Meschede. Im Hochsauerlandkreis stehen 4300 ehrenamtliche Kräfte hinter der Feuerwehr. Aber wer steht hinter ihnen? Die Feuerwehrleute ärgern sich über einen alten Fuhrpark und über das fehlende Verständnis mancher Arbeitgeber. Ein Zustandsbericht vor dem Deutscher Feuerwehr-Verbandstag am Wochenende in Lippstadt.

Wenn es brennt, kommt die Feuerwehr. Eine Selbstverständlichkeit. Überhaupt, in Notlagen aller Art, rücken die Frauen und Männer aus. Es funktioniertBeispiel Hochsauerlandkreis. 4300 Aktive gibt es in den Wehren der zwölf Städte und Gemeinden. Bei Alarm stürmen sie zum Einsatzort. Ganz gleich, wo sie sind. Im Bett, im Büro, im Bekanntenkreis. Ehrenamtlich setzen sie sich für andere ein, riskieren ihr Leben.

Das muss einmal geschrieben werden. Und das ist ganz im Sinne von Martin Rickert, Kreisbrandmeister des Hochsauerlandkreises: „Viele wissen gar nicht, wie die Feuerwehr funktioniert. Glauben an einen irgendeinen Automatismus, der immer und zu aller Zeit an jedem Ort einsatzbereit ist.“

Der 59-Jährige steht an der Spitze des größten Kreisverbandes in Nordrhein-Westfalen. Einer der wenigen Kreise in der Republik, der sich allein auf ehrenamtliche Kräfte stützt. Und er weiß, es ist nicht alles Rot, was glänzt. Für Sonntagsreden kann sich der gelernte Bankkaufmann, im richtigen Leben kümmert er sich derzeit in der Sparkasse Meschede um die Einziehung der Kirchensteuer auf Kapitalerträge, nichts kaufen.

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Seine größte Baustelle bei der Feuerwehr? „Die Fahrzeuge für den erweiterten Katastrophenschutz sind schon sehr betagt“, kritisiert der Kreisbrandmeister. „Sie sind bis zu 30 Jahre alt. Die Zusagen sind von Bund und Land nicht eingehalten worden.“ Es seien Teilkomponenten wie für den ABC-Bereich geliefert worden, aber nicht die versprochene Erneuerung des Fuhrparks: „Da tut sich nichts. Irgendwann können die Konzepte für den erweiterten Katastrophenschutz nicht mit Leben gefüllt werden. Wenn es so weiter geht, schwächen wir den kommunalen Brandschutz.“

Feuerwehr muss immer wieder um Verständnis werben

Wie sieht es mit der Haltung der Unternehmen aus, Feuerwehrleute im Ernstfall in der Arbeitszeit freizustellen? „Rein juristisch gesehen sind sie nach dem Feuerschutz- und Hilfeleistungsgesetz dazu verpflichtet“, weiß Rickert. Papier ist geduldig. „In der Praxis würde ich mir mehr Entgegenkommen wünschen. Wir müssen immer wieder um Verständnis werben.“

Ehrenamtliche Kräfte der Feuerwehr handeln aus Überzeugung 

Im Hochsauerlandkreis ist Kreisbrandmeister Rickert kein Fall bekannt, wonach Mitarbeiter aufgrund ihrer Einsätze für die Feuerwehr abgemahnt worden sind, „anderswo ist das in Nordrhein-Westfalen durchaus schon vorgekommen“. Er setzt auf vernünftige Absprachen. „In der Regel funktioniert das mit entsprechendem Fingerspitzengefühl ganz gut. Wenn nicht, führen wir Einzelgespräche. Schließlich sind wir im öffentlichen Auftrag unterwegs.“ An der Stelle erinnert Rickert gerne daran, dass die ehrenamtlichen Kräfte auch durch Berufsfeuerwehrleute ersetzt werden könnten. „Das muss bezahlt werden und wird richtig teuer. Wir machen das aus Überzeugung und wollen kein Geld verdienen.“ Auf kommunalpolitischer Ebene sei dies längst verstanden worden.

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Gibt es denn genug Nachwuchs? „Wir verfügen über einen guten Bestand, aber die schwächeren Jahrgänge kommen im Hochsauerlandkreis erst noch.“ Vielfach werde versucht, für die Aufgabe der Feuerwehr mit besonderen Aktionen zu werben. „So ist es uns gelungen, mehr Mädchen und Frauen und Migranten für uns zu gewinnen. Vorbild und Mundpropaganda helfen, aber es ist ein steiniger Weg.“ Es sei ein Prozess, der viel Geduld und Zeit erfordere. Zudem machten es die unzähligen Angebote in der Freizeit der Feuerwehr nicht leichter. „Im Alter von 16,17, oder 18 Jahren springen viele ab. Pubertät, Freundin. Was auch immer. Oder sie gehen nach der Schule zum Studium und sind weg.“

Kreisbandmeister Rickert hört nach 19 Jahren auf

Als Kreisbrandmeister ist Rickert Anfang Dezember weg. Nach 19 Jahren als Chef des Verbandes verabschiedet er sich aus dem Ehrenamt. Bernd Krause aus Schmallenberg-Bödefeld, 42 Jahre alt, wird sein Nachfolger. Und was passiert? Wenn es brennt, kommt die Feuerwehr. Eine Selbstverständlichkeit.