Siegen. Erst Ende des Monats kann das Bürgerbegehren eine „Sperrwirkung“ entfalten. Dann fallen weitere Entscheidungen.
Ein vorgezogenes Anmeldeverfahren für künftig vier Gesamtschulen in Siegen wird es vom 23. bis 26. Januar geben. Das hat Schuldezernent Andree Schmidt im Gespräch mit dieser Zeitung bestätigt. Alle anderen weiterführenden Schulen werden ab 3. Februar Anmeldezeiten anbieten – dann auch für die Kinder, die an den Gesamtschulen keinen Platz mehr gefunden haben. Dieses Vorgehen werde von der Bezirksregierung genehmigt, wenn „Anmeldeüberhänge“ zu erwarten seien, in Siegen also erfahrungsgemäß in Eiserfeld und an der Bertha-von-Suttner-Gesamtschule auf dem Giersberg.
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Im Schulausschuss wird die Verwaltung an Dienstag, 15. November, über den Stand der Vorbereitungen für die vierte Gesamtschule berichten, die im nächsten Schuljahr in Räumen des Peter-Paul-Rubens-Gymnasiums starten soll. Noch nicht festgelegt werden soll, ob und welche Haupt- und Realschulen ebenfalls Anmeldungen zu 5. Klassen annehmen werden.
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Anmeldeverfahren hängt von Bürgerbegehren ab
Bis 22. November sammeln die Initiatoren des Bürgerbegehrens Unterschriften gegen die vom Rat beschlossene Schließung dieser Schulen. Die Vertretungsberechtigten des Bürgerbegehrens hatten zwar in der vorigen Woche die Zahl von mehr als 5000 Unterschriften bekannt gegeben. Prüfen muss die Siegener Verwaltung aber zunächst selbst, ob die gesetzlich vorgeschriebene Mindestzahl von 4029 über 16-jährige, in Siegen gemeldeten EU-Bürgern erreicht wird – denn nur die sind abstimmungsberechtigt.
In diesem Moment tritt eine „Sperrwirkung“ des Bürgerbegehrens ein. Bis zu einem Bürgerentscheid oder einem Ratsbeschluss im Sinne des Bürgerbegehrens darf die Stadt nichts mehr tun, was die Erfüllung des Begehrens vereitelt: also nicht Schulen vom Anmeldeverfahren abkoppeln, die nach einem Bürgerentscheid fortbestehen sollen. In einem solchen Fall will Andree Schmidt dazu raten, neben der Achenbacher Hauptschule beide Realschulen, Auf der Morgenröthe und Am Oberen Schloss, für ein Anmeldeverfahren zu öffnen: „Es könnte durchaus notwendig sein, alle Schulen am Netz zu halten.“
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Statistik: Gesamtschulen hängen Gymnasien ab
Untermalt wird der bevorstehende mögliche Umbruch in der Siegener Schullandschaft von der aktuellen Schulstatistik. Insgesamt 10.612 Kinder und Jugendliche besuchen im laufenden Schuljahr die städtischen Schulen, über 400 mehr als im Schuljahr zuvor. Davon sind 3531 Kinder an den 17 Grundschulen. Bei den weiterführenden Schulen sind die Gesamtschulen mit 2981 Schülerinnen und Schülern die stärkste Schulform, die Schülerzahl nahm noch einmal um 133 zu. Auf dem zweiten Rang sind die Gymnasien mit 2247 Schülerinnen und Schüler, zehn weniger als im Schuljahr davor.
Gesamtschulen: Siegens größte Gesamtschule ist in Eiserfeld mit 1101 Schülerinnen und Schülern, gefolgt von Bertha von Suttner auf dem Giersberg (1198) und Schießberg in Geisweid (602), die jetzt den ersten Jahrgang in der gymnasialen Oberstufe hat. 36 Jugendliche besuchen die Jahrgangsstufe 11 (EF). 673 Kinder und Jugendliche sind mit sonderpädagogischem Förderbedarf im „Gemeinsamen Lernen“. Ausländeranteil: 13,9 Prozent. Aus dem Siegener Stadtgebiet kommen 72,6 Prozent. 27,4 Prozent pendeln ein, vor allem aus Netphen, Neunkirchen und Wilnsdorf.
Gymnasien: Mit 722 Schülerinnen und Schülern ist das Gymnasium Am Löhrtor das größte städtische Gymnasium, gefolgt von Fürst Johann Moritz in Weidenau (639), Morgenröthe in Eiserfeld (509) und Peter Paul Rubens auf dem Rosterberg (377). Das „PPR“ läuft aus, es gibt dort keine Klasse 5 und in der Oberstufe keine EF. Die Oberstufenjahrgänge der Gymnasien sind mit 35 Schülern (Q 2 auf der Morgenröthe) bis 95 Schüler (EF am Löhrtor) deutlich schwächer als die an den beiden voll ausgebauten Gesamtschulen (von 83 in der Q 2 an der Bertha bis 130 in der EF in Eiserfeld). 32 Schülerinnen und Schüler werden im Gemeinsamen Lernen unterstützt. Ausländeranteil: 11,0 Prozent. Einpendler: 22 Prozent, vor allem aus Freudenberg und dem Kreis Altenkirchen.
Realschulen: Die Realschule Am Oberen Schloss hat 515, Auf der Morgenröthe 308 Schülerinnen und Schüler. Nach aktuellem Ratsbeschluss, gegen den sich ein Bürgerbegehren richtet, sollen beide Schulen 203 keine 5. Klassen mehr aufnehmen. 70 Schüler sind im Gemeinsamen Lernen. Ausländeranteil: 29,7 Prozent. Einpendler: 9,6 Prozent.
Hauptschule: 289 Kinder und Jugendliche besuchen die Achenbacher Hauptschule, 24 mehr als im Schuljahr davor, davon 36 im gemeinsamen Lernen. Ab Jahrgang 7 ist die Schule zweizügig. In der 9 kommen zu den 60 Schülern in zwei Klassen 30 aus dem Projekt Beruf und Schule und acht aus der Jugendwerkstatt hinzu. Der Ausländeranteil beträgt 49,8 Prozent. Einpendler: 3,8 Prozent Auch diese Schule will die Stadt aufgeben.
Private Schulen: Ebenfalls in Siegen zur Schule gehen 165 Grundschüler in den ersten beiden Jahrgängen der neuen Freien christlichen Schule An der Weiß, 296 Jugendliche an der Freien christlichen Sekundarschule in Kaan-Marienborn, 331 Kinder und Jugendliche an der Rudolf-Steiner-Schule und 772 ans Evangelische Gymnasium.
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