Fröndenberg. Seit einem halben Jahr sucht das Justizvollzugskrankenhaus nach Fachkräften – und geht dabei neue Wege. So läuft das Projekt bisher.
Seit Frühjahr dieses Jahres läuft im Fröndenberger Justizvollzugskrankenhaus (JVK) eine Pflegekräfte-Offensive. Erstmals hat man sich auch für nicht-examinierte Kräfte geöffnet. Was das mit Blick auf die Bewerbungen bisher gebracht hat – und was das NRW-Justizministerium für das JVK weiter plant.
Neue Abteilung gegründet
Dem Justizvollzugskrankenhaus Fröndenberg (JVK) fehlen die Fachkräfte. Wie in vielen gesellschaftlichen Bereichen macht sich das Problem seit einigen Monaten auch vor Ort bemerkbar. Deshalb haben sich die Verantwortlichen dazu entschieden, die Zugangsvoraussetzungen für einen Pflegeberuf im JVK anzupassen. Und obwohl sich der Job hinter Gittern und hohen Mauern abspielt – und einige der Gefangenen als schwerkriminell gelten –, benötigen auch die Patienten im Alter entsprechende Pflege und Unterstützung.
+++ Hintergrund: Erweiterung für das Justizvollzugskrankenhaus Fröndenberg +++
Nach gut einem halben Jahr fällt das erste Fazit des stellvertretenden Anstaltsleiter Dirk Schulte durchaus positiv aus. „Es hat jede Menge gebracht“, freut sich Schulte. Man habe so deutlich mehr Bewerbungen erhalten als üblich. Gleichwohl sei das erst der Anfang. „Das Ganze ist auch ein andauernder Prozess.“ Dazu wolle man sich auch mit der Nachwuchsgewinnungsstelle auseinandersetzen. Die Abteilung ist eigens für das JVK eingerichtet worden, um Mittel und Wege zu finden, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. „Der erste Erfolg ist da, aber wir dürfen nicht stehen bleiben“, betont Dirk Schulte.
Dass die Gefängnismauern oder Gitter vor den Fenstern Bewerber auch abschrecken, das scheint zumindest auf den ersten Blick nicht der Fall zu sein. „Wir haben auch schwieriges Klientel, aber am Ende sind es ganz normale Patienten“, so der stellvertretende Anstaltsleiter. Letztendlich gehe es darum, Menschen, die Hilfe benötigen, auch zu helfen. Noch dazu hat das JVK begonnen, Interessierte umfangreich zu informieren. Dazu gehören Hospitationen und Infoveranstaltungen direkt im Gefängniskrankenhaus selbst. Drei dieser offenen Veranstaltungen hat es laut Pflegedienstleiterin Ramona Noisten bislang gegeben. Dass das System zu funktionieren scheint, macht ein Blick auf die Bewerbungslage inzwischen deutlich. 61 Interessenten haben bisher eine Bewerbung abgegeben; darunter 18 Gesundheits- und Krankenpfleger, 35 examinierte Pflegekräfte, vier medizinische Fachangestellte, eine Operationstechnische Angestellte, eine Pflegefachkraft und zwei Auszubildende. „Die Resonanz ist sehr gut“, findet auch Noisten. Aus den 61 Bewerbungen haben sich inzwischen sechs Neueinstellungen ergeben.
Noch nicht am Ziel
Die Bewerbung selbst ist ebenfalls unkomplizierter geworden. Statt umfangreicher Bewerbungsmappen soll eine Kurzbewerbung den Weg zum neuen Arbeitsplatz ebnen. Dass es solche Stellen gibt, darauf weist auch ein großes Banner an der Einfahrt zum JVK hin. In der Einrichtung selbst gibt es Flyer, die das Personal auch in Freundeskreisen verteilt. „Aber wir sind noch nicht am Ziel“, sagt Ramona Noisten. Weitere Ausschreibungen und Anzeigen sind in den kommenden Wochen geplant. Ebenso wie eine weitere Infoveranstaltung am 3. August, für die es noch freie Plätze gibt. Anmeldung: 02373/ 758060. Dass eben diese Infoveranstaltungen mit einem Blick hinter die Gitter durchaus erfolgreich ist, ist für die Pflegedienstleiterin kein Wunder: „Es ist schon spannend bei uns.“