Siegen. Über Siegens Schullandschaft schweben derzeit einige Fragezeichen – wo es 5. Klassen geben wird, ist teilweise unklar. Hier gibts den Überblick.
Das bevorstehende Anmeldeverfahren zu den weiterführenden Schulen in Siegen könnte sehr lange dauern. Wer letztlich nach den Sommerferien an welcher Schule eine 5. Klasse besuchen kann, hängt davon ab, ob die vierte Gesamtschule auf dem Rosterberg eröffnet wird und ob es noch Haupt- und Realschulen geben wird. Eine wichtige Rolle spielt der Umgang des Rates mit dem Bürgerbegehren und der Ausgang eines möglichen Bürgerentscheids über den Fortbestand von Haupt- und Realschulen. Aber nicht nur. Im Schulausschuss hat Schuldezernent Andree Schmidt jetzt mögliche Szenarien dargestellt.
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Siegen: Wie es mit den weiterführenden Schulen weitergehen könnte
Szenario 1: Das Bürgerbegehren wird nicht von den mindestens erforderlichen 4029 Unterzeichnern unterstützt, die in Siegen das kommunale Wahlrecht haben (Einwohner in Siegen, EU-Bürger, mindestens 16 Jahre alt). Dann werden Eltern ihre Kinder vom 20. Januar bis 2. Februar im vorgezogenen Anmeldeverfahren an einer der vier Gesamtschulen anmelden können. Die neue vierte Gesamtschule braucht mindestens 100 Anmeldungen. Vom 4. bis 9. Februar ist die Anmeldezeit zu den noch drei städtischen Gymnasien. Voraussetzung ist, dass die neue Gesamtschule von der Bezirksregierung genehmigt ist.
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Einschätzung: Dieses Szenario ist unwahrscheinlich. Aktuell hat das Bürgerbegehren über 7300 Unterstützer – es ist davon auszugehen, dass darunter genug sind, die tatsächlich mitgezählt werden dürfen.
Bürgerbegehren in Siegen: Haupt- und Realschulen hoffen auf Fortbestand
Szenario 2: Das Bürgerbegehren erhält die erforderliche Unterstützung. Es hat dann eine „Sperrwirkung“. Vom 4. bis 9. Februar wird es dann auch an der Achenbacher Hauptschule und den Realschulen Am Oberen Schloss und Auf der Morgenröthe ein Anmeldeverfahren geben.
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Einschätzung: Das ist eine mögliche Entwicklung. Schuldezernent Andree Schmidt macht im Gespräch mit dieser Zeitung weitere Konsequenzen deutlich: Wenn der Bürgerentscheid scheitert (keine Mehrheit von mindestens rund 8000 Stimmen), was nach der Auszählung der Briefwahl am 1. März feststeht, wird geprüft, ob die an Haupt- und Realschulen angemeldeten Kinder woanders einen Platz finden – in diesem Fall werden die drei Schulen dann doch keine 5. Klassen bilden. Das setzt allerdings voraus, dass sich zuvor in den Anmeldeverfahren sowohl für die vierte Gesamtschule als auch für Haupt- und Realschulen genügend Kinder für dann insgesamt mindestens neun 5. Klassen gefunden haben. Was wiederum unwahrscheinlich ist. Eher werden einzelne Schulen bereits im Anmeldeverfahren scheitern, weil sie nicht die Mindestzahlen erreichen.
Vierte Gesamtschule Siegen: Rat könnte Entscheidung für Einrichtung noch kippen
Szenario 3: Es gibt keine vierte Gesamtschule, weil sie entweder nicht genehmigt wird oder weil der Rat am 21. Dezember nicht den Bürgerentscheid einleitet, sondern dem Bürgerbegehren direkt nachkommt und seine Beschlüsse aufhebt. Dann ist vom 20. Januar bis 2. Februar Anmeldezeit zu den drei Gesamtschulen und vom 4. bis 9. Februar zu Haupt-, Realschulen und Gymnasien.
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Einschätzung: Das ist nicht ausgeschlossen. Dann allerdings bleiben vorerst alle Probleme ungelöst: ein überfülltes Löhrtor-Gymnasium, eine schwache Realschule auf der Morgenröthe und Abweisungen an den Gesamtschulen.
Siegen: So will die neue Gesamtschule arbeiten
Die vierte Gesamtschule ist noch nicht durch die Schulaufsicht bei der Bezirksregierung genehmigt. Die Bedenken von Kreuztal und Wilnsdorf wurden in einem Moderationsgespräch ausgeräumt. Sollten dort die Realschulen mit Siegener Kindern überlaufen, die dann dort denselben Anspruch wie Kreuztaler oder Wilnsdorfer Kinder haben und nicht von vornherein abgewiesen werden dürfen, sollen Mehrklassen genehmigt werden. Über Einwände aus Freudenberg und Netphen, die sich um die eigene Gesamt- oder Sekundarschule sorgen, ist noch nicht entschieden.
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Im Schulausschuss haben Florian Kraft, der nicht nur Grünen-Stadtverordneter und Vorsitzender des Schulausschusses ist, sondern auch Lehrer an der Gesamtschule Freudenberg, und sein Kollege Martin Häuser von der Gesamtschule Auf dem Schießberg das Konzept für die neue Gesamtschule vorgestellt. In der Konzeptgruppe waren auch die Bertha-von-Suttner-Gesamtschule, das – auslaufende – Peter-Paul-Rubens-Gymnasium, die drei Haupt- und Realschulen, zwei Grundschulleitungen und die Uni vertreten.
Siegener Modell für vierte Gesamtschule sieht einen besonderen „Frei-Day“ vor
Entwickelt wurde ein „Siegener Modell“, das die neue Gesamtschule in ein Netzwerk mit Universität, anderen Schulen (auch Partnern für die gymnasiale Oberstufe), sozialen Einrichtungen, Partnern für Freizeit und Sport und bei der Berufsorientierung stellt. Im Muster-Stundenplan sticht der „Frei-Day“ hervor: An Freitagen sollen die Jugendlichen fach- und jahrgangsübergreifend in Halbjahresprojekten arbeiten, in die auch Kooperationspartner aus dem Netzwerk einbezogen werden. Zweiter besonderer Bestandteil ist die tägliche „Lernzeit“: eine Schulstunde für das individuelle Lernen, Vorbereiten und Nachholen. Die verkürzte 6. Stunde ist an drei Tagen „Klassenstunde“, in denen die beiden Klassenleitungen jeweils der halben Klasse für Coaching und individuelle Beratung zur Verfügung stehen.
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