Menden. Ein Kaufangebot fürs Schmelzwerk in letzter Sekunde: Ist das für die Mendener Groß-Disco doch noch die Rettung vor der Abrissbirne?
Kommt jetzt doch noch die Rettung für die bedrohte „Event Factory Schmelzwerk“ an der Unteren Promenade? Seit Montagnachmittag liegt im Mendener Rathaus erstmals ein konkretes Kaufangebot für die städtische Fläche vor. Das berichtete Baudezernent Frank Wagenbach am Donnerstagabend überraschend den Politikerinnen und Politikern im Ausschuss für Planen und Bauen.
Betreiber Bernd Krause von LAM will seinen Club jetzt kaufen
Auch wenn im öffentlichen Teil einer Sitzung keine Namen genannt werden können: Anbieter ist nach WP-Informationen Bernd Krause, Chef des Unternehmens LAM Showtechnik und langjähriger Betreiber der Großdisco. Krause hatte sein Kaufinteresse jüngst schon auf eine Anfrage der WP bestätigt. Das Anliegen gebe es für ihn schon seit 18 Jahren, es sei bislang aber nie in konkrete Zahlen gegossen worden.
„Wir wollen den Charme der Event-Factory Schmelzwerk erhalten“
Nicht einverstanden erklärte sich der LAM-Chef jedenfalls mit den aktuellen Plänen für das Schmelzwerkgelände. Die sehen eine Altlastensanierung unter Abriss beider Fabrikhallen vor. Danach soll der gesamte Bereich neu gestaltet und zu einer parkähnlichen Überschwemmungsfläche werden. Krause dagegen fordert „den Charme der Event-Factory Schmelzwerk zu erhalten“. Die Altlastenproblematik betrifft aus seiner Sicht vor allem die marode Nachbarhalle der heutigen Disco. Die war übrigens zu KME-Zeiten das eigentliche Schmelzwerk – die heutige „Event Factory“ war die einstige Sägewerkshalle.
Am 16. März im Bauausschuss fällt wohl die endgültige Entscheidung
Alternative Idee
Die Mendener SPD hat jüngst beantragt zu prüfen, ob bei einem Ende des Schmelzwerks eine Event- und Sporthalle nach dem Vorbild des Hemeraner Grohe-Forums errichtet werden kann. So könne man zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.
Zur jetzt eingegangenen Offerte will die Stadtverwaltung erst einmal eine Drucksache für die Politik erstellen. Sie soll dem Bauausschuss am 16. März zur Beratung vorgelegt werden. Am 28. März soll dann der Stadtrat endgültig über das Schicksal des Geländes – und damit auch der Fabrik-Disco – entscheiden. Deren Abriss schien zuletzt noch unausweichlich. Wie berichtet, hat sich der Immobilienservice der Stadt (ISM) kürzlich glasklar gegen den Erhalt der 2004 eingerichteten Großdisco ausgesprochen. Dort hat es aufgrund von Corona und Überschwemmungen seit Weihnachten 2019 keine der beliebten großen Partys mehr gegeben. Der Stadtbetrieb führte nun hohe bau- und betriebswirtschaftlichen Risiken bei einem Fortbestand des Clubs auf.
Der Versicherungsverband AAV senkte schon den Daumen
Das vernichtende Urteil über das ehemalige Sägewerksgebäude geht wiederum auf eine Untersuchung durch den Verbandes für Flächenrecycling und Altlastensanierung (AAV) zurück. Der Verband führt unter anderem PCB- und Asbestlasten im Gebäude auf und errechnete die Kosten einer Sanierung grob auf mindestens 435.000 Euro. Der AAV, eigens gegründet für die Revitalisierung teurer Brachen, übernimmt bei solchen Projekten grundsätzlich 80 Prozent der Abriss- und Wiederherrichtungskosten.
Stadt Menden würde bei Erhalt auch das Kostenrisiko übernehmen
Allerdings stellt er dafür Bedingungen, auch in Menden. Eine lautet jetzt: Der Abriss der Gebäude muss bis Ende 2024 erfolgen. Das bedeutet: Sollte die Stadt Menden zur Rettung der „Event-Factory Schmelzwerk“ weitere Untersuchungen anstrengen, würde sie den Termin wohl verpassen. Dann hätte die Stadt allein alle Kosten für Rückbau und Bodensanierung zu tragen, falls sich ein Abriss dann doch als unvermeidlich erweist. Von diesem Risiko würde der Kauf durch Dritte die Stadt entbinden.
Bedingungen unbekannt: Kann das Kauf-Angebot jetzt ein Game-Changer sein?
Der AAV hatte die Stadt zuletzt noch ermahnt, Kosten und Nutzen des Erhalts des 2000 Quadratmeter großen Clubs „gut gegeneinander abzuwägen“. In Menden wurde das als Wink mit dem Zaunpfahl durch den Haupt-Geldgeber der Sanierung verstanden. Ob das neue Angebot hier auch eine ganz neue Entwicklung einleiten kann, dürfte sich bis zur Ausschusssitzung Mitte März zeigen. Ein Eigentümerwechsel könnte die aktuelle Planung in vielerlei Hinsicht verändern – und die vielen Schmelzwerk-Fans in und um Menden doch noch glücklich machen. Doch am Ende dürfte es auf die Details des Kauf-Angebots ankommen. Und die sind noch nicht bekannt.