Fröndenberg. Nach dem Flugzeugabsturz in Fröndenberg sollen Schaulustige die Zufahrtswege blockiert haben, berichtet der zuständige Kreisbrandmeister. So sollen nachrückende Einsatzfahrzeuge nicht schnell genug zur Absturzstelle gekommen sein. Sogar Familien mit Kindern waren unter den Gaffern.

"Die sollen verdammt noch mal mit ihrem Hintern zuhause bleiben!" Thomas Wienecke ist stinksauer. Der Kreisbrandmeister des Kreises Soest kann nicht verstehen, warum Schaulustige am Dienstag zu der Absturzstelle eines Flugzeuges in Fröndenberg pilgerten und die Einsatzkräfte massiv behinderten.

Am Nachmittag war eine einmotorige Maschine auf den Ruhrwiesen abgestürzt. Bei dem tragischen Unglück starben fünf Menschen, darunter ein 15-jähriger Jugendlicher und ein fünfjähriges Kind. Drei weitere Jungen im Alter von 16 Monaten, vier und sieben Jahren überlebten den Absturz mit lebensgefährlichen Verletzungen.

Es war ein ein Großeinsatz für die Rettungskräfte, die mit 78 Mann vor Ort waren. Die ersten Helfer kamen noch problemlos zu der Absturzstelle. Doch dann hatte sich das Unglück anscheinend herumgesprochen.

Flugzeugabsturz an der Ruhr

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Die Folge: Nachrückende Einsatzwagen seien nicht in der Lage gewesen, schnell genug zur Unfallstelle zu eilen, weil Schaulustige die Zufahrtsstraßen blockierten, erklärt Wienecke und ärgert sich. "Es kann nicht sein, dass dort wahre Pilgertouren mit Autos stattfinden." Die Einsatzleitung der Polizei habe ihm ebenfalls von diesem Problem berichtet.

Unter den Schaulustigen sollen auch Kinder gewesen sein

Und dann erzählt der Kreisbrandmeister, der seit 2009 im Amt ist, dass unter den Gaffern Familien mit Kindern waren. "Da bleibt einem die Spucke im Hals stecken", sagt er und fragt: "Welche Werte werden da der nachfolgenden Generation vermittelt?" Auch der Leitende Notarzt Reinhard Arnsberg ist entsetzt gewesen über die Eltern, die Kinder mit zur Absturzstelle brachten: „Ich kann diese Menschen nicht verstehen.“

Bis zur Unfallstelle seien die Gaffer nicht vorgedrungen. Man habe den Ort abgesperrt, erklärt der zuständige Einsatzleiter, Georg Ptacek. Die Schaulustigen seien 300 bis 400 Metern von der Absturzstelle entfernt gewesen. Wienecke kann nicht nachvollziehen, warum sich Menschen einen solchen Unfall freiwillig aus der Nähe anschauen wollen. "Wir gucken uns das auch nicht gerne an", erklärt er aus Sicht der Rettungskräfte. Wie stark ein solcher Unfall die Mitarbeiter der Feuerwehr und des Rettungsdienstes belastet, zeigt auch, dass es mittlerweile 20 Seelsorger für Einsatzkräfte im Kreis Soest gibt.

Gaffer gehören für die Feuerwehr mittlerweile zum Tagesgeschäft

Immer öfter würden die Einsatzkräfte an Unfallstellen mit Gaffern konfrontiert. Wienecke erklärt: Gerade im Zeitalter der modernen Technik sei ein Unfall schnell im Internet gepostet. "Der Verbreitungsgrad ist viel höher."

Einsatzleiter Ptacek sagt über Schaulustige am Unfallort: "Das gehört mittlerweile zum Tagesgeschäft." Die Gaffer hätten Kameras oder Handys, würden Unfälle fotografieren oder filme. Die Einsatzkräfte müssten Unfallopfer mit Tüchern und Planen abschotten, das mache zusätzliche Arbeit. Unlängst bestätigte die Feuerwehr-Gewerkschaft NRW das Gaffer-Problem: Bei fast jedem Einsatz würde mindestens ein Passant mit seinem Handy filmen.

Fünf Tote bei Flugzeugabsturz in Fröndenberg

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Brandmeister bezeichnet Gaffer als "gefühlsabgestumpft"

Dass Wienecke Kinder unter den Schaulustigen gesehen habe, sei nicht das erste Mal. Er findet klare Worte für die Gaffer, bezeichnet sie unter anderem als "gefühlsabgestumpft." Und: "Die fühlen sich auch noch im Recht, zur Unfallstelle zu fahren, um sich das anzuschauen. Ich kriege das ja mit, dann schimpfen die, wenn wir da lang fahren wollen."

Zwar hätten die Einsatzkräfte die Möglichkeit mit Hilfe der Polizei, die Schaulustigen zu verweisen oder sie anzuzeigen. Aber: "Wir haben nicht die Zeit, uns mit denen zu beschäftigen." Weil es die Hauptaufgabe von Feuerwehr und Sanitätern sein sollte zu retten und sich nicht um Gaffer zu kümmern.