Menden. Die Entscheidung ist gefallen: Die Event-Factory wird abgerissen. Damit ist die letzte Party-Location in Menden bald Geschichte. Die Hintergründe
Nach einer jahrelangen – auch durch Corona befeuerten – Hängepartie um das Schmelzwerk hat der Rat nun entschieden: Die beliebte Veranstaltungshalle wird abgerissen. Damit verschwindet in Menden auch die bislang letzte Party-Location. Warum ein Aufschub der Entscheidung trotz eines Kaufangebots für das Gelände aussichtslos gewesen wäre.
Bis zum bitteren Ende
Dass mit der Schmelzwerk-Halle nach Jahrzehnten eine regelrechte Party-Institution verschwindet, lässt auch Bürgermeister Dr. Roland Schröder nicht kalt. „Uns ist allen klar, dass wir hier eine Entscheidung treffen, die gerade für junge Menschen in Menden nicht vorteilhaft ist. Uns allen geht das recht quer runter.“ Schlussendlich führe aber kein Weg an einem Abriss vorbei. Stattdessen will die Stadt entlang der Unteren Promenade den Hochwasserschutz vorantreiben.
Ein Aufschub der Entscheidung ist nicht mehr möglich. Bekanntermaßen gibt es eine Vereinbarung zwischen Stadt und dem Verband für Flächenrecycling und Altenlastensanierung (AAV), das Gebiet von Bodenbelastungen zu befreien. Die Dringlichkeit hatte der AAV kurz vor der Sitzung abermals betont: „Es ist eindeutig klar gemacht worden, dass, wenn es heute nicht zu einem Beschluss kommt, es schwierig wird, im Zeitplan des AAV zu bleiben“, erklärt Schröder. Zudem könnte die Vereinbarung zwischen Stadt und AAV hinfällig sein, sollte das Gebäude verkauft werden. Es müsse sonst eine „komplette Neubewertung“ vorgenommen werden.
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Dass im Grunde kein Weg an einem Abriss der Event-Factory vorbeiführt, ist vor allem für die Junge Union (JU) ein herber Schlag. Als im Jahr 2016 das Thema des Schmelzwerk-Abrisses erstmals aufkam, forderte die JU den Erhalt der Event-Factory. Gleichwohl: „Auch in der Jungen Union blickte man daher zuletzt skeptisch auf die Risiken, die ein Erhalt mit sich brächte. Das Schmelzwerk wäre längst ohne große Diskussion ersatzlos abgerissen worden, hätte die JU nicht dazwischen gegrätscht“, so JU-Vorsitzender Simon Cöppicus. Dass man in Reihen der Politik nun immerhin nach Alternativen für eine solche Veranstaltungshalle sucht, sieht die JU zumindest als einen Erfolg. CDU und SPD hatten zuletzt Party-Alternativen für junge Mendenerinnen und Mendener gefordert – wo genau, das ist noch völlig offen.
„Wir haben in der Jungen Union ganz viel Hoffnung gehabt, dass es Möglichkeiten gibt, es für die Jugendlichen zu erhalten“, so der frühere JU-Vorsitzende Dr. Mike Stern. Er war es seinerzeit, der den Antrag der JU auf den Weg brachte. „Wir haben gekämpft bis zum bitteren Ende“, betont Stern nun im Rat. Es gebe schlussendlich aber kein Argument, gegen den Abriss zu stimmen. Es sei weder möglich, noch sinnvoll oder wirtschaftlich, die Halle zu erhalten.
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Eine Erkenntnis, der sich auch die übrigen Fraktionen im Rat nicht entziehen können. „Hochwasser- und Naturschutz geht auf diesem Gelände jetzt leider vor, aber es ist wichtig, dass man jetzt einen alternativen Standort sucht“, so Dr. Sven Langbein (Menden Innovativ). Im Idealfall mit dem LAM-Chef Bernd Krause, der bis zuletzt Betreiber der Großdisco war. „Ich denke, wir sind uns alle einige, dass wir so eine Location brauchen in Menden“, betont Langbein. Auch die Grünen stehen „schweren Herzens“ hinter einem Abriss der Event-Factory – gerade mit Blick auf den Hochwasserschutz, erklärt Marjan Eggers. Die Sorgen der Anwohner an Kaiserstraße und Daimlerstraße vor weiteren Hochwasser-Ereignissen müssten für sie ernst genommen werden. „Hochwasserschutz ist nicht möglich, wenn das Gebäude stehen bleibt“, so Eggers.
FDP kritisiert die Verwaltung
Allerdings gibt es im Rat auch kritische Stimmen. Für die FDP kommt ein Abriss der Event-Factory nicht in Frage. Den Liberalen geht’s ums Detail. Die vom AAV geförderte Sanierung werde bei einem Verkauf lediglich neu geprüft „Da steht nicht, dass die Förderfähigkeit weg fällt“, so FDP-Fraktionschef Stefan Weige. Er fordert vielmehr, dem Altlastenverband im Bauausschuss sprichwörtlich auf den Zahn zu fühlen. Bislang habe die Verwaltung immer als Mittelsmann fungiert – einen direkten Austausch mit dem AAV habe es bisher nicht gegeben. „Aus der Erfahrung heraus kann man sagen, dass die Aussagen der Verwaltung nicht immer so interpretiert werden, wie es im direkten Kontakt sein würde.“ Ein Blick ins Ruhrgebiet zeige, dass es durchaus alte Industriehallen gebe, die hervorragend laufen. „Wir pumpen Hunderttausende in Museen, die mäßig besucht werden und haben für die Jugendlichen gar nichts über.“
Die Kritik an der Verwaltung als unzuverlässiger Mittelsmann geht für Bürgermeister Roland Schröder dann aber zu weit: „Was wir vom AAV bekommen, geben wir auch so weiter. Dass hier der Eindruck entsteht, die Verwaltung würde es nicht richtig weiter geben, verbitte ich mir.“
Bei Gegenstimmen der FDP stimmt der Rat schlussendlich mehrheitlich für den Abriss der Event-Factory.