Wickede/Menden/Fröndenberg.. Tödliches Unglück in den Fröndenberger Ruhrwiesen: Beim Absturz eines Kleinflugzeugs sind am Dienstag der Pilot und vier Passagiere ums Leben gekommen, darunter ein Jugendlicher und ein Kind. Die Maschine war gegen 17 Uhr abgestürzt. Drei Kinder wurden mit Hubschraubern in Kliniken gebracht.
Tief über Menden und Fröndenberg fliegende Hubschrauber am Dienstagnachmittag, die die Menschen irritiert zum Himmel blicken lassen. Zwischen Fröndenberg und Wickede setzen sie zur Landung an. Das bedrohliche Szenario passt zur Tragödie des Einsatzes: Bei einem Flugzeug-Absturz in den Ruhrwiesen verlieren fünf Menschen ihr Leben.
Eine einmotorige Maschine vom Typ Piper PA 32 Saratoga flog am Dienstag von ihrem Heimatflughafen Dortmund aus via Flugplatz Arnsberg-Menden, wo ein Passagier zustieg, zur Nordseeküste. Der nach Informationen unserer Redaktion aus Arnsberg stammende Pilot, ein 59-jähriger Kaufmann mit großer Flugerfahrung, landete auf Langeoog.
Anschließend startete er von dort aus mit der einmotorigen Maschine und weiteren Passagieren in Richtung Echthausen. Den Flugplatz Arnsberg-Menden erreichte die vom Piloten gecharterte Maschine nicht mehr.
Oma und Mutter mit fünf Kindern an Bord
Wenige Kilometer vor dem Ziel stürzte die Piper im Orte-Dreieck Fröndenberg-Wickede-Menden knapp auf Fröndenberger Gebiet in die Ruhrwiesen. Für den Piloten und vier seiner Passagiere kam jede Hilfe zu spät. Wie die Staatsanwaltschaft Dortmund am Mittwoch mitteilte, starben eine 72-jährige Frau und deren 34-jährige Tochter. Zudem waren insgesamt fünf Kinder in dem Flugzeug, davon starben ein 15-jähriger und ein 5-jähriger Junge. Drei weitere Jungen im Alter von 16 Monaten, vier und sieben Jahren überlebten den Absturz mit lebensgefährlichen Verletzungen. Alle Insassen stammten laut Polizei aus Arnsberg.
Nach Auskunft vom Flugplatz auf der Nordseeinsel Langeoog war die Piper dort um 15.54 Uhr mit Flugziel Arnsberg-Menden gestartet. Frisch aufgetankt war die Maschine nicht - weil es auf dem Flugplatz gar keine Tankmöglichkeit gibt. Nach Einschätzungen aus Luftfahrtkreisen haben Maschinen dieses Flugzeugtyps, der erstmals 1975 in Dienst gestellt wurde, vollgetankt in der Regel fünf Flugstunden Reichweite.
Maschine über Flugschule Dortmund gemietet
Die Maschine gehörte einer Privatperson. Über die Flugschule Dortmund hatte der Pilot sie gemietet. Der 59-Jährige sei das Flugzeug schon häufiger geflogen, hieß es bei der Flugschule Dortmund. Nach Auskunft der Bezirksregierung Münster war der erfahrene Pilot bis dato nicht in Flugunfälle verwickelt: "Es liegt aktenkundig nichts gegen ihn vor".
Kurz vor dem Ziel flog die Piper Augenzeugen zufolge bereits außergewöhnlich tief. Engelbert Gurka ist Mitarbeiter der Fröndenberger Stadtverwaltung und stellvertretender Bürgermeister von Wickede: „Das Flugzeug war sehr niedrig über Wickede und hatte offenbar Motoraussetzer. Schon in der Luft hat es geknallt.“
Flugzeug hat wohl einen Baum touchiert
Bei einer eilig einberufenen Pressekonferenz an der Absturzstelle hieß es, dass die Piper einen Baum touchierte, bevor sie sich unmittelbar vor einer Überlandleitung überschlug und auf dem Dach liegen blieb. Das Vorderteil wurde durch den Aufprall stark deformiert. Die Toten saßen in den ersten beiden Reihen des Flugzeugs. „Die Kopf- und Halsverletzungen waren so stark, dass sie daran gestorben sind“, sagt der Leitende Notarzt Reinhard Arnsberg. Als die Rettungskräfte kurz nach dem Absturz eintrafen, trafen sie zwei der überlebenden Kinder an, die verstört über die Wiese liefen. Ein Kind musste aus dem Wrack befreit werden.
Zwölf Psychologen unterstützten die Helfer
Die drei Kinder, die den Absturz überlebten, wurden mit Rettungshubschraubern in Krankenhäuser geflogen. Gepäck, Kleidung und Sitze waren aus der Maschine geschleudert worden. Die Absturzursache ist auch am Mittwoch noch unklar. Die Bundesstelle für Flugunfallununtersuchung in Braunschweig hat noch in der Nacht zu Mittwoch die Ermittlungen aufgenommen. Bei der Piper handelte es sich um eine sechssitzige Maschine. Nach Angabe von Experten ist es nicht ungewöhnlich, dass Kleinkinder bei Flügen auf dem Schoß sitzen.
Absturzursache wird vom BFU-Experten ermittelt
Um der Absturzursache auf die Spur zu kommen werten die Experten der Flugunfalluntersuchung nun aufgezeichnete Radarspuren aus, teilte BFU-Sprecher Johann Reuß auf Anfrage mit. Zudem werden GPS-Daten aus dem Flugzeugwrack ausgelesen und Zeugen befragt, um den Flugweg der Piper zu rekonstruieren.
An der Unglücksstelle auf den Ruhrwiesen waren insgesamt 78 Einsatzkräfte vor Ort. Die Einsatzleitung hatte die Feuerwehr aus Wickede. Zwölf Psychologen unterstützten die Helfer. Zwischenzeitlich waren fünf Rettungshubschrauber in den Ruhrwiesen gelandet. In den Abendstunden ist das Technische Hilfswerk angerückt, um die Unglücksstelle auszuleuchten, damit die Ermittlungen fortgesetzt werden können.
Entsetzen über Schaulustige an der Absturzstelle
Entsetzen bei den Rettungskräften hinterließen Schaulustige, die aus allen Richtungen herbeieilten. „Sogar Eltern mit kleinen Kindern an der Hand“, sagt Notarzt Reinhard Arnsberg. „Ich kann diese Menschen nicht verstehen.“ Es sind Bilder, die sie nie wieder vergessen werden.