Siegen/Essen/Detmold. Die Galeria-Insolvenz heißt Zittern in Siegen um die Zukunft des Kaufhauses. Jetzt gibt es Hoffnung für die Beschäftigten an der Kölner Straße.

Markus Schön glaubt an das Kaufhaus-Konzept – gerade in kleineren und mittelgroßen Städten. Schon 2018, als Rene Benko bei Galeria Karstadt Kaufhof einstieg, hatte „Buero.de“ Interesse. Der Standort Siegen, sagt der Vorstandsvorsitzende des Detmolder Onlinehandelsunternehmens im Gespräch mit dieser Zeitung, biete Möglichkeiten für positive Entwicklungen.

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Wie berichtet hat die Kaufhauskette mit Sitz in Essen vergangene Woche Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt. Die Rede ist davon, dass ein Drittel der noch 131 Kaufhäuser in Deutschland geschlossen werden soll. Pressesprecher Patrick Hacker betont auf Anfrage, dass noch nicht feststehe, welche Häuser das betrifft, man gehe „zeitnah“ in Gespräche mit den Vermietern. Neben der Miete selbst gehe es dabei auch um Fragen wie Flächennutzung, energetische Sanierungen oder Modernisierungs- und Baumaßnahmen. Ob ein Standort erhalten bleiben kann, werde auch stark von diesen Gesprächen abhängig sein.

Buero.de mit Interesse an Kaufhaus-Standorten in Städten wie Siegen

Zuletzt hatte Galeria im Jahr 2020 bundesweit 40 Filialen geschlossen. Vermutet wird, dass in der aktuellen Situation eher Luxus-Filialen wie etwa das Berliner KaDeWe weiter betrieben werden, während Niederlassungen in kleinen und mittelgroßen Städten weniger Chancen haben dürften.

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Markus Schön macht genau diesen Standorten Hoffnung: Eine Liste mit 47 Standorten wurde am Wochenende veröffentlicht, die Buero.de übernehmen will. Die Liste könne er so nicht komplett bestätigen, sagt Schön – „aber Siegen stimmt.“ Nach wie vor sei man überzeugt, dass gerade in kleineren und mittelgroßen Städten das Konzept Kaufhaus eine Zukunft habe, etwa wenn Sortiment und Warenpräsentation modernisiert, Online- und Filialgeschäft besser miteinander verzahnt werde. Hier helfe die eigene Onlineerfahrung, um tausende Arbeitsplätze in Deutschland erhalten zu können. In großen Städten sei es seiner Analyse nach schwieriger, Standorte mit genug Laufkundschaft und Rentabilität zu entwickeln, sagt Markus Schön. Galeria an der Kölner Straße habe zudem den Vorteil, dass die Universität Siegen mit dem 2020 eröffneten Hörsaalzentrum für den Campus Unteres Schloss bereits einen Frequenzbringer ins Gebäude gebracht, Konzept und Publikum verjüngt hat.

Warum die Situation in Siegen günstig für Weiterbetrieb des Karstadt-Kaufhauses ist

Das deutet gleichzeitig aber auch darauf hin, dass Siegen gar kein von Schließung bedrohter Standort sein könnte: Das Gebäude wurde für das Hörsaalzentrum des Uni-Campus Unteres Schloss gekauft und umgebaut, die Verkaufsfläche von vier auf auf drei Etagen verkleinert. Das dürfte die Kosten für die Miete, die Galeria an die „Gesellschaft zur Förderung der Siegener Altstadt (SGFA)“ als Hauseigentümerin zu überweisen hat, reduziert haben. In der SGFA haben sich die Bauunternehmen Runkel, Quast, Hundhausen sowie der Siegerlandfonds der Sparkasse Siegen zusammengeschlossen. Vor Baubeginn des Hörsaalzentrums wurde mit Karstadt ein neuer, langfristiger Mietvertrag abgeschlossen. Noch rund 60 Beschäftigte gehören zur Belegschaft.

Ob Galeria den Standort Siegen an Buero.de abgeben oder behalten will, ist Gegenstand der nun zeitnah anstehenden Gespräche, wie beide Seiten auf Anfrage mitteilen. So werde es in Kürze ein persönliches Treffen zwischen Arndt Gleiwitz, Generalbevollmächtigter von Galeria Karstadt Kaufhof, und dem Buero.de-Vorstandsvorsitzenden Markus Schön geben. „Der Ball liegt beim Insolvenzverwalter“, bekräftigt Schön.

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Laut besagter Liste habe Buero.de in NRW neben Siegen Interesse an den Galeria-Standorten Düren, Paderborn, Aachen, Leverkusen, Siegburg, Euskirchen und Neuss. Im benachbarten Hessen sollen es unter anderem die Filialen Gießen und Limburg sein.