Siegen. Die Kreuztaler Seniorin Rita Beims hat für unser Corona-Tagebuch gedichtet. „Coronagedanken“ heißt das Werk.

Rita Beims aus Kreuztal hat sich für uns Gedanken gemacht zur Pandemie und dem bevorstehenden Weihnachtsfest.

Keine großen Familienfeiern,
kein Oktoberfest in Bayern,
keine Erntehelfer aus dem Kosovo,
kein Open Air in Gütersloh,
kein Tanzvergnügen eng umschlungen,
kein Schützenfest in Beverungen.
Wird einer dir die Hände küssen,
wirst du sie gleich desinfizieren müssen,
von den Kindern gibt’s keinen Kuss,
nur mit Mundschutz reisen im Omnibus.
Jetzt mussten wir auch einen Freund begraben,
ganz still und traurig,wir durften uns nicht umarmen.

Kein Kulturfest auf dem Giller,
kein Theater, auch nicht von Schiller,
vielleicht dann keinen Karneval
und auch keinen Opernball,
das Stadtteilfest wurde abgesagt,
der Konzertbesuch mit Christina wird vertagt.
Auch keine Reisen mehr nach Spanien
und nicht nach Albanien,
keiner reist mehr nach Pamplona,
alles, alles dank Corona!
Keinen Urlaub jetzt am Balaton,
nur bei mir auf dem Balkon.

Coronagedanken der Siegenerin Rita Beims.
Coronagedanken der Siegenerin Rita Beims. © Privat

Hier saß ich unter blauem Himmel,
las einen alten Roman von Simmel,
stundenlang konnte ich hier liegen
und zuschauen, wie die Schmetterlinge fliegen.
Man darf auch wandern durch unsere Wälder
und streifen durch Wiesen und Felder
oder verweilen im Garten,
entweder faulenzendoder fleißig mit Hacke und Spaten.
Man kann auch mit Freunden telefonieren
und alte Telefonnummern aktivieren.
Ich habe alte Cousinen wiedergefunden,
die waren fast schon aus meinem Gedächtnis verschwunden,
ich könnte wieder mal Briefe schreiben,
kann das aber auch lassen bleiben.
Dann durfte ich wieder in die Schreibwerkstatt gehen
und dort schreiben und Texte gestalten,
wir mussten nur genügend Abstand halten.

Corona-Tagebücher aus Siegen

Wir können auch häkeln und stricken
und malen und sticken
oder einen Purzelbaum machen
und wenn der schief geht, auch noch lachen.
Man könnte auch Schubladen aufräumen
oder einfach nur träumen– von schönen Erinnerungen oder zukünftigen Taten.
Was, das ist doch einerlei,
wir müssen nur geduldig warten,
dann geht die Pandemie auch endlich vorbei.

Doch eine Frage kann man nicht vergessen:
Wie wird das Weihnachtsfest gelingen?
Muss ich die Weihnachtsgans alleine essen?
Muss ich auch alleine singen?

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