Hilchenbach. .

André Jung und Michael Schwenke haben sich entschieden: „Blaue Donau“ nennen der Bauausschussvorsitzende und der Tiefbauchef des Rathauses den Bach, der seit wenigen Tagen zwischen seinen neuen Ufern durch die Stadtmitte plätschert. „Eine Bereicherung für den Marktplatz“, freut sich André Jung (CDU), „wir haben unsere Attraktivität gesteigert.“ Die Resonanz aus der Bevölkerung sei „nur positiv“, betont Baudezernent Michael Kleber, der — wie der Bauausschuss bei seinem Ortstermin auch — noch den Protest vor Augen hat, als im September Kastanie, Weide und sämtlicher weiterer Bewuchs gerodet wurden. Zweite und dritte Bauabschnitte sollen folgen. „Dann kommt an Hilchenbach keiner mehr vorbei.“

„Lückenschluss“ unterm Rathaus

Die Achse zwischen Kirche und Wilhelmsburg längs über den Marktplatz liegt nun offen. Da, wo bis letzten Sommer eine grüne Wand Markt und Gerichtswiese voneinander abschirmte, sind eine Kastanie und eine Trauerweide neu gepflanzt worden. Bis die Hecken wieder gewachsen sind, schützen Holzzäune Passanten davor, unfreiwillig baden zu gehen. Denn der Bach, lange in einer betonierten Rinne versteckt, liegt nun offen. „Jetzt fehlt noch die Wiese“, sagt Olimpia Groth von der städtischen Tiefbauabteilung, die das Projekt koordiniert. Dann steht dem Verweilen am neuen Ufer nichts mehr im Wege.

Etwa 150 000 Euro hat die Stadt in die Offenlegung des Bachs zwischen Wilhelmsburg- und Dammstraßen-Brücke investiert, weitere 120 000 in den Neubau der Wilhelmsburg-Brücke, die dem historischen Vorbild nachempfunden wurde — nur der Grundstein mit der Jahreszahl 2015 macht deutlich, dass die Passanten sich hier auf einem stabilen Neubau bewegen. Einen Graffitikünstler will die Stadt dafür gewinnen, die Natursteinoptik auch auf dem benachbarten Betonbauwerk zu „spiegeln“, kündigt Tiefbau-Sachgebietsleiter Schwenke an. Das Rathaus liegt eigentlich am Wasser. Der Seitenflügel ist auf Pfählen gegründet. Und wer die Treppe zum Eingang hinaufsteigt, geht eigentlich unter eine Brücke. Denn der gepflasterte und mit einem Blumenbeet versehene Vorplatz ist nichts anderes als der Stahlbetondeckel über dem Bach. „In höchstem Maße marode“, sagt Michael Schwenke. Der erste Stahlbalken sei schon beim Neubau der Gewölbebrücke „in sich zusammengebrochen“. Nicht umsonst verhindert ein Bauzaun seit Jahren das Betreten der Fläche.

Nicht nur die weitere Offenlegung des Bachs, sondern auch der Neubau einer Brücke ins Rathaus wird bezuschusst. Im nächsten Jahr können in diesem zweiten Bauabschnitt um die 320 000 Euro verbaut werden, 90 Prozent davon übernimmt das Land, das damit einen „Lückenschluss“ ermöglicht: Der Bach ist dann vom ehemaligen Lederwerke-Gelände bis zum Markt offen. Zukunftsmusik ist dann nur noch der dritte Abschnitt am Ruinener Weg entlang bis zur Mündung in die Ferndorf. Von der „Blauen Donau“ sollte dann allerdings niemand mehr reden: Den Beinamen trug der Bach, als sein Wasser von Lederwerke-Chemikalien verfärbt war.

Hilchenbach heißt der offengelegte Bach an der Wilhelmsburg laut Flurkarte von 1956. „Lange Felder Flus“ wird er 1772 genannt, „Preister Wasser“ 1821.

Der Langenfelder Bach mündet in den Preisterbach, der Preisterbach in den Hilchenbach. Die Stadt nennt ihn trotzdem Langenfelder Bach.