Hilchenbach. Mit dem neuen Plan für den Ruinener Weg wird die Hilchenbacher Innenstadt-Planung rund. Es bleibt nur ein Problem, vielleicht.

Es ist so weit: Eine Bachlandschaft mit Bäckerei und Caféterrasse über der Uferböschung wird das neue Tor zum historischen Marktplatz und zur Hilchenbacher Innenstadt. Im Infrastrukturausschuss wurde die Planung jetzt vorgestellt.

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Das ist geplant

Das Vorhaben ist nicht einfach. Denn der – private – Neubau des Bäckerei-Cafés mit zwei Wohnetagen muss Hand in Hand gehen mit der Öffnung des Langenfelder Bachs, der jetzt in einer tiefen Rinne neben dem Ruinener Weg genau da verläuft, wo das Haus errichtet werden soll. „Wir haben über einen langen Zeitraum mit vielen anderen Behörden gearbeitet“, berichtet Baudezernent Michael Kleber, der noch etwas vorsichtig von einer „hoffentlich möglichen Weiterentwicklung“ spricht.

Der Neubau: Ulrike Seppi vom Siegener Büro Stark Architekten stellt den Plan für den Neubau vor, den Schneiders Bäckerei aus Dreis-Tiefenbach am Ruinener Weg errichten will: ein dreigeschossiges Haus mit steilem Flachdach, das im zusammengefassten Erd- und Zwischengeschoss ein Bäckerei-Café mit großzügiger Glasfassade und im Ober- und Dachgeschoss zwei oder drei Wohnungen aufnimmt. Die „Verzahnung von Naturraum und Stadtmitte“ leitet das Konzept, erklärt die Architektin. Mit einer dunklen Holzverkleidung werde sich der Neubau „in die gewachsene Struktur der Stadt einfügen“. Der Gastraum wird am Ruinener Weg liegen, die Außenterrasse in Richtung Herrenwiese die Böschung zum neuen Ufer des Langenfelder Bachs überkragen. Zugang und Stellplätze zu den Wohnungen werden zur Dammstraße ausgerichtet.

Der  Langenfelder Bach heute: Hier wird das Bäckerei-Café gebaut, der Bach wird auf den heutigen Parkplatz gelegt.
Der Langenfelder Bach heute: Hier wird das Bäckerei-Café gebaut, der Bach wird auf den heutigen Parkplatz gelegt. © Steffen Schwab | Steffen Schwab

Der Langenfelder Bach: Die Offenlegung des Langenfelder Bachs ist der dritte und letze Bauabschnitt des Renaturierungs-Vorhabens, das jenseits der Rothenberger Straße beim Alloheim-Gelände begonnen und mit den neuen Ufern an der Gerichtswiese fortgesetzt wurde. Am Ruinener Weg verläuft der Bach in einem tiefen, offenen Kanal. Nun soll er über das Gelände des jetzigen Parkplatzes verschwenkt werden und eine großzügige Uferlandschaft bekommen, bevor er jenseits der B 508 in die Ferndorf mündet. Zusammen mit der Caféterrasse, sagt Baudezernent Michael Kleber, „wird das ein gewisser Eyecatcher werden“. Der Uferbereich sei allerdings nicht, wie bei der Gerichtswiese, „als Spielwiese vorgesehen“. Im Haushaltsplan ist dafür eine Investition von 1,55 Millionen Euro vorgesehen – damit wird dieser dritte Bauabschnitt auch der teuerste. Die Stadt rechne damit, dass der eingeplante Landeszuschuss von rund 1,1 Millionen Euro „um Ostern herum“ bewilligt werde. Offenlegung des Bachs und Gebäudebaustelle sollen dann aufeinander abgestimmt begonnen werden. Vorher müssen noch eine Gasleitung verlegt und das Bebauungsplanverfahren vorangetrieben werden. Der Langenfelder Bach hieß dort in alten Gemarkungskarten Hilchenbach – als längster Zufluss ist er schon weit oben in der Schützenstraße in den Preisterbach gemündet, der vor dem Rathaus im verrohrten, aus der Siedlung kommenden Hilchenbach endet.

