Wickede/Fröndenberg. . Fünf Tote, zwei völlig verstörte Kinder, die mit schwersten Verletzungen schreiend über die Wiese laufen, und ein eingeklemmtes Kleinkind: Nach dem Flugzeugunglück bei Fröndenberg am Dienstag müssen auch die Rettunsgkräfte die Eindrücke erst einmal verarbeiten.

Man hofft immer, sagt Georg Ptacek. Selbst dann, wenn man mit dem Schlimmsten rechnen müsste. Und so hoffte der Leiter der Wickeder Feuerwehr, als er am frühen Dienstagabend zur Unglücksstelle gerufen wurde, als er dort die Trümmer sah, dass sich vielleicht nur eine Person, nämlich der Pilot darunter befand. Doch dann sah er die Kinder schreiend auf der Wiese: „Wenn Kinder dabei sind, ist das immer enorm belastend.“ Er hat selbst drei, mittlerweile erwachsen, und zwei kleine Enkel, etwas jünger als zwei der Kinder aus dem Flugzeug.

Seit 40 Jahren ist Georg Ptacek bei der Feuerwehr, seit 20 Jahren leitet er Einsätze. Aber eine solche Lage, „so massiv und dramatisch“, hat er noch nicht erlebt. „Man muss jetzt damit fertig werden“, fügt er hinzu. Seine Familie hilft ihm dabei. Die lange Erfahrung auch. Mancher seiner Kollegen aber sprach noch an der Unglücksstelle mit den Seelsorgern und Psychologen, die ebenfalls alarmiert worden waren. Als Einsatzleiter war Ptacek dabei: „Das hilft, wenn man weiß, wie die Kameraden denken.“

„In den ersten drei Tagen glaubt man noch, es verarbeiten zu können. Aber dann kehren die Bilder zurück“, weiß Hans-Peter Trilling, leitender Notarzt im Kreis Soest, der ebenfalls am Dienstag an der Unglücksstelle war.

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Wenn sie etwas Abstand zu dem Geschehen gefunden haben, will er daher dem Wunsch einiger Helfer nachkommen und den Unfall sowie den Einsatz mit ihnen nachbesprechen. „In einem Raum der Gleichgesinnten“ zu schildern, was man an diesem frühen Dienstagabend getan und erlebt hat, könne schon ein erster Schritt sein, das Geschehen aufzuarbeiten, „damit man dieses Paket nicht mehr mit sich ­herumträgt“, erklärt Hans-Peter Trilling.

Ein Worst-Case-Szenario

Denn er weiß: „Das war eine Worst-Case-Szenario.“ Eine der schlimmsten, vorstellbaren Situationen also. Auch er hat viel „Einsatz- und Lebenserfahrung“, sah den Helfern am Dienstag an, was sich bei ihnen abspielte. Wenn er in ihren Gesichtern lesen konnte, dass die Belastung zu groß für sie war, habe er versucht, die Aufgaben auf andere zu verteilen, die den Eindruck machten, dass sie noch konnten, erinnert er sich. „Aber“, fügt er noch hinzu, „es ist auch ein gutes Zeichen, wenn einen ein solches Unglück berührt. Das ist ein Zeichen von Menschlichkeit.“