Menden. War’s das für das Schmelzwerk? Die Mendener Groß-Disco soll nie wieder öffnen, sagen Stadtverwaltung und ein Recyclingverband.

War es das für die „Event Factory“ Schmelzwerk in Menden? Der Immobilienservice der Stadt (ISM) spricht sich erstmals glasklar gegen den Erhalt der 2004 eingerichteten Großdisco in der alten Fabrik an der Unteren Promenade aus. Dort hat es aufgrund von Corona und Überschwemmungen seit Jahren keine der beliebten großen Partys mehr gegeben. Als Gründe für die gleichwohl unpopuläre Entscheidung, die den Politikerinnen und Politikern im Ausschuss für Umwelt und Klima für die öffentliche Sitzung am 25. Januar nahegelegt wird, nennt der Stadtbetrieb hohe bau- und betriebswirtschaftlichen Risiken bei einem Fortbestand des Clubs.

Schwierige Entscheidung: Zahlreiche Gäste haben dort tolle Partys gefeiert

An der „Event Factory“ hängen zahlreiche Gäste, die dort viele tolle Feiern hinter sich haben. Auch der Initiativkreis Mendener Wirtschaft mit rund 280 Mitgliedsbetrieben hatte sich noch kurz vor Corona auf einem Festabend im Schmelzwerk mit einem Appell ausdrücklich für deren Erhalt eingesetzt. Hinzu kommt der Trägerverein Schmelzwerk e.V., der an der Unteren Promenade eine besondere Berufsbildungsstätte plant – ein Millionenprojekt unter Einbeziehung der Event Factory. Allerdings hieß es zuletzt, man könne damit auch innerhalb Mendens umziehen, wenn das Projekt von der Bundesregierung unterstützt wird. Diese Entscheidung soll bis Ende 2023 fallen. Dann könne man mit der Stadt notfalls auch über eine Alternative zum Schmelzwerkgelände reden.

Hoher Sanierungsbedarf: Auch Asbest und PCB müssten entfernt werden

Die Probleme des Schmelzwerks liegen zum einen im Gebäude selbst: In dem ehemaligen Rohrsägewerk sind Asbest- und PCB-Aufschläge festgestellt worden. Das ist nach Jahrzehnten einer industriellen Nutzung durch KME zwar wenig überraschend. Allerdings wären diese Altlasten für die Zukunft zu entfernen, auch wenn der Partybetrieb nur an wenigen Abenden im Jahr stattfindet und wegen der kurzen Verweildauer keine erhöhte Gefahr für Besucher bestehe.

Wiederherrichtung des Gebäudes soll mindestens 435.000 Euro kosten

Das ehemalige Sägewerksgebäude weist aber laut einer Untersuchung des Verbandes für Flächenrecycling und Altlastensanierung (AAV) insgesamt einen Sanierungsbedarf auf, dessen Abarbeitung mindestens grob geschätzte 435.000 Euro kosten würde. Der AAV, der eigens für die Revitalisierung teurer Brachen gegründet wurde, übernimmt grundsätzlich 80 Prozent der Abriss- und Wiederherrichtungskosten. Allerdings stellt er dafür Bedingungen, auch in Menden.

Nebenstehende Halle muss schon wegen Baufälligkeit abgerissen werden

Der Zeitplan steht

Inzwischen steht der Zeitplan für die Sanierung des ehemaligen Fabrikgeländes, das in Zukunft als Park zur Naherholung und als Überschwemmungsfläche bei Hochwasser dienen soll.

In Kürze soll die 2021 vereinbarte Sanierungsuntersuchung vorliegen. Ist der Sanierungsplan festgestellt, soll dieser vom Märkischen Kreis wahrscheinlich noch im Sommer für verbindlich erklärt werden. Dann würde ein öffentlich-rechtlicher Vertrag über die Rückbauten – mit oder ohne „Event Factory“ – sowie die Sanierung des Geländes geschlossen.

Die Ausschreibung der Abriss-Arbeiten folgte in der ersten Jahreshälfte 2024, und am Ende würde die Bodensanierung durchgeführt.

So zeigt sich der AAV nur dann bereit zur Übernahme der Schmelzwerk-Abrisskosten, wenn der Rückbau im Rahmen der anstehenden Gesamtsanierung des Geländes bis Ende 2024 erfolgt. Bekanntlich steht schon fest, dass die nebenstehende Halle auf dem früheren KME-Fabrikgelände wegen Baufälligkeit abgerissen werden muss. Sollte es die Stadt Menden zur Rettung der Event Factory daneben noch auf weitere Untersuchungsergebnisse ankommen lassen und der Abriss danach unvermeidlich sein, dann hätte die Stadtkasse allein alle Kosten für Rückbau und Bodensanierung zu tragen. Der Verband mahnt daher die Mendener Politik, die sich den Erhalt des 2000 Quadratmeter großen Clubs zuletzt noch ausdrücklich gewünscht hatte, hier Kosten und Nutzen gut gegeneinander abzuwägen. Was wohl als Wink mit dem Zaunpfahl interpretiert werden darf.

Flutgefahr bleibt bestehen, Bestandsschutz als möglicher Bumerang

Obendrein bliebe die Event Factory wegen ihrer ungünstigen Lage nahe der Hönne überschwemmungsgefährdet. So seien noch bei der jüngsten Flut vom Juli 2021 die WC-Anlagen und die Brandmeldeanlage in Mitleidenschaft gezogen worden.

Ein weiteres Kostenrisiko für die Stadt wird auch darin gesehen, dass die Mendener LAM Showtechnik als Factory-Betreiberin abspringen könnte – was zwar nicht beabsichtigt ist, wie eine WP-Nachfrage ergab. Falls es aber irgendwann doch geschehe, so der Stadtbetrieb ISM, dann hätte die Event Factory als Gebäude Bestandschutz. Für die Stadt würde das bedeuten: Entweder sie pumpt dann viel Geld in den Erhalt eines Leerstandes, oder sie bezahlt nach den sich selbst gegebenen Regeln einen Abriss, wenn nicht binnen eines Jahres eine Nachnutzung in Aussicht steht. Und die wäre für so eine Halle wohl kaum zu finden.