Attendorn/Dortmund. . Rüdiger Höffken muss wegen windiger Unternehmer-Geschäfte mit einer Haftstrafe von sechs bis sieben Jahren rechnen, aber nur, wenn er ein umfassendes Geständnis ablegt und sich um eine Wiedergutmachung des Schadens bemüht. Bleibt er bei seiner bisher eingeschlagenen Linie, kommt es im Strafmaß noch dicker.

Im Fortsetzungsprozess vor dem Dortmunder Landgericht unterrichtete der Vorsitzende Richter Beumer die Öffentlichkeit über das Ergebnis von zwei Gesprächsrunden, die am 4. und 11. September stattgefunden haben. Beteiligt waren Staatsanwaltschaft, die drei Berufsrichter und Verteidiger. In diesen beiden Runden machte das Gericht deutlich, was es von den bisherigen Einlassungen des Hauptangeklagten Rüdiger Höffken hält: nichts.

Nach derzeitigem Verfahrensstand müssen Rüdiger Höffken, Christof Hoffmann und der ehemalige leitende Angestellte Jörg S. damit rechnen, im Sinne der Anklage verurteilt zu werden. Anders die Situation bei Höffkens Ehefrau Monika, die bislang noch nicht gehört worden ist und sich wohl auch nicht äußern will. Wenn sie sich bereit erklärt, auf den eingezogenen Aston Martin und ihre letzte Harley Davidson zu verzichten, könnte das Verfahren gegen sie eingestellt werden.

Staatsanwalt kündigt acht bis neun Jahre Haft an

Staatsanwalt Brandt hatte angekündigt, dass er für Rüdiger Höffken acht bis neun Jahre, für Hoffmann vier bis fünf Jahre und für Jörg S. deutlich unter vier Jahre beantragen werde. Das Gericht hält nach dem derzeitigen Stand der Dinge und nach einem Geständnis für Höffken sechs bis sieben Jahre für realistisch, für Jörg S. und Hoffmann mehr als zwei, aber weniger als drei Jahre. Für beide gäbe es also keine Bewährungsstrafe. Da Christof Hoffmann bereits länger als ein Jahr in U-Haft sitzt, könnte die Angelegenheit für ihn in absehbarer Zeit ausgestanden sein, zumal das Gericht andeutete, dass im Falle eines Geständnisses die U-Haft aufgehoben werden könnte.

Brief an Höffkens Frau aus dem Gefängnis abgefangen

Ein Hinweis darauf, dass Rüdiger Höffken phasenweise den Realitätsbezug komplett verloren haben könnte, ist ein Brief an seine Frau, den er in der schmutzigen Wäsche aus dem Gefängnis schmuggeln wollte, der aber abgefangen wurde. Das Gericht verlas ihn weil er in dem Schreiben an seine Ehefrau Hinweise auf das Schließfach in der Schweiz gibt.

Rüdiger Höffken hat Glauben an den Rechtsstaat verloren 

Höffken schreibt, dass er, als er den Kölner Karnevalszug im Fernsehen gesehen habe, Rotz und Wasser geheult habe. Seine Situation versteht er nicht: „Was habe ich getan? Wie kann man mich ohne Urteil so wegsperren?“ Den Glauben an den Rechtsstaat habe er verloren: „Hier geht es nicht um Recht, hier geht es um Macht.“ Staatsanwalt Brandt komme mit seinen Zeugen nicht weit und das wisse er auch, deshalb halte er Christof (Hoffmann) in Haft. Fast amüsiert äußert er sich über die Aussage einer ehemaligen Buchhalterin, die ausgesagt hat, Höffken habe 20 Millionen Euro auf die Seite geschafft.

Leben im Gefängnis ist für Höffken unerträglich

Das Leben im Gefängnis sei unerträglich, die Wochenenden „unmenschlich lang“. An manchen Tagen gebe es das Abendessen schon mittags, dann sei das Brot abends trocken. Zu diesem Zeitpunkt (kurz nach Karneval 2012) ging Höffken davon aus, dass er in drei bis vier Monaten aus dem Gefängnis heraus sei und dann bei der ICW mitarbeiten könne. Auch von der Zeit im offenen Vollzug hatte er überraschende Vorstellungen: montags bis freitags tagsüber in der ICW, am Wochenende zu Hause: „Dann sehen wir uns.“

Zum Thema Schließfach in der Schweiz ermahnte er sie, vorsichtig zu sein und nicht darüber zu reden, denn nur, wenn das Gericht ihm die Version mit seinem Sohn glaube, bliebe das Geld erhalten, wenn nicht, flösse seine Hälfte an den Insolvenzverwalter, ihre bliebe ihnen erhalten. Er schließt mit: „Sei tapfer!“ Der Prozess wird am 2. Oktober fortgesetzt.