Menden. Grundsätzlich gibt’s zwar grünes Licht für eine neue Grundschule in der Innenstadt – das könnte aber zu Problemen anderswo in Menden führen.
Eine neue Grundschule an der Wilhelmstraße würde Mendens Schullandschaft radikal verändern und in die Zukunft anderer Grundschulen eingreifen. Und selbst dann wäre eine ausreichende Zahl an Schülern nicht gesichert. Das ist das Ergebnis der Untersuchungen von Sozialwissenschaftler und Schulberater Jürgen Thomaßen, die er in einer Sondersitzung des Schulausschusses vorstellte.
Mehrere Szenarien
Thomaßen skizzierte auch eine andere Lösung, von der sich die Politik teils überrascht zeigte. Viel diskutiert, viel kritisiert von der Mendener Ratsmehrheit, trotzdem am Jahresende durchgedrückt wurde die Planung, die Josefschule in der Innenstadt entweder mit einer Dependance am alten Standort der Rodenbergschule in der Wilhelmstraße zu versehen. Dort ist aktuell die Unterstufe des Hönne-Gymnasiums untergebracht. Wahlweise soll an dieser Stelle gleich eine ganz neue Grundschule gegründet werden.
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Auftrag aus der letzten Ratssitzung in 2022 an die Verwaltung war es, beide Möglichkeiten zu prüfen. Im Schulausschuss in der kommenden Woche wird es auch wieder um dieses Thema gehen, kontroverse Diskussionen sind wohl erneut zu erwarten. Zuvor aber gab es an diesem Dienstag eine Sondersitzung des Gremiums mit nur einem einzige Thema: Der Sozialwissenschaftler und Schulberater Jürgen Thomaßen, der schon den letzten Schulentwicklungsplan für Menden erstellt hatte, sollte sich mit den konkreten Auswirkungen der möglichen neue Schulentwicklungen beschäftigen.
Wie viele Kinder werden in den kommenden Jahren eingeschult, und wie viele sind dann für die einzelnen Standorte der Bildungseinrichtungen zu erwarten, welche Folgen hat das für die Zügigkeit der einzelnen Schulen? In einem ersten Szenario nahm Jürgen Thomaßen an, dass eine neue Grundschule in der Mendener Innenstadt gegründet wird, am Standort Rodenbergschule also. Bekannt ist der gesetzliche Rahmen, dass es für eine Neugründung einer Grundschule über fünf Jahre in jedem Jahr mindestens 50 Erstklässler braucht. Ausgangspunkt sind dann demografische Daten und in einem groben Rahmen auch die Wohnorte der Familien. Thomaßen nahm weiter an, die Josefschule wird künftig auf zwei Eingangsklassen gedeckelt, so wie es die Politik auch entschieden hat. Außerdem wird in dieser Berechnung die Albert-Schweitzer-Schule im Lahrfeld, inklusive des Teilstandortes Schwitten, auf insgesamt vier Züge gedeckelt. Folge wäre, dass hier jeweils Kinder abgewiesen werden, die dann für eine neue Grundschule in Frage kommen – aber laut Thomaßen von beiden Standorten höchstens genug für eine Klasse in jedem der kommenden Jahre.
Zahlen steigen wider Erwarten
Zusätzlich nahm er dann im nächsten Schritt noch eine Deckelung des Grundschulverbundes Platte Heide an. Auch hier bleibt sein Ergebnis eindeutig: „Man ist immer noch in den roten Zahlen, hat nicht ausreichend Kinder für eine neue Grundschule.“ Trotz Deckelung der Zügigkeit bei drei Grundschulen.
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Deshalb lautete Thomaßens Fazit, an die Schulausschussmitglieder gerichtet: „Eine neue Grundschule in der Mendener Innenstadt ist nur möglich, wenn Sie ganz rabiat in die Schullandschaft eingreifen.“ Sprich: noch weitere Deckelungen anderswo sind nötig, um für die Neugründung mindestens 50 Kinder pro Jahr zu bekommen. Das könnte Wasser auf die Mühlen der Kritiker an einer Neugründung sein. Nicht näher erläuterte Thomaßen im Schulausschuss, wie eine Dependancelösung der Josefschule am Standort Wilhelmstraße aussehen kann. Hier sind aber auch nicht die Hürden wie bei der Neugründung vorgeschrieben. „Eine neue Schule in der Innenstadt führt zu Umwälzungen. Die Trennung auf der Platte Heide ist machbar ohne dass es andere Schulen tangiert“, lautete sein Fazit. Dass die Schülerzahlen in Menden entgegen vorheriger Berechnungen überhaupt wieder leicht ansteigen sei etwa auf den Ukraine-Krieg mit seinen Fluchtbewegungen zurückzuführen.
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In dieser Sondersitzung ging es erstmal darum, dass die Politiker die Prüfung von Jürgen Thomaßen vorgestellt bekommen und Fragen stellen, es ist gleichzeitig eine Ergänzung zur vergangenen Ratssitzung. Inhaltlich soll am kommenden Dienstag diskutiert werden.
Für den kommenden Schulausschuss steht zudem eine Trennung und damit die Auflösung des Grundschulverbundes auf der Platte Heide auf der Tagesordnung, weil die Schulkonferenz diese Trennung Ende 20222 bereits beantragt hatte. SPD-Ratsherr Mirko Kruschinski hakte nach, warum das Szenario einer Deckelung nicht für Grundschulen in Lendringsen durchgespielt wurde. Die Entfernung von dort zur Wilhelmstraße sei schließlich etwa gleich wie zur Platte Heide.