Siegen. Poser und Raser hielten die Polizei in Siegen 2021 auf Trab. Die Probleme flauen ab, doch Ruhe herrscht nicht. Gerade eine Gruppe macht Ärger.

Raser und Poser machen der Polizei in Siegen 2022 bisher weniger Probleme als im Jahr zuvor. Das erläuterte Michael Wurmbach, Erster Polizeihauptkommissar, nun im Ausschuss für Feuerschutz, Sicherheit und Ordnung. Er konstatierte einen „erheblichen Rückgang“ nach einem „coronabedingten massiven Anstieg im Jahr 2021“. Dies zeige sich auch in einem deutlich geringeren Beschwerdeaufkommen. Insbesondere Poser sind aber trotzdem nach wie vor ein Ärgernis, so der Tenor im Ausschuss.

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Der Zusammenhang zur Pandemie liegt in den Lockdowns begründet. In den Zeiten, in denen Clubs und Kneipen geschlossen waren, suchten sich viele Menschen andere Treffmöglichkeiten und -anlässe – und bei Leuten mit spezieller Affinität zu Autos waren das verstärkt die einschlägigen Zusammenkünfte beispielsweise auf dem Obi-Parkplatz in Weidenau oder unter der HTS in Geisweid. Dabei gibt es eine Überschneidung mit der Gruppe derer, die gerne mit ihren Fahrzeugen durch die Gegend cruisen und dabei absichtlich möglichst viel Lärm erzeugen, auch und gerade abends und nachts.

In Siegen gibt es nach Erkenntnissen der Polizei zwar keine organisierte Raserszene – aber trotzdem Raser. Die suchen sich ihre Partnerinnen und Partner für illegale Rennen aber eher zufällig etwa beim Warten an der Ampel. Oder sie treten im Alleingang aufs Gas.
In Siegen gibt es nach Erkenntnissen der Polizei zwar keine organisierte Raserszene – aber trotzdem Raser. Die suchen sich ihre Partnerinnen und Partner für illegale Rennen aber eher zufällig etwa beim Warten an der Ampel. Oder sie treten im Alleingang aufs Gas. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

Siegen: Raser gibt es, eine Raserszene nicht – aber dafür viele nervende Poser

Im Ausschuss ging es nun unter anderen um die Unterscheidung der verschiedenen Kategorien von Störenfrieden. „Natürlich gibt es Raser. Aber es gibt in Siegen keine Raserszene“, betonte der zuständige Dezernent, Stadtrat Arne Fries. „Die, die mir mehr Sorgen machen, sind die Poser.“ Deren Fahrmanöver, etwa beim Schnellstart an Ampeln, seien nämlich oft „dramatisch laut“. Hinzukommen kommen häufig Auspuffanlagen, mit denen sich gezielt extra viel Lärm machen lässt. Über die überzogene Geräuschkulisse hinaus haben diese Schallexzesse übrigens keinen Nutzen – sie sind völlig überflüssig. „Das ist schlecht, schlimm, traurig. Und es nervt die Menschen“, brachte es Arne Fries auf den Punkt.

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Eine Ahndung ist allerdings gar nicht so einfach, wie aus den Ausführungen von Michael Wurmbach einmal mehr deutlich wurde. Die Polizei in Siegen hat im Jahr 2021 die Maßnahmen in diesem Bereich deutlich ausgeweitet. 206 Geschwindigkeitsmessungen und 44 „Schwerpunkteinsätze“ stehen in der Bilanz – in den ersten sechs Monaten 2022 waren es 25 beziehungsweise 14, eben weil die Probleme zurückgingen. Hinzu kamen im Jahr 2021 insgesamt 168 sogenannte Zielgruppenansprachen (1. Halbjahr 2022: 10), bei denen die Beamtinnen und Beamten bei den Autofans vor Ort Verständnis und Einsicht wecken wollen.

Siegen: Illegale Rennen ergeben sich eher zufällig beim Warten an Ampeln

Von den Posern zu unterscheiden seien die Raser, hob Michael Wurmbach im Ausschuss hervor. Letztere seien Leute, die normale Straßen „mit einer Rennstrecke verwechseln“ und ohne Rücksicht auf Unbeteiligte durch die Stadt heizen. Da wird es dann nicht nur nervig, sondern höchst gefährlich. In Siegen gebe es allerdings keine Hinweise auf eine organisierte Raserszene „hinsichtlich einer Struktur oder Regelmäßigkeit der Treffen mit Personengleichheit“, wie es in der Präsentation im Ausschuss hieß. Wenn es zu Rennen käme, ergäben sich diese eher zufällig an Ampeln, wenn Gleichgesinnte aufeinanderträfen. Wobei für ein Rennen, wie der Fachmann erklärte, gar nicht mehrere Autos erforderlich seien; es reiche auch, wenn nur ein Fahrer aufs Gas trete, um seinen Wagen innerhalb möglichst kurzer Zeit möglichst intensiv zu beschleunigen. Wegen illegaler Autorennen fertigte die Polizei in Siegen im Jahr 2021 fünf Strafanzeigen. In den ersten sieben Monaten 2022 waren es zwei.

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Timo Kamann (Volt) erinnerte in der Ausschusssitzung daran, dass seine Fraktion das Thema „Raser und Poser“ mehrfach aufgegriffen habe, unter anderem mit einem Antrag zur Einführung einer nächtlichen Alles-Rot-/Sofort-Grün-Ampelschaltung. Dieses System soll Autos, die sich an die zulässige Höchstgeschwindigkeit halten, eine grüne Welle bieten, während zu schnelle Fahrzeuge mittels roter Ampeln ausgebremst werden. Der Ausschuss für Feuerschutz, Sicherheit und Ordnung hatte das im August 2021 abgelehnt. Ausschussvorsitzender Frank Weber (CDU) verteidigte diese Entscheidung in der jüngsten Sitzung noch einmal. „Diese Leute werden Wege finden“, sagte er über die Raser und Poser. „Und wenn sie irgendwo ohne Ampel bremsen und beschleunigen.“

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