Hilchenbach. Aldi will zurück nach Hilchenbach. Nun zeichnet sich eine Möglichkeit für einen Neubau ab – dort, wo der Discounter vor 30 Jahren abgezogen ist.

Aldi ist auf dem Weg zurück nach Hilchenbach. Möglicherweise wird es aber bis 2030 dauern, bis ein neuer Markt da steht, wo er früher schon einmal stand: an der Ecke Mühlenweg/Herrenwiese. Der Rat hat jetzt in nicht öffentlicher Sitzung beschlossen, das Vorkaufsrecht für eines der benötigten Grundstücke auszuüben.

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„Es gibt großes Interesse eines Discounters, sich dort anzusiedeln“, bestätigte Bürgermeister Kyrillos Kaioglidis auf Anfrage dieser Zeitung, „man hat da schon konkrete Vorstellungen.“ „Hilchenbach ist ein interessanter Standort für uns und wir befinden uns derzeit in vertraulichen Gesprächen“, antwortete Aldi Nord auf Nachfrage dieser Zeitung. „Da diese noch nicht abgeschlossen sind, können wir Ihnen leider keine weiteren Informationen zukommen lassen.“

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Das ist der Stand der Dinge

Schon vor zwei Jahren berichtete Bürgermeister Kyrillos Kaioglidis im Infrastrukturausschuss über das Interesse eines „weiteren Discounters“ an Hilchenbach. Die Gelegenheit zum Zugriff bietet der Verkauf der Getränkemarkt-Grundstücks, das an das neue Einkaufszentrum in der Herrenwiese mit Rewe und Rossmann angrenzt. Eine in den Niederlanden eingetragene Gesellschaft, die mittlerweile Eigentümerin der Immobile geworden ist, hat sich von dem Grundstück getrennt. Das musste sie der Stadt anzeigen, die nun ein Vorkaufsrecht ausübt. Das kann sie, seit sie im vorigen Jahr eine Satzung dazu erlassen hat – um den „3. Weg“ aus der Dammstraße zu vertreiben.

Die Stadt wird das Grundstück mit dem Getränkemarkt an die Eigentümer der Nachbar-Parzelle weitergeben, in dem sich jetzt der Sonderpostenmarkt „Dollar Hugo“ befindet. Die wiederum werden die gesamte Fläche im Erbbaurecht für zunächst 30 Jahre an Aldi übergeben. Dann würde auf dem Gelände des Sonderpostenmarktes, der noch einen Mietvertrag bis längstens Ende 2029 hat, ein neuer Aldi mit rund 1000 Quadratmetern Verkaufsfläche entstehen, der zugehörige Parkplatz an der Stelle des Getränkemarktes.

Der Ruinener Weg mit dem künftig offen gelegten Langenfelder Bach verbindet den Marktplatz mit dem Einkaufszentrum in der Herrenwiese.
Der Ruinener Weg mit dem künftig offen gelegten Langenfelder Bach verbindet den Marktplatz mit dem Einkaufszentrum in der Herrenwiese. © Steffen Schwab | Steffen Schwab

Das ist die Vorgeschichte

Bis Anfang der 1990er Jahre gab es in der Herrenwiese einen Aldi-Markt (später Getränkemarkt Stenger) und einen Combi-Lebensmittelmarkt (heute Dollar Hugo). Die Combi--Kette wurde 2003 aufgegeben, Aldi war da längst schon im neuen, 1993 eröffneten Gerberpark-Einkaufszentrum. In den Jahren danach wurde der zu Rewe gehörende Penny-Discounter in der Unterzeche (heute KiK) geschlossen und der Netto-Discountmarkt im ehemaligen Kraemerschen Park neu eröffnet.

Am Ende des Jahrzehnts

Das ist die Aussicht bis zum Ende des Jahrzehnts: Über den Ruinener Weg wird das vergrößerte Herrenwiese-Einkaufszentrum (dann mit Rewe, Rossmann und Aldi) mit dem Marktplatz verbunden, der bis dahin ebenfalls runderneuert ist mit Wassergraben und Wasserspiel und baumbestandenen Verweil-Inseln. Am Ruinener Weg wird der Langenfelder Bach offengelegt und ein Neubau mit einem Bäckerei-Café fertiggestellt sein. Das Leben der Stadtmitte wird sich endgültig vom Gerberpark noch weiter weg entwickeln als bisher.

Für Aldi war die Zeit im Gerberpark glücklos – der Discounter wollte raus. Als neuer Standort kam das Gelände zwischen Ruinener Weg und Dammstraße ins Gespräch. Die Politik wollte nicht – das würde den Gerberpark schwächen. Letztlich stand aber auch das Haus Hüttenhain im Weg, das auf Ministerweisung 2010 unter Denkmalschutz gestellt werden musste und erst 2022 doch abgerissen werden durfte. Als die Schraubwerkzeugfabrik USH 2011 aus Hilchenbach wegzog (und 2013 zurückkehrte, nach Müsen), bot sich eine neue Option: ein Einkaufszentrum in der Herrenwiese. Die Politik hielt weiter dagegen – um den Gerberpark zu schützen. Dort wiederum zeigte Rewe keine Neigung, eine von Aldi aufgegebene Fläche zu übernehmen. Im Gegenteil: Inzwischen wollte auch der Supermarkt raus.

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2015/16 gibt Hilchenbach nach: Die ehemalige USH-Fabrik wird abgerissen. Ein neues Einkaufszentrum wird geplant, mit Discounter und Drogeriemarkt. Doch Aldi orientiert sich neu: 2016 ist Schluss, nicht nur im Gerberpark, sondern in Hilchenbach überhaupt. Die Discountkette will das obere Ferndorftal fortan von Kredenbach aus bedienen. Dort entsteht das Einkaufszentrum neu, auch die Aldi-Filiale in der Kreuztaler Stadtmitte wird geschlossen. Die Nachbarstädte Hilchenbach und Kreuztal liefern sich einen Streit auf offener Bühne. Kreuztal zeigt sich – nach eigener Darstellung – großzügig und überlässt Hilchenbach den Rossmann-Drogeriemarkt, der sonst auch noch nach Kredenbach gekommen werde.

Rewe kommt an der Stelle von Aldi in die Herrenwiese. Ostern 2019 wird Eröffnung gefeiert. Schon zwei Jahre vorher hat die Projektentwicklungsgesellschaft Gedanken zu einem zweiten Bauabschnitt geäußert – Richtung Getränkemarkt und Dollar Hugo. Zwei weitere Fachmärkte, konkret genannt wird ein Textil-Discounter, könnten dort entsteht. Danach wird es still um das Vorhaben: „Das Interesse des Eigentümers scheint nicht so groß zu sein“, sagt Bürgermeister Kyrillos Kaioglidis Ende 2021. Fortsetzung: siehe oben.

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