Fröndenberg. Wie in jedem anderen Hospital gibt es auch im Justizvollzugskrankenhaus Fröndenberg unheilbar kranke Patienten. Sie rücken nun in den Blickpunkt.

Das Thema Tod ist an vielen Stellen immer noch ein Tabu. Gleichzeitig wächst aber auch die Erkenntnis, wie wichtig und erfüllend ist, Sterbende in der letzten Phase ihres Lebens zu begleiten. Zugleich hat die Palliativmedizin an Bedeutung gewonnen, die das Ziel hat, Sterbenden vor allem Schmerzen zu nehmen. Was in der Gesellschaft längst angekommen ist, gewinnt auch im Justizvollzug an Bedeutung.

Das weiß auch Dirk Schulte, stellvertretender Anstaltsleiter im JustizvollzugskrankenhausFröndenberg (JVK). „Wir werden zwei Palliativzimmer bekommen, das sind dann die einzigen in ganz Nordrhein-Westfalen“, kündigt er an. Einen Zeitplan dafür gibt es noch nicht, doch das Thema ist präsent.

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Immer mehr ältere Strafgefangene als Patienten im JVK

Das JVK, das bei der Besetzung von freien Stellen in der Krankenpflege verstärkt auch auf Altenpflegerinnen und -pfleger setzen will, spiegelt hinter hohen Mauern ein stückweit die Gesellschaft. Das bedeutet: Es gibt immer mehr ältere Gefangene, die in Fröndenberg behandelt werden – Männer ebenso wie Frauen.

Etwa 100 Patienten werden regelmäßig im JVK in Fröndenberg behandelt. „In den nächsten fünf bis zehn Jahren werden es mehr alte Menschen sein“, wirft Thorsten Neuhaus, stellvertretender Pflegedienstleiter in der Einrichtung, einen Blick nach vorn. Daher sei es wichtig, auch die Kompetenzen und Erfahrungen von Fachkräften aus der Altenpflege zu nutzen.

Palliativzimmer bedeuten mehr Ruhe für sterbende Patienten

Natürlich gibt es auch schon jetzt immer wieder Patientinnen und Patienten, die so schwer erkrankt sind, dass eine Behandlung mit dem Ziel der Genesung oder dem Erhalt des Status quo nicht mehr möglich ist. Ihnen wird im JVK auch schon jetzt geholfen, so gut es geht. Die palliative Behandlung dieser Menschen aber muss in den normalen Klinikalltag integriert werden. Spezielle Palliativzimmer gibt es bislang nicht – sie können sterbenden Gefangenen mehr Ruhe bieten und den Abschied aus dem Leben im Rahmen der Möglichkeiten angenehmer machen.

Mit der Schaffung von Palliativzimmern passt sich das JVK ein weiteres Mal an aktuelle Erfordernisse an. Erst im Mai 2022 war eine neue Station mit 20 Plätzen für die Akutbehandlung von psychisch kranken Straftätern an den Start gegangen. Aus diesem Anlass kam der damalige NRW-Justizminister Peter Biesenbach (CDU) persönlich nach Fröndenberg. Seit dem 29. Juni 2022 bekleidet Dr. Benjamin Limbach (Bündnis 90/Die Grünen) dieses Amt. Gut denkbar, dass er auch in die Ruhrstadt kommen wird.