Menden. Dependance oder neue Schule? Die Josefschul-Eltern und alle Grundschulleiter zeigen sich „fassungslos“ über Vorgehen der Politik.
„Wir fühlen uns von CDU, SPD und FDP komplett überfahren!“ Die Elternschaft der Josefschule Menden ist nach dem jüngsten Schulausschuss „noch immer wie vor den Kopf geschlagen“, berichten Markus Werny, Jan Rüschenbaum und Jörg Strauch gegenüber der WP. Die Eltern sehen sich in ihrem Unmut von einem jetzt bekannt gewordenen Schreiben aller Schulleitungen an die Ratsmitglieder bestätigt, in dem von „Fassungslosigkeit“ die Rede ist.
Überraschung: CDU, SPD und FDP für Dependance oder neue Schule
In der denkwürdigen Sitzung hatte es bekanntlich statt Zustimmung zum Ausbau der Innenstadt-Grundschule an der Werringser Straße zwei ganz neue Vorstöße gegeben. Einer sieht einen zweiten Standort (Dependance) der Josefschule vor, der zweite sogar die Gründung eine zweiten Grundschule – beides wohl im Gebäude der alten Rodenbergschule an der Wilhelmstraße. Das alles sei für die Eltern und Schulleiter völlig überraschend gekommen, berichten Werny, Rüschenbaum und Strauch. In den gemeinsamen Workshops mit Schulleitung, Stadtverwaltung, Politik und Eltern sei davon nicht die Rede gewesen.
Künftiger Raumbedarf für den heutigen Standort angeblich zu groß
Als Grund für die neuen Vorschläge hatte der Schulausschuss-Vorsitzende Peter Maywald (CDU) neue Zahlen der Mendener Stadtverwaltung zum künftigen Raumbedarf der Grundschule angegeben. Demnach brauche die Josefschule in Zukunft satte zwölf Räume mehr – dank des kommenden Rechtsanspruchs jedes Kindes in einer Eingangsklasse auf einen Platz im Offenen Schulganztag ab 2025. Doch zwölf Räume seien an der Werringser Straße unmöglich herzustellen, mit welchem Ausbau auch immer, meinen jetzt CDU, SPD und FDP.
Eltern halten dagegen: Genug Platz für pädagogisch moderne Cluster-Lösung
Werny, Rüschenbaum und Strauch halten gegenüber der WP dagegen: Mit der neuen Cluster-Lösung, also einer pädagogisch begründeten räumlichen Aufteilung der Josefschul-Kinder nach Jahrgängen und nicht mehr nach Klassen, würden deutlich weniger Räume gebraucht. Der Umbau am Standort bleibe damit vor allem aus pädagogischer, aber auch aus baulicher und wirtschaftlicher Sicht die beste Lösung.
„Noch nie wurde in Menden eine funktionierende Schule beschnitten“
Eltern weisen Einwand zurück
Den gegenüber Elternvertretern häufig geäußerten Einwand, wonach sie nur Vorteile für ihre eigenen Kinder erreichen wollen, weisen die aktuellen Josefschul-Eltern deutlich zurück.
Von dem acht Millionen Euro teuren Umbau, den sie am heutigen Standort anstreben, hätten ihre eigenen Kinder wegen der langen Bauzeit gar nichts mehr. Jan Rüschenbaum: „Wir sind vom Konzept der Schule unter Schulleiter Ralf Beyer überzeugt. Deshalb setzen uns dafür ein.“
Eine Dependance dagegen würde das Kollegium auf zwei Standorte splitten. Gerade Schulleiterinnen und Schulleiter hätten solche Auslagerungen von Teilen ihrer Schulen aber immer verhindern oder schnellstmöglich wieder aufheben wollen. Zuletzt hat Rektor Ulrich Cormann für das Hönne-Gymnasium betont, wie sehr er das Rückholen seiner jüngsten Gymnasiasten aus der Dependance in der alten Rodenbergschule an die Walramstraße herbeisehne. Auch die Gründung einer neuen Schule ist aus Sicht der Eltern unvorstellbar. Damit ginge eine Beschneidung der Josefschule auf nur noch zwei Eingangsklassen einher. Markus Werny: „Dass eine funktionierende Schule derartig beschnitten wird, hat es in Menden noch nie gegeben.“ Obendrein würde damit alle bisher für teures Geld entworfene Vorschläge des Planungsbüros in den Papierkorb wandern.
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Schulleiter: „Gefühl der Sprachlosigkeit, Fassungslosigkeit und des Unverständnisses“
Ende November hatten bereits die Schulleiterinnen und Schulleiter aller sechs Mendener Grundschulen ihren Unmut über die Abläufe in Sachen Josefschule schriftlich an Bürgermeister Roland Schröder formuliert. Adressiert ist er auch an die Erste Beigeordnete Henni Krabbe, an sämtliche Ratsmitglieder und Uli Menge als Leiter der Schulabteilung: „Ein Gefühl der Sprachlosigkeit, der Fassungslosigkeit und des Unverständnisses“ halte seit der denkwürdigen Sitzung des Schulausschusses in den Schulleitungen an, die zur Erarbeitung der bis dato erreichten Vorschläge maßgeblich beigetragen hätten, heißt es darin. Und weiter: Die Rektorinnen und Rektoren verfolgten auch weiterhin das „Ziel, bei entscheidenden Themen mit weit reichenden Auswirkungen mit unserer Expertise gehört zu werden“.
Neue Lösungsansätze nur „zwischen einzelnen Personen abgestimmt“
Gerade deshalb habe man „fassungslos“ den Ablauf der Ausschuss-Debatte verfolgt und eine „zwischen einzelnen Personen abgestimmte und nun wohl gewünschte Neuausrichtung“ zur Kenntnis nehmen müssen. Zu dieser Vorgehensweise könne man – ungeachtet der Inhalte – nur „völliges Unverständnis“ zum Ausdruck bringen. Den aktuellen Elternvertretern, für deren eigene Kinder keine Lösung mehr greifen wird, spricht all das aus dem Herzen.