Olpe/Finnentrop. . Sachbeschädigung, Diebstahl, Körperverletzung, Trunkenheit im Straßenverkehr - die Liste der Vorwürfe gegen den 31-jähriger Angeklagten Langzeitarbeitslosen ist lang. Deshalb stimmte der Mann mit osteuropäischen Migrationshintergrung dem Urteil zu, bevor der Richter es ausgesprochen hatte. Der Mann geht für einenhalb Jahre ins Gefängnis.

Das kommt im Amtsgericht Olpe auch nicht alle Tage vor: Der 31-jährige Angeklagte, ein Langzeitarbeitsloser aus dem Raum Finnentrop, erklärte, er sei mit dem Urteil einverstanden - noch, bevor Richter Richard Sondermann es gesprochen hatte. Sondermanns spontane wie überraschte Antwort: „Das müssen wir doch erst noch machen.“ Was wenig später dann auch geschah: Eineinhalb Jahre Gefängnis - ohne Bewährung.

Der Grund für die frühe Zustimmung des Angeklagten lag auf der Hand: Dass er nicht ohne eine Gefängnisstrafe davonkommen würde, war so sicher, wie das Amen in der Kirche - angesichts einer ganzen Reihe von Anklagepunkten, die nur noch von der beeindruckenden Länge des Vorstrafenregisters getoppt wurde.

Immer wieder war der Mann mit osteuropäischem Migrationshintergrund in den vergangenen Jahren straffällig geworden. Und das in teilweise so kurzen Abständen, dass aus Bewährungsstrafen tatsächliche Haftstrafen wurden.

Reichlich Gefängnis-Erfahrung

Insgesamt hatte es der Angeklagte bis zum gestrigen Urteil schon auf gut und gerne drei Jahre Gefängnis-Erfahrung gebracht. Sachbeschädigung, Diebstahl, Körperverletzung, Trunkenheit im Straßenverkehr, Einfuhr von Drogen, Anbau von Drogen, Widerstand gegen Polizisten - und viele dieser Delikte mehrfach.

Gestern ging es um acht Straftaten unterschiedlicher Schwere, die der 31-Jährige im Raum Attendorn/Finnentrop von Ende 2011 bis Mitte diesen Jahres verübt hatte: Neben Ladendiebstählen bei Dornseifer und Lidl hatte er ein Hausverbot bei Dornseifer missachtet, einem Bekannten nachts die Haustüre eingetreten und auf ihn eingeschlagen, seinen Vater beschimpft, ihn getreten, bespuckt und gedroht, er werde ihn umbringen und einen jungen Mann am Attendorner Bahnhof geprügelt und sogar auf die Gleise gestoßen. Dass er mit 2,6 Promille auf einem Fahrrad erwischt worden war, fiel da eher weniger ins Gewicht.

Gründe im Dunkeln

Warum der 31-Jährige immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt gerät, seit er 16 Jahre alt ist, wurde gestern nicht thematisiert. Klar war für das Gericht aber, dass außer dem vollständigen Geständnis (O-Ton: „Ich will alles zugeben“) nicht viel für den Angeklagten sprach. Auch Staatsanwalt Florian Linz kam zügig zur Sache, listete die Einzeldelikte auf und die dafür beantragten Einzelstrafen. Summa summarum sah er eine Gefängnisstrafe von 18 Monaten als gerechtfertigt an, und auch Pflichtverteidiger Schulte räumte ein, dem brauche man nicht viel hinzuzufügen. Ein kleiner Abschlag wäre allerdings schön.

Richter Sondermann folgte dem Antrag der Staatsanwaltschaft jedoch in vollem Umfang. Vor allem die Bahnhofs-Attacke wertete Sondermann als schwerwiegend, da dem jungen Mann noch weitaus Schlimmeres auf den Gleisen hätte passieren können: „Sind Sie sich der Brisanz der Sache bewusst.“ Wäre zum falschen Zeitpunkt ein Zug gekommen, so Sondermann, „hätte das mit Mord oder Totschlag enden können“.