Olpe/Drolshagen. . Es sollte ein routinemäßiger Hausbesuch werden, doch als die Bewährungshelferin am 30. Mai dieses Jahres in Drolshagen ankam, flippte ein 18-Jähriger völlig aus. Mit laufender Motorsäge habe er seinem Vater angedroht, ihm den Kopf abzuschneiden. Jetzt stand er in Olpe vor Gericht.

Es sollte ein routinemäßiger Hausbesuch werden, doch als die Bewährungshelferin am 30. Mai dieses Jahres in Drolshagen ankam, flippte der 18-Jährige völlig aus. „Er war wie von Sinnen. Er schubste seinen Vater die Einfahrt hinunter. Dann schrie er ihn an: Ich hole ein Messer und stech’ dich ab“, so die 54-Jährige. Dann sei der Sohn in den Keller gerannt, mit einer Motorsäge zurückgekehrt und habe diese angeworfen: „Er schrie zu seinem Vater: Ich schneide Dir den Kopf ab.“

Mit dieser Darbietung vor den Augen der Bewährungshelferin war es natürlich vorbei mit der Freiheit für den 18-Jährigen. Der eingeschaltete Richter Richard Sondermann widerrief sofort die Bewährung für die acht Monate Jugendstrafe, zu der der 18-Jährige im Oktober 2011 wegen besonders schweren Diebstahls und Körperverletzung verurteilt worden war. Der junge Mann kam in Haft und wurde am Donnerstag aus der Zelle in den Olper Gerichtssaal geführt.

Drei weitere Anklagen

Neben der üblen Bedrohung seines Vaters ging es um drei weitere Anklagen: Zweimal brach er das Tor zu einem Firmengelände in Drolshagen auf. Zunächst stahl er einen Audi A 3, später ein Motorrad. Mit beiden Fahrzeugen machte der 18-Jährige, der nie eine Fahrerlaubnis besessen hat, eine Spritztour durch Drolshagen und ließ sie dann stehen. Ein weiterer Versuch, die Wegfahrsperre eines Golfs zu knacken, scheiterte.

Vor Gericht war der arbeitslose 18-Jährige geständig. Er habe von seinem Vater zehn Euro haben wollen, um nach Attendorn zu fahren: „Mein Vater wird ab und zu laut. Ich kann das nicht ab. Dann werde ich auch laut. Das ist dann eskaliert. Ich habe meinem Vater nicht abgekauft, dass er kein Geld hat.“

Drogen- und Alkoholkonsum

„Er hatte ab und zu Wutanfälle, aber dann hat er sich wieder beruhigt. Es war das erst Mal, dass es so eskaliert ist“, sagte der Vater (50). Der Sohn sei hyperaktiv, habe seine Tabletten abgesetzt und immer viel Cola getrunken. Er sei aber auch selbst aufbrausend, räumte der Vater ein. Ob er seinem Sohn verziehen habe, wollte Staatsanwalt Florian Linz wissen. „Ja“, so der Vater.

Der 18-Jährige habe die Taten auf seinen Drogen- und Alkoholkonsum zurückgeführt, sagte die Bewährungshelferin: „Es ging zu Hause immer um Geld und ums Telefon. Wenn er kein Geld kriegte, wurden die Eltern erpresst und geschlagen. Dann war wieder eine Zeit Ruhe.“ Der 18-Jährige, sei ‘mal lieb und höflich, dann wieder aggressiv.

18-Jähriger bricht in Tränen aus

Schon als der Sohn sieben Jahre alt war, hätten sich die Eltern erstmals ans Jugendamt gewandt, so der Vertreter der Jugendgerichtshilfe. Bereits in der 1. Klasse sei er auf eine Förderschule gewechselt. Es sei dann weitergegangen bis zur Heimunterbringung. Wegen der Reifeverzögerungen solle Jugendstrafrecht angewandt werden.

„Da sind zwei Sturköpfe aufeinander getroffen“, bezeichnete Staatsanwalt Linz das Verhältnis von Vater und Sohn. Als er eine Einheitsjugendstrafe von 16 Monaten (inklusive der 8 Monate) ohne Bewährung forderte, brach der 18-Jährige in Tränen aus. Doch auch Verteidiger Christoph Hilleke redete Klartext: „Allein die Reue hilft nicht, um zur Bewährung zu kommen. Er ist engmaschig mit Hilfe umgeben gewesen. Es hat nicht funktioniert.“

Die 16 Monate seien angemessen. Auch Richter Sondermann betonte: „Da gibt es keine Luft mehr nach unten. Weniger wäre unvertretbar.“