Olpe/Attendorn..

Eine nicht alltägliche Verhandlung gab es im Olper Amtsgericht: Aus einer angeklagten gefährlichen Körperverletzung wurde ein Eintauchen in die Attendorner Drogenszene.

Am 15. September vergangenen Jahres sollte ein 30-Jähriger vor einem Imbiss in Attendorn einen anderen Mann gepackt und mehrfach mit dem Schlüsselbund ins Gesicht geschlagen haben. „Ich habe mich nur gewehrt“, so der Angeklagte.

Das vermeintliche Opfer und ein weiterer Tatzeuge waren nicht vor dem Kadi erschienen. Telefonisch hatten sie dem Gericht mitgeteilt, an Durchfall zu leiden. Andere Zeuginnen hatten die beiden Männer indes einen Tag zuvor noch putzmunter in Attendorn gesehen. „Da freue ich mich auf das ärztliche Attest“, meinte Richter Michael Henderson, der die Verhandlung wegen der fehlenden Hauptzeugen vertagen wollte.

Doch es war noch nicht Schluss. Im Gegenteil: Jetzt ging es erst richtig los. Der Angeklagte zeigte sich ausgesprochen auskunftsfreudig und belastete den nicht erschienenen Belastungszeugen, gegen den noch ein Strafverfahren wegen Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz läuft. „Ja, der macht noch weiter. Ganz Attendorn weiß, dass er Drogen vertickt. Ich habe das von Freunden gehört, mit denen er abhängt“, sagte der 30-Jährige auf der Anklagebank.

Auf Nachfrage des Richters nannte er Namen von Dealern und Käufern. „Ich weiß, dass er in Attendorn Marihuana verkauft“, so der Angeklagte weiter. Und: „Ich weiß, dass er selber auch noch raucht. Der Imbiss läuft beschissen. Da verkauft er Drogen.“ Richter Henderson unterbrach die Verhandlung, um postwendend die Ermittler zu informieren.

Danach vertagte er den ursprünglichen Prozess wegen gefährlicher Körperverletzung. Beim neuen Termin im neuen Jahr wird Henderson übrigens nicht mehr als Richter in Olpe fungieren. Er wird ab 1. Januar 2012 in den Bezirk Essen versetzt.

„Ich habe der Polizei schon mehrmals geholfen bei diesen Sachen“, betonte der Angeklagte zum Abschluss der Verhandlung. Zur Frage des Richters, ob er dies auch weiterhin tue, sagte der 30-Jährige wie aus der Pistole geschossen: „Natürlich.“