auch als eine Art Teststrecke, um Zuverlässigkeit und Energiesparpotenziale solcher Anlagen zu ermitteln.

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„Mit jedem Radweg wird der Radverkehr in Siegen sicherer“, sagt Steffen Mues. In Siegen liege eine große Schwierigkeit bekanntermaßen in der Topographie: Die Tallagen, durch die sich die Verkehrsachsen ziehen, sind dicht bebaut, so dass für zusätzliche Radwege vielerorts kein Platz ist. In Städten wie Siegen „stand Radverkehr noch in den 70er, 80er, 90er Jahren nicht auf der Agenda“, merkt Steffen Mues an, und viele der damaligen Versäumnisse seien nun nur schwer nachzuholen. „Es gibt aber immer die Möglichkeit, hier und da etwas zu schaffen“, ergänzt er. Der Geh- und Radweg Leimbachtal sei dafür ein Beispiel.

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