Lüdenscheid. Die Autobahn GmbH drückt aufs Tempo: Sie stellt den Antrag, die marode Rahmedetalbrücke ohne Umweltverträglichkeitsprüfung zu bauen.
Jetzt wird Tempo gemacht: Die marode Rahmedetalbrücke bei Lüdenscheid soll ohne zeitaufwendige Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) erfolgen. Einen entsprechenden Antrag will die Autobahn GmbH an diesem Freitag beim Fernstraßen-Bundesamt (FBA) stellen, wie dieser Zeitung bestätigt wurde. Damit kann beim Neubau viel Zeit gespart werden: Eine UVP kann bis zu einem Jahr dauern.
Dass das FBA grünes Licht gibt, halten Experten für wahrscheinlich. Schließlich wird auch die nur einige hundert Meter von der Rahmedetalbrücke entfernt liegende – nicht gesperrte – 263 Meter lange Talbrücke Sterbecke ohne zeitaufwendige Planfeststellung und Plangenehmigung neu gebaut. Das hat das FBA kürzlich entschieden. Damit scheint auch bei der Talbrücke Rahmede ein verkürztes Verfahren möglich. Eingereicht hatte die Autobahn GmbH den entsprechenden Antrag am 30. März. Für die Bearbeitung benötigte das FBA also rund zwei Monate. Auch das lässt Rückschlüsse auf den Fortgang der Arbeiten an der Nachbarbrücke zu.
Eine weitere Mitteilung soll signalisieren: Es geht voran. Die Autobahn GmbH Westfalen hat die EU-weite Ausschreibung für die Sprengung der Talbrücke Rahmede veröffentlicht. Bis Ende Juli können Unternehmen aus allen Teilen Europas nun ein Angebot abgeben. Die Vergabe soll dann im August erfolgen, teilte die Behörde mit. Ein Termin für die Sprengung steht damit noch nicht fest; das Bundesverkehrsministerium hatte zuletzt von Dezember gesprochen.
In der Pressemitteilung meldet sich nun auch Verkehrsminister Volker Wissing zu Wort, allerdings mit geringem Neuigkeitswert. „Ziel ist es, die Talbrücke Rahmede schnellstmöglich durch einen Neubau zu ersetzen und die bestehende Lücke im Netz der Bundesautobahnen wieder zügig zu schließen. Mit der Ausschreibung ist nun ein weiterer wichtiger Schritt auf diesem Weg erfolgt. Es geht voran“, erklärte der FDP-Politiker.
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Vor allem den vom Umleitungsverkehr geplagten Anwohnern geht es allerdings nicht schnell genug voran. Sie werden an diesem Freitag in einer Sondersitzung des Lüdenscheider Stadtrats mutmaßlich sehr engagiert ihrem Unmut Luft machen. Zudem hat die Bürgerinitiative zur A-45-Sperrung eine Demonstration angekündigt. Titel: „Lkw-Durchgangsverkehr aus Lüdenscheid verbannen – Menschen an der Umleitungsstrecke schützen“. Vielleicht nimmt die Nachricht einer möglicherweise verkürzten Genehmigungszeit etwas Dampf aus dem Kessel.
+++ Alles zur Sperrung der Talbrücke Rahmede auf wp.de/a45 +++
Die Sprengung im Rahmedetal erfordert derweil eine sprengtechnische Spitzenleistung. „Die Lage der Brücke in einem fast alpinen Gelände und die Nähe zu Gewerbe und Wohnhäusern sind eine Herausforderung“, sagte der Leiter der Außenstelle Hagen der Autobahn Westfalen, Dirk Stiepert, der Pressemitteilung zufolge. „Die Brücke soll nicht nur senkrecht nach unten, sondern auch weich fallen.“ Für den Bau des Fallbettes seien umfangreiche Erdarbeiten sowie Hangsicherungen notwendig. Zudem müssten Sicherungsmaßnahmen an den direkt umliegenden Gebäuden und an Wasser-, Gas- und Stromleitungen vorgenommen werden..
Die seit Anfang Dezember gesperrte Brücke an der Sauerlandlinie unterbricht eine deutschlandweit wichtige Nord-Süd-Verbindung.