Siegen. Nicht nur die von der Schließung betroffenen Schulen äußern sich. Einwände haben vor allem auch Wilnsdorf, Netphen und Freudenberg.

Der Errichtungsbeschluss für die vierte Gesamtschule steht auf der Tagesordnung des Rates am Mittwoch, 22. Juni. Damit verbunden sind die Auflösungsbeschlüsse für die Achenbacher Hauptschule und die beiden Realschulen Auf der Morgenröthe und Am Oberen Schloss. Sie sollen mit den übrig bleibenden Jahrgängen so lange weitergeführt werden, „wie ein ordnungsgemäßer Unterrichtsbetrieb an den Schulen gewährleistet werden kann“.

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Vorgezogenes Anmeldeverfahren für alle Schulen im Januar

Ob die neue „Gesamtschule Am Rosterberg“ am Standort des Peter-Paul-Rubens-Gymnasiums auf dem Rosterberg – dessen Auflösung wurde im vorigen Jahr beschlossen – tatsächlich zum Beginn des Schuljahrs 2023/24 eröffnet wird, hängt von weiteren Schritten ab: Bis 15. Oktober muss die Stadt den Genehmigungsantrag bei der Bezirksregierung stellen. Wenn dort die Schulaufsicht zustimmt, wird es bereits vom 23. bis 26. Januar 2023 ein vorgezogenes Anmeldeverfahren für alle Siegener Schulen geben. Das ist erforderlich, um zu klären, ob tatsächlich die mindestens erforderlichen 100 Kinder an der neuen Schule angemeldet werden. Wenn nicht, findet danach das reguläre Anmeldeverfahren ab 3. Februar statt.

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Widerspruch aus Wilnsdorf, Netphen und Freudenberg

Gegen die vorgesehene Veränderung äußern sich nicht nur die von der Schließung betroffenen Schulen, sondern auch einige Nachbargemeinden. Besonders deutlicher Widerspruch kommt aus Wilnsdorf, Netphen und Freudenberg.

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Wilnsdorf fürchtet Überfüllung von Haupt- und Realschule

Wilnsdorf: Die vom Beigeordneten Johannes Schneider unterzeichnete Stellungnahme ist eindeutig: „Die Einrichtung einer vierten Gesamtschule und die damit verbundenen Auflösungen der Hauptschule und der Realschulen in Siegen wird seitens der Gemeinde Wilnsdorf abgelehnt.“ Siegener Eltern, die ihre Kinder an einer Haupt- oder Realschule einschulen wollten, müssten nach Wilnsdorf ausweichen. Dort würden schon jetzt 50 Siegener Kinder an der Hauptschule, 62 an der Realschule unterrichtet. Hinzu kommen Kinder aus anderen Nachbarkommunen. Die räumlichen Kapazitäten für weitere Züge seien aber in Wilnsdorf nicht vorhanden. Wilnsdorf macht darauf aufmerksam, dass auch Platz für Siegener Kinder gesucht werden müsse, die das Gymnasium nach der Erprobungsstufe verlassen müssen: In den vollen Klassen der Siegener Gesamtschulen sei für sie kein Platz. Siegen müsse daher nicht die geplante vierzügige, sondern eine fünf- oder sechszügige Gesamtschule neu errichten. Die Siegener Verwaltung weist darauf hin, dass im Gegenzug derzeit 157 Kinder aus Wilnsdorf Siegener Gesamtschulen besuchen.

Weiteres Argument aus Wilnsdorf: Siegen werde künftige nicht nur an den Gymnasien, sondern auch an den Gesamtschulen auswärtige Anmeldungen abweisen müssen. Die Siegener Verwaltung dazu: „Im Zweifel müssen die Klassengrößen erhöht werden oder ein längerer Schulweg in Kauf genommen werden.“ Geprüft werden soll auch dei Erweiterung der bestehenden Gesamtschulen.

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Netphen sorgt sich um Sekundarschule und Gymnasium

Netphen: Bürgermeister Paul Wagener meldet „erhebliche Bedenken“ an. Abweisungen auswärtiger Anmeldungen würden in Siegen „nicht mehr zwingend“ erfolgen. Mehr Kinder aus Netphen fänden einen Platz in Siegen. „In der Konsequenz wird das unweigerlich zu einer Schwächung der Oberstufe des Gymnasiums und der Sekundarschule in Netphen führen.“ Die Stadt Siegen weist darauf hin, dass auch jetzt schon der Großteil der Anmeldungen aus Netphen an der Bertha-von-Suttner-Gesamtschule angenommen wird. Die vierte Siegener Gesamtschule „dürfte den Fortbestand der Sekundarschule Netphen nicht gefährden“.

Freudenberg: Gesamtschule braucht Kinder aus Siegen

Freudenberg: Bedenken äußert Bürgermeisterin Nicole Reschke. Schon bei der Errichtung der Gesamtschule in Freudenberg sei eine „überörtliche Versorgungsfunktion“ eingeplant worden. Ohne die Kinder aus den Siegener Stadtteilen Seelbach und Trupbach werde in Freudenberg die Mindestschülerzahl nicht erreicht. Nachteilig für die Gesamtschule Freudenberg wirke sich die Abwanderung von Schülern zu Siegener Gymnasien und zur Freien christlichen Realschule in Freudenberg-Niederndorf aus. „Bei dieser Gelegenheit greife ich noch einmal den Ansatz zu einer interkommunalen Schulentwicklungsplanung auf.“ Zuletzt hätten die Kommunen im Siegerland 2017 gemeinsam beraten. Die Stadt Siegen weist darauf hin, dass die Gesamtschule Auf dem Rosterberg von Seelbach und Trupbach genauso weit entfernt sei wie die Gesamtschule in Freudenberg: „Der Unterschied ist so minimal, dass der Schulweg eigentlich kein wesentliches Entscheidungskriterium sein dürfte.“

Kreuztal: Siegener Kinder bekommen Anspruch auf Platz in Realschule

Kreuztal: Stadtkämmerer Michael Kass weist – in Vertretung der Schuldezernentin – auf einen für Kreuztaler Eltern nachteiligen Aspekt hin: Wenn es in Siegen keine Realschule mehr gibt, darf Kreuztal keine Siegener Anmeldungen zur Ernst-Moritz-Arndt-Realschule in Kreuztal mehr zurückweisen. Diese Plätze gingen dann Kreuztaler Kindern verloren. Die Stadt Kreuztal hat ihre Realschule auf zwei Züge zurückgefahren. Daher müssen in jedem Jahr Anmeldungen zurückgewiesen werden. Dabei fallen vor allem Anmeldungen aus Kommunen durchs Raster, die eine eigene Realschule haben – betroffen ist davon bisher vor allem Hilchenbach.

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