Menden. In der Josefschule Menden wird der Platz knapp. Die Politik ringt schon lange um eine Lösung. Jetzt gibt’s einen neuen Vorschlag - und viel Unmut
Die unendliche Geschichte um den Ausbau der Josefschule Menden geht weiter. Nun ist auch wieder eine Dependance-Lösung in der alten Rodenbergschule im Spiel. Oder sogar die Gründung einer neuen Grundschule. Überraschend kam diese Lösung im Schulausschuss auf den Tisch. Sehr zum Missfallen der grünen Ausschussmitglieder, inklusive Schulleitung der Josefschule, sowie der Elternschaft. Deren Zorn richtete sich vor allem gegen den Ausschussvorsitzenden Peter Maywald.
Bekommt Menden eine neue Grundschule? Nach neuesten, im Schulausschuss vorgestellten Überlegungen ist das eine Möglichkeit. Hintergrund ist das schon lange währende Gezerre um den Um- und Ausbau der Josefschule, die mehr Kapazität braucht, spätestens wenn ab 2025 nach und nach der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung eintritt. Aber der Platz dort rund herum ist begrenzt. Diskutiert wurde dabei in der Mendener Politik auch immer wieder eine Dependance, einen Teilstandort der Josefschule in der alten Rodenbergschule, in welcher aktuell noch ein Teil des Gymnasiums an der Hönne untergebracht ist. Schule samt Elternschaft wollen diese Lösung aber nicht, auch die Bezirksregierung hatte sich dazu kritisch geäußert.
Eltern sind „sprachlos und wütend“
Auch viele Eltern der Josefschule waren als Zuhörer im Ausschuss. Ihr Unmut über den neuen, alten Vorschlag wurde schon in der Sitzung sehr deutlich. Und sie teilten ihn im Nachgang auch noch mal explizit der Westfalenpost mit. „Sprachlos und wütend“ habe sie das Vorgehen gemacht, den Beschlussvorschlag ohne Absprache mit Schulleitung oder Elternvertretern kurzfristig einzubringen. CDU, SPD und FDP wirft man vor, dass ihnen der Elternwille überhaupt nicht wichtig sei, dass man stattdessen parteitaktische Spielchen gegen die Grünen (mit Schulleiter Ralf Beyer als Ausschussmitglied) auf dem Rücken der Kinder austrage.
Es gebe durchaus gute Pläne für einen Ausbau im Bestand, welche den Eltern aber teilweise vorenthalten würden. Für diese Lösung will man sich aber weiter einsetzen. Gegen die Dependancelösung spräche die Notwendigkeit, dass Lehrer pendeln müssen und Schüler und Geschwisterkinder womöglich zu verschiedenen Standort gehen.
Und auch in Mendens Schulpolitik schien man das eigentlich schon ad acta gelegt zu haben. Stattdessen sollten weiter Lösungen für einen Bestandsausbau geprüft werden. So zumindest war der Stand im Spätsommer nach der letzten Sitzung des Schulausschusses. In den Sitzungsunterlagen jetzt für die aktuelle Zusammenkunft am Dienstag stand zu einem konkreten Vorgehen für die Josefschule nichts verzeichnet. +++ Lesen Sie auch: Josefschule in Menden: Millionen-Invest oder Dependance +++
Ausschussvorsitzender Peter Maywald kommt einem ganz neuen Vorschlag
Aber Ausschussvorsitzender Peter Maywald (CDU) kam mit einem ganz neuen Vorschlag um die Ecke: Die Dependance-Lösung ist wieder im Geschäft. Alternativ schlägt man vor, an der Wilhelmstraße gleich eine ganz neue Grundschule zu gründen. Im Zuge dessen soll die Josefschule, die aktuell aus allen Nähten platzt, ab dem Schuljahr 2025/26 auf zwei Eingangsklassen begrenzt werden, aktuell sind es drei. Diesen neuen Vorschlag, so Peter Maywald, hätten mehrere Fraktionen für die Sitzung gemeinsam ausgearbeitet. Welche dahinterstehen und welche davon offenbar nichts wussten, zeigte sich in der folgenden Diskussion.
Maywald erläuterte noch als Hintergrund, Grund für das Umwerfen der letzten Überlegungen sei eine exakte Berechnung der aktuellen und zukünftigen Raumbedarfe aller Mendener Grundschulen, welche die Verwaltung nun erstellt hatte. Daraus ergebe sich mit dem künftigen OGS-Rechtsanspruch an der Josefschule ein Defizit von zwölf Räumen. Und das sei größer als man vorher angenommen habe, dieser Bedarf sei mit den beengten Gegebenheiten nicht herstellbar. „Zwölf Räume sind nicht zu schaffen", erklärte auch Stefan Weige (FDP). Weige wie auch Mirko Kruschinski (SPD) sprachen sich nun für die Dependance aus. Nur wenige hundert Meter entfernt habe man eine komplett fertige Schule, so Kruschinski. Weige weiter: „Damit ist allen geholfen."
Dirk Huhn (Grüne) macht Ärger Luft
Von diesen Ausschussmitgliedern sowie von der CDU wurde betont, mit dieser Entscheidung respektiere man aber genauso den Elternwillen, den Standort Josefschule zu erhalten. Großen Unmut gab es hingegen bei der Grünen-Fraktion, die offenbar nicht einbezogen war. Dirk Huhn machte seinem Ärger deutlich Luft, vor allem in Richtung des Ausschussvorsitzenden Maywald. „Das widerspricht allem, was für mich gute Schulpolitik ausmacht." Der Elternwille werde damit mit Füßen getreten, Millionen an Planungskosten versenkt, statt einer maßvollen Entwicklung am Standort wolle man nur Großprojekte. Mirko Kruschinski sagte dazu später: „Die Schärfe von Dirk Huhn fand ich überflüssig." Und auch Maywald wehrte sich: Huhns Unterstellungen seien nicht wahr, von dessen Seite seien statt konstruktiver Vorschläge immer nur Anschuldigungen gekommen. +++ Auch interessant: Josefschule Menden: Ein Spickzettel als Diskussionshilfe? +++
Schulleiter spricht sich für die von ihm favorisierte Clusterlösung am Standort aus
Neben Huhn saß dabei jemand als grünes Ausschussmitglied, der sich offiziell bei diesem Tagesordnungspunkt nicht beteiligen durfte: Ralf Beyer, Schulleiter der Josefschule. Wegen Befangenheit. Peter Maywald unterbrach deshalb regelkonform die Sitzung, um Beyer ein Statement zu ermöglichen. Darin sprach sich der Schulleiter weiter für die von ihm favorisierte Clusterlösung am Standort aus. „Das war der klare Auftrag aus den Workshops", blickte er auf die Planungen zurück. Das würde einen Ausbau im Bestand mit flexiblen Räumen bedeuten. Aber in der Ausschussmehrheit wird so eine Clusterlösung offenbar nicht mehr gewollt.
Vor allem dank der Stimmen von CDU und SPD ergeht nun der Auftrag an die Verwaltung, die beiden Vorschläge neue Grundschule oder Dependance der Josefschule in der Rodenbergschule auszuarbeiten und zu prüfen. Von den größeren Fraktionen stimmten nur die Grünen dagegen.