Wenden/Siegen. . Vielfältige Kontakte in der Drogenszene hatte ein 25-Jähriger aus Wenden. Laut einem Ermittler gehörte er zur „mittleren Ebene“ im Kreis Olpe, hatte „sowohl Leute über sich, als auch selbst am Start.“ Aus der Zelle wurde der junge Mann in den Gerichtssaal im Siegener Landgericht geführt. Er sitzt ebenso wie ein in Olpe aufgewachsener und zuletzt in Nümbrecht wohnender Mitangeklagter (27) seit Mai dieses Jahres in U-Haft.

Die Verhandlung gegen das Duo ist einer von drei Prozessen wegen Drogenhandels im großen Stil mit insgesamt fünf Angeklagten. Eine gemeinsame Verhandlung platzte wegen Terminproblemen der Anwälte. Der Wendener hat offenbar mit allen anderen Angeklagten Geschäfte gemacht. Zwischen 21. März und 9. Mai 2012 soll er in sechs Fällen insgesamt mehrere Kilo Amphetamin, Ecstasy und Marihuana erworben haben, um es gewinnbringend weiterzuverkaufen.

Am 27. April kamen die beiden Angeklagten ins Geschäft. Der Wendener sollte von dem 27-Jährigen 625 Gramm Amphetamin erhalten, das auch in Nümbrecht abgewogen wurde. Daheim in Wenden stellte er dann aber mit der Küchenwaage fest, dass es nur 500 Gramm waren. Kein Witz: Das Duo hatte versehentlich eine Müller-Milch-Flasche auf der Feinwaage mitgewogen. „Weil das Paket so groß war, haben wir es oben auf die Müller-Milch-Flasche auf der Waage draufgelegt. Dabei ist uns leider der Fehler unterlaufen. Wir haben beim Wiegen die Flasche vergessen“, so der 25-Jährige.

Aufgrund des Empfehlungsschreibens eines Inhaftierten nahm im Mai ein anderer Dealer über Facebook Kontakt zu dem Wendener auf. „Er fragte, ob ich ihm vielleicht helfen könnte, ein Bordell zu eröffnen. Ich sollte mich nur um die Frauen kümmern. Aber da wurde nichts draus. Ich wurde ja festgenommen“, sagte der 25-Jährige. Am 9. Mai hatte der Wendener mit dem Dealer ein Kilo Amphetamin in Köln gekauft, um es im Siegerland zu verkaufen. Nach der Rückkehr übernachtete er bei seiner Freundin in Wenden und machte sich am nächsten Tag auf den Weg nach Wilnsdorf. Auf der Fahrt nahm ihn die Polizei fest. „Die Vorwürfe sind vollkommen zutreffend“, ließ der Wendener über seine Verteidigerin Meier mitteilen. Auch vor den angeklagten Taten habe er schon mit Rauschgift gehandelt. „Er hat mit 15 angefangen, Drogen zu nehmen, alles konsumiert, bis Kokain. Durch den Eigenkonsum hat er Leute kennengelernt und ist zum Handel gekommen“, so die Anwältin.

Bei dem 27-jährigen Mitangeklagten hatte die Polizei bei einer Wohnungsdurchsuchung am 25. Mai in Nümbrecht zum Verkauf vorrätig gehaltene Drogen gefunden: 1,8 Kilo Amphetamin, 2,3 Kilo Ecstacy, 250 Gramm Marihuana sowie getrocknete Pilze, Haschisch und LSD. Auch der in Olpe aufgewachsene 27-Jährige begann als 16-Jähriger mit Drogenkonsum, der sich ständig steigerte. Später kam auch noch hochprozentiger Alkohol hinzu. Nach zwei stationären Therapien gab es Rückfälle. Der 27-Jährige ist dreifach wegen Drogendelikten vorbestraft. Psychiater Dr. Sven Uwe Kutscher (Düsseldorf) erkannte keine psychischen Probleme, sondern volle Schuldfähigkeit. Zudem lägen die Voraussetzungen für die Unterbringung in einer Entziehungsanstalt vor. Der Prozess wird am Montag fortgesetzt.