Siegen. Energiekosten, Inflation, Kriegsangst: Der Einzelhandel spürt klare Zurückhaltung bei den Kunden. Hoffnung liegt nun auf dem Black Friday.

Im lokalen Einzelhandel machen sich die diversen Krisen bemerkbar. Bei aller Besorgnis in der Branche gibt es aber gleichzeitig auch überraschende Wendungen, wie Marco Butz, Handelsreferent der Industrie- und Handelskammer (IHK) Siegen berichtet. Der Blick richtet sich nun zunächst auf den Black Friday am 25. November – denn dann beginnt das Weihnachtsgeschäft, auf dem in der momentanen Situation besonders große Hoffnungen ruhen.

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„Jeder zweite Einzelhändler hat geringere Umsätze gemeldet. Kunden halten sich zurück und kaufen preissensibler“, sagt Marco Butz mit Verweis auf die jüngste Konjunkturumfrage der IHK Siegen, deren Ergebnisse Mitte Oktober vorgestellt wurden. Der dabei ermittelte Konjunkturklimaindex brach in Folge des Ukraine-Kriegs und der damit verbundenen Inflation und Energiekostensteigerung so drastisch ein wie nie zuvor innerhalb eines Jahres. Der Knick zieht sich durch alle Bereiche, doch „von allen Branchen im IHK-Bezirk fällt im Einzelhandel die Beurteilung der Geschäftslage am schlechtesten aus“, teilte die Kammer mit.

Siegen: Einzelhändler spüren deutliche Zurückhaltung bei der Kundschaft

77 Prozent der befragten Einzelhändler hätten von Zurückhaltung der Kundschaft berichtet, im Automobilhandel sogar 88 Prozent, sagt Marco Butz. Im Lebensmittelhandel seien es mehr als 50 Prozent. In dieser Sparte zeige sich auch eine verstärkte Tendenz zu Eigenmarken: „Das kriegen wir vermehrt gespiegelt. Viele Menschen versuchen, auf preiswertere Produkte umzuschwenken.“

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Ähnliche Entwicklungen habe die Konjunkturumfrage für Mode und Schuhe ergeben sowie für Bau- und Gartenbedarf. Letzteres Segment habe während der Pandemie noch geboomt, weil viele Leute während der Lockdowns Zeit hatten, sich mit entsprechenden Projekten im heimischen Umfeld zu beschäftigen.

Siegen: Umsätze im Einzelhandel steigen zwar – doch die Gewinne gehen zurück

Eine „totale Überraschung“ seien dann allerdings die Zahlen gewesen, die das Statistische Bundesamt (Destatis) am 31. Oktober vorgelegt hat, merkt der IHK-Handelsreferent an. Im September habe der Einzelhandel demnach bundesweit mehr umgesetzt als im Vormonat. Nominal liegt das Plus nach Destatis-Angaben bei 1,8 Prozent, preisbereinigt bei 0,9 Prozent. Wobei sich die Zahlen im Jahresvergleich anders darstellen: Gegenüber September 2021 gibt es nominal ein Umsatzplus von 9,9 Prozent, aber real (also preisbereinigt) ein Minus von 0,9 Prozent. Diese Differenz „spiegelt die hohen Preissteigerungen im Einzelhandel wieder“, schreibt das Statistische Bundesamt. Manche Geschäfte würden inzwischen unter anderem ihre Außenbeleuchtung früher ausschalten oder auf LED umrüsten, um die gestiegenen Kosten zu kompensieren, sagt Mirco Butz.

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Das Weihnachtsgeschäft sei nun „die große Hoffnung, die für den Handel da ist“, sagt der Fachmann. Die Lager seien „gut gefüllt“. Die Frage bleibt, wie die Kundinnen und Kunden sich in der aktuellen Lage verhalten werden.

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