Attendorn/Dortmund. . Im Fortsetzungsprozess vor dem Dortmunder Landgericht zog Rainer Brüssow die Notbremse. Der Anwalt von Rüdiger Höffken unterbrach seinen Mandanten und bat um eine viertelstündige Pause, die die beiden zum Gespräch nutzten. Bis dahin hatte sich das Gericht bemüht, auf Basis der Höffken-Einlassungen vom Dienstag, den Reifenschiebereien auf den Grund zu gehen.

Höffken