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Das Bäckerei-Café: „Für uns war die Ecke schon immer interessant“, sagt Philipp Schneider, einer der beiden Geschäftsführer der Großbäckerei. Die stark befahrene B 508 ist in Sichtweite – das bietet die Chance, Autofahrer für den kurzen Stopp am Backshop zu gewinnen. Die Stadtmitte beginnt in ein paar Schritten – das Geschäft kann mit Passanten rechnen. Und das Viertel ist gut bewohnt – mit Menschen, die hier morgens ihre Frühstücksbrötchen kaufen. Eine täglich geöffnete Bäckerei mit Café (werktags von 6 bis 18, sonntags von 8 bis 17 Uhr) „fehlt in Hilchenbach noch ein bisschen“, sagt Philipp Schneider, „wir wollen so ein bisschen das neue Wohnzimmer sein.“ Wobei der Unternehmer dem allgemeinen Schwärmen und dem Schwelgen in Erinnerungen an vergangene Hilchenbacher Kaffeehaus-Zeiten etwas nüchtern entgegenwirkt: „Wenn die Leute früher alle zu den Konditoren gegangen wären, wären sie heute noch da.“ Erwarten kann die Kundschaft ein Frühstücksangebot, für mittags den Bäcker-Snack und, gerade auch sonntags, Torten zum Verzehr im Café und zum Mitnehmen nach Hause. „Ein total schönes Konzept“, sagt Oliver Schneider (CDU), „eine wirkliche Bereicherung für Hilchenbach.“ Und da ist er nicht der einzige.

Das ging voran

Das Gelände zwischen Ruinener Weg, Herrenwiese und Dammstraße gilt als „Filetstück“ der Innenstadt. Vor 15 Jahren diskutierten Politik, Einzelhandel und Verwaltung darüber, ob auf dem Areal ein Aldi-Markt angesiedelt werden könne. Der Discounter war damals noch im Gerberpark untergebracht, wollte dort aber ausziehen. Mit dem Wegzug und Abriss der USH-Schraubwerkzeugfabrik (heute in Müsen) eröffnete sich dann aber die Möglichkeit für ein Einkaufszentrum an der Herrenwiese – Rewe (aus dem Gerberpark) und Rossmann zogen dort ein, Aldi verließ Hilchenbach ganz, zumal mit Netto im ehemaligen Kraemerschen Park ein weiterer Discounter ansässig geworden war. Die Hilchenbacher Aussichten auf großflächigen Einzelhandel direkt neben dem Marktplatz schwanden, weil irgendwann auch das Nachbargrundstück am Ruinener Weg nicht mehr zu haben war. Die Zahnärzte Menn kauften aus der Zwangsversteigerung heraus auch das Haus Hüttenhain, das als verfallendes Baudenkmal inzwischen nicht mehr im Weg steht. Damit waren die Weichen für das neue Tor zur Innenstadt auf dem der Stadt verbliebenen Grundstück, das jetzt vorgestellt wurde, gestellt.

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Ruinener Weg: Die Hilchenbacher Innenstadt ist wieder Baustelle.
Ruinener Weg: Die Hilchenbacher Innenstadt ist wieder Baustelle. © Steffen Schwab | Steffen Schwab

Das kommt noch

Der Marktplatz wird neu gestaltet, die Arbeiten im künftigen „grünen Norden“ unterhalb der Kirche haben begonnen. Was denn da mit der Kirmes werde, fragt Peter Gebhardt (FDP), „es wird langsam eng.“ Bisher stehen die großen Fahrgeschäfte mit den klingenden Namen „Air Race“ und „Fighter“ auf dem Parkplatz Ruinener Weg und auf dem oberen Markt – beide Standflächen sind nun weg. „Ziel ist, die Kirmes in der Innenstadt zu halten“, sagt Bürgermeister Kyrillos Kaioglidis. Die „besondere Kirmes mitten in der Stadt“ könne sich in die Dammstraße, die Gerbergasse und die Unterzeche ausdehnen, denkbar sei auch ein großes Fahrgeschäft auf dem Parkplatz 4 an der Rothenberger Straße, der zu Fuß auch von der Dammstraße aus erreichbar ist. Mit dem Kirmesveranstalter werde die Stadt nun über Details sprechen, damit es am Ende nicht bei „Märchen-Karussell“ und „Babyflug“ und dem Autoscooter vorm Rathaus bleibt. Bis Mitte September ist noch Zeit.

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