Wenden/Siegen. . Seit über fünf Monaten sitzt das Dealer-Duo in Untersuchungshaft. Jetzt verhängte die Große Strafkammer des Siegener Landgerichtes das Urteil: 3 Jahre für einen Wendener (25) und 3 Jahre und 3 Monate Haft sowie Unterbringung in einer Entziehungsanstalt für einen in Olpe aufgewachsenen und zuletzt in Nümbrecht wohnenden 27-Jährigen.

Die Drogenkarriere der beiden jungen Männer verläuft ähnlich. Schon mit 15 Jahren geht es los, zunächst mit Marihuana. Es folgen Amphetamin, Ecstasy, später auch Kokain. Der Konsum steigt kontinuierlich an. Sie berauschen sich mit dem Rauschgift in rauschenden Partynächten.

Musik ist ihre Leidenschaft, der Wendener ist zudem als DJ tätig. Sie feiern in Techno-Clubs im Ruhrgebiet und rutschen immer tiefer in den Drogensumpf. Durch die eigene Sucht und Abhängigkeit knüpfen die beiden Angeklagten Kontakte im Drogenmilieu. Die Konsumenten werden zu Dealern.

Vor Gericht wollen die beiden geständigen und offenbar einsichtigen Angeklagten einen Schlussstrich unter das unrühmliche Kapitel in ihrem Leben ziehen. Den Wendener verurteilt die Kammer wegen sechsfachen Drogenhandels. Der 25-Jährige hat zwischen März und Mai dieses Jahres insgesamt 2,5 Kilo Amphetamin, 500 Ecstasy-Pillen sowie knapp 1 Kilo Marihuana erworben, um den Stoff gewinnbringend weiterzuverkaufen. In einem Fall kaufte er 1 Kilo Amphetamin vom Mitangeklagten, der offenbar stets einen reichen Vorrat parat hatte. Staatsanwältin Bettina Dickel sprach von einem „Vollsortiment, mit dem man einige Kunden in der Region hätte bedienen können“.

Polizei stellt knapp ein Kilo Marihuana sicher

In der Tat. Bei der Durchsuchung seiner Wohnung in Nümbrecht finden Ermittler 1,8 Kilo Amphetamin, 2,3 Kilo Ecstasy, 250 Gramm Marihuana sowie getrocknete Pilze. Bei allen Taten sind die Ermittler den Tätern durch Telefonüberwachungen auf der Spur. „Die Polizei hat aus taktischen Gründen relativ spät zugeschlagen“, erklärte der Vorsitzende Richter, Wolfgang Münker. Am 9. Mai nehmen Beamte den 25-Jährigen auf dem Weg von Wenden nach Wilnsdorf fest und stellen knapp ein Kilo Marihuana sicher, das er gewinnbringend weiterverkaufen wollte.

Drei Vorstrafen wegen Drogenhandels und dreifaches Bewährungsversagen führten dazu, dass die Strafe gegen den 27-Jährigen höher ausfällt. „Er war gut sortiert und dick im Geschäft“, sagte Münker. Staatsanwältin Dickel hatte für den 27-Jährigen sogar 3 Jahre und 7 Monate Freiheitsstrafe gefordert. Dem widersprach Verteidiger Udo Klemt (Bergisch-Gladbach): „Die Taten stehen in unmittelbarem Kontext zu seiner Sucht, auch die Vorstrafen. Gefängnis ist kein Weg raus aus der Sucht, sondern rein in die Sucht. Er braucht eine Therapie.“ Klemts Forderung: maximal 3 Jahre.

Anwältin lobt den geständigen Angeklagten aus Wenden 

Anwältin Michaela Meier (Dortmund) lobte den Wendener in den höchsten Tönen: „Das ist echt ein Klassejunge. Er hat vom ersten Tag an nicht versucht mich anzukrücken. Er hat gesagt: Ich habe Scheiß gemacht und stehe dafür gerade.“ In der U-Haft habe ihr Mandant Sport gemacht: „Er ist kernig geworden. Der sieht richtig gut aus.“ Die Familie unterstütze ihn beim Weg in ein drogenfreies Leben. „Er ist intelligent und hat genug Grips, um zu erkennen, dass er Mist gemacht hat“, so Verteidigerin Meier, die ebenfalls maximal drei Jahre bei den Verhandlungen vor dem Landgericht fordert. Und: „Ich kenne andere Dealer, die mit Maserati und Goldkette ankommen. Dazu gehört er sicher nicht.“

Die Haft habe ihm die Augen geöffnet, betonte der Wendener: „Früher hat man von Party zu Party gelebt. Jetzt weiß ich, was wirklich wichtig ist.“ Für die Zeit nach der Haft hat er auch bereits einen Plan: „Ich kann Deutsch, Russisch und Englisch. Ich möchte meine Sprachkenntnisse ausweiten und im Dolmetscherbereich tätig werden.“