Siegen. Kevin Hörnberger ist Lehrer in Siegen. Er war bereits in Quarantäne. Das ist aber nicht die einzige Herausforderung, vor die ihn Corona stellt.
„Als Lehrer habe ich in der Krise nun schon sehr unterschiedliche Phasen erlebt. Zunächst wurden so plötzlich die Schulen geschlossen, dass die Kinder ihre Bücher und sonstigen Materialien nicht zu Hause hatten. Die Kinder durften dann ihr Material nach Vereinbarung mit den jeweils anwesenden Lehrern abholen.
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Das sogenannte „Homeschooling“ war dann zwar nicht wie „normaler“ Unterricht, lief aber in Ordnung ab. Es gab natürlich große Unterschiede in der technischen Ausstattung und dem digitalen Know-How von Schülern, Eltern und Lehrern.
Hohe Motivation beim Homeschooling
Aber die Schüler, die nicht komplett abgetaucht sind und kaum erreichbar waren – ja, auch die gab es natürlich aufgrund des unbenoteten Homeschoolings – und auch bereit waren, alles mitzumachen, was ihnen so von ihren Lehrern präsentiert wurde, haben auch das Homeschooling überstanden.
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Sicher führte dies zu einigen Lücken, aber im Großen und Ganzen war der Zusammenhalt das Wichtige in dieser Zeit. Am telefonischen Elternsprechtag sowie bei anderen Kommunikationsgelegenheiten zeigte sich, wie einige Schüler sogar über sich hinauswuchsen. Schülern, denen man dies gar nicht zugetraut hätte, setzten sich früh morgens hin, um ihre Aufgaben zu machen. Ältere Geschwister halfen den jüngeren. So wurde diese Zeit natürlich von allen Beteiligten sehr unterschiedlich wahrgenommen.
Mehrwöchige Quarantäne für den Siegener Lehrer
Es folgte die Zeit des „rollierenden Unterrichts“. Meine 10. Klasse durfte – so, wie auch andere Klassen – vor ihren Prüfungen noch ein paarmal zur Schule kommen. Hauptsächlich wurden hier Inhalte aus dem Homeschooling wiederholt, aber es ging hier auch um soziale Kontakte zu Gleichaltrigen. Nach den Sommerferien sind nun Schüler und Lehrer mit Masken im Unterricht die Normalität. Manche tragen sie sehr vorbildlich, andere muss man immer wieder daran erinnern. In der Zeit seit den Sommerferien war ich selbst schon mehr als zwei Wochen in Quarantäne, noch öfter trifft es jedoch die Schüler. Es gibt einzelne Schüler, die schon dreimal in Quarantäne waren.
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Dass jemand im Unterricht fehlt, weil er Kontakt zu einem Infizierten hatte, ist momentan eher die Ausnahme als die Regel. In der Kita meiner Kinder ist es ähnlich: Vier der fünf Gruppen waren zwischenzeitlich schon geschlossen. Für den Unterricht bedeutet dies wieder, dass nach Lösungen gesucht werden muss, um die nicht abzuhängen, die zu Hause bleiben müssen. Das funktioniert – auch je nach Fach – mal besser und mal schlechter. Manche Themen lassen sich, vor allem in der Oberstufe, sehr gut zu Hause erarbeiten. Schüler können sich hier zum Teil sogar besser konzentrieren und üben das selbstständige Arbeiten. Andere Themen wiederum sind zu Hause sehr schwierig zu veranschaulichen und erklären, da hier einfach der Lehrer fehlt. Selbst eine Live-Schaltung in den Unterricht ist mit Schwierigkeiten verbunden, da hier Ton, Bild oder Internet-Verbindung streiken können.
Siegener Lehrer hat immer einen „Plan B“ parat
Als Lehrer bereitet man jetzt also den regulären Unterricht vor und dann zusätzlich noch einen „Plan B“. Wenn die eine Hälfte der Klasse etwas macht, dass man zu Hause so schlecht machen kann (z.B. Versuche, Diskussionen, Modelle bauen etc.), braucht man für die, die zu Hause sind, natürlich komplett anderes Material um die gleichen Inhalte zu erlernen.
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Ob das fair ist, sei dahingestellt. Es ist momentan alles, was wir tun können. Wir werden sehen, was die Zukunft im Bereich von Schule und Bildung bringen wird.
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