Siegen-Wittgenstein. Groß sind die Sorgen der Unternehmen um die Folgen, die die Sperrung der A 45-Talbrücke für sie hat. Nicht das einzige Problem für die Region.
Für die Unternehmen in Siegen-Wittgenstein ist die Energiekrise derzeit nur einer von mehreren belastenden Faktoren. Mit maroden und oft nicht für Schwertransporte geeigneten Straßen, knappen Gewerbeflächen und schließlich auch noch dem Ausfall der Autobahntalbrücke Rahmede „leiden wir an einer Reihe von Wettbewerbsnachteilen“, sagt Hans-Peter Langer, Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Siegen. Mit der A 45-Sperrung sei für die Wirtschaft in der Region „eine Lebensader durchtrennt worden“.
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Die Talbrücke bei Lüdenscheid ist wegen der Feststellung empfindlicher Schäden seit dem 2. Dezember 2021 gesperrt. Viele Unternehmen aus Siegen-Wittgenstein sind auf diese Verbindung Richtung Ruhrgebiet aber angewiesen, und die Umleitungen durch kleinere Ortschaften ziehen aufgrund von Dauerstaus nahezu jede Fahrt extrem in die Länge. Die Forderung, so schnell wie möglich einen Ersatzneubau für die Rahmede-Talbrücke zu errichten, kommt nicht nur aus der Wirtschaft mit Nachdruck. Auch Privatpersonen, die regelmäßig Richtung Dortmund unterwegs sind, hadern mit der Situation. Und viele Anwohnerinnen und Anwohner entlang der Umleitungsstrecken empfinden den Verkehr vor ihren Häusern als schlicht unzumutbar.
A 45: Talbrücke Rahmede – bis zum Neubau könnten etliche Jahre vergehen
Bis eine neue Brücke steht, werden nach derzeitigen Stand jedoch mindestens fünf Jahre vergehen. Diese Schätzung gilt dabei noch als optimistisch, da die üblichen Verfahren für Bauprojekte dieser Größenordnung inklusive aller vorgeschriebenen Umwelt- und Artenschutzgutachten locker einige Jahre länger ausfallen können. „Wir wünschen uns von der Politik, dass sie erkennt, dass die Region unverschuldet in Not geraten ist“, betont Hans-Peter Langer. Das bezieht sich einerseits auf die Talbrückenmalaise, andererseits auf die übrigen eingangs erwähnten Problemfaktoren – zu denen auch immer noch Einbußen und Rückschläge in Folge der Corona-Maßnahmen hinzukommen.
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Die IHK Siegen ist sich an dieser Stelle mit den IHKs Arnsberg und Hagen einig, wie Hans-Peter Langer anmerkt. Anfang April forderten die drei Kammern bei einer Standortkonferenz, an der auch Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Verwaltung und von Verbänden teilnahmen, einen gemeinsamen „Kraftakt für Südwestfalen, wie einer Mitteilung zu entnehmen ist. „Es braucht Impulse, wie wir Südwestfalen nach vorn bringen können“, unterstreicht der Siegener IHK-Geschäftsführer. Bei der Konferenz ging es vor allem um den Zustand von Straßen, des Schienenverkehrs und der digitalen Infrastruktur.
Siegen-Wittgenstein: Nicht nur A 45 macht Sorgen – sondern auch die Schwertransporte
Dass verkehrstechnisch bereits vor dem Rahmede-Debakel einiges im Argen lag, darauf weisen IHK und Unternehmen aus Siegen-Wittgenstein seit Jahren regelmäßig hin, wenn es um Schwertransporte geht. Da mehr und mehr Strecken wegen maroder Straßenabschnitte für die hochgewichtigen Fahrzeuge gesperrt sind, müssen die Unternehmen immer komplexere und zeitraubendere Routen austüfteln, die noch dazu komplizierte Genehmigungsverfahren durchlaufen. Ende vom Lied ist, dass es für heimische Firmen schwieriger wird, großformatige Produkte, derentwegen sie auf dem internationalen Markt gefragt sind, zum Kunden zu transportieren. Die Folge: Eine Abwanderung an weiter entfernte Standorte mit besserer infrastruktureller Anbindung wird wahrscheinlicher. Und solche Schritte kosten in der Region Arbeitsplätze.
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Sollten die Hemmnisse und Hürden nicht abgebaut werden, „droht der Wirtschaftsraum Südwestfalen den Anschluss zu verlieren“, befürchtet Hans-Peter Langer. Die drei IHKs möchten deshalb weiterhin mit regionalen Akteurinnen und Akteuren an Konzepten arbeiten.
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