Müsen.

„USH“ kommt zurück: In einer der zwölf ehemaligen Sieper-Hallen an der Müsener Glück-Auf-Straße richtet sich die Schraubwerkzeugfabrik neu ein. „Fantastisch“, freut sich François Defougeres, „innerhalb von drei Wochen mit einer ganzen Firma umziehen.“ Der USH-Aufkleber ziert einen französischen Wagen, der in Poligny angemeldet ist. Das ist halb so groß wie Hilchenbach, liegt im französischen Jura. François Defougeres ist Eigentümer des von seinem Vater gegründeten Unternehmens Diager – und hat USH gekauft.

„Alles passt genau“, freut sich Werksleiter Torsten Welz. Die gemietete ebenerdige Fläche von 2300 Quadratmetern entspricht der, die USH — die Abkürzung steht für den Firmengründer „Ulrich Schmidt Hilchenbach“ – vorher verwinkelt und zergliedert in der zweiten Etage des „Ningeln Bau“, der alten Leimfabrik an der Herrenwiese, hatte. 19 Hilchenbacher USHler werden in Müsen ihren neuen Arbeitsplatz finden.

Hinter ihnen liegen bewegte Jahre: 2010 kaufte Rainer Giehler, Gesellschafter und Geschäftsführer von Koch Bohrer in Engelskirchen das Hilchenbacher Unternehmen. Im Herbst 2011 ging die Reise ins oberbergische Land: Im Morsbacher Ortsteil Lichtenberg zogen Koch Bohrer und USH zusammen. Das ging wenig länger als ein Jahr gut. Bereits im Dezember 2012 stellte Giehler Insolvenzantrag, im April 2013 wurde der Betrieb eingestellt. Vor allem die Bedienung des Baumarktsektors mit Bohrern und Schraubwerkzeugen hatte sich als zunehmend problematisch erwiesen: „Die Konkurrenz aus Fernost war so stark, dass wir keine Margen mehr hatten“, sagt Welz.

Kein Pendeln mehr nach Morsbach

Der französische Bohrer-Hersteller Diager zeigte Interesse an einem deutschen Standbein. Das weltweit in 80 Ländern aktive Unternehmen kaufte USH und ging auf Quartiersuche: „Wir mussten innerhalb von vier Wochen ausziehen“, berichtet Torsten Welz — die Bank wollte die Immobilie aus der Insolvenzmasse unvermietet verwerten. Die Müsener Lösung habe sich „sehr kurzfristig“ ergeben. Aber nicht zufällig: USH hat mehrere Mitarbeiter, die in dem ehemaligen Bergmannsdorf leben. 47 Mitarbeiter hatte USH, nun nicht länger Schwesterunternehmen von Koch Bohrer, bis zur Insolvenz. Sie alle waren aus Hilchenbach mit nach Morsbach gewechselt. Mit Fahrgemeinschaften erleichterten sie sich das Pendeln, der Sozialplan sah für den nunmehr 50 Kilometer weiten Weg zur Arbeit monatliche Benzingutscheine vor.

Zurück in Hilchenbach wird aber nicht alles wieder wie früher: Unter Diager-Regie sollen ausschließlich hochwertige Bohrer gefertigt werden, unter anderem für die SDS-Systeme von Bosch und Hilti. Den Neustart will USH vorsichtig angehen. „Wir wollen sehen, wie die Umsätze sich entwickeln und ob die Kunden noch da sind“, sagt Torsten Welz. Für das nächste Jahr könne er sich vorstellen, die Belegschaft auf 30 Kräfte aufzustocken: „Wenn alles am Brummen ist.“ François Defougeres macht klar, dass er keineswegs nur an ein Gastspiel denkt: Die Lage passt, die Gegend ist gut, Geschäftspartner und Kunden sind in der Nähe. „Für uns ist es wichtig, ein deutscher Hersteller zu sein“, betont Defougeres auf Englisch, „we are positive.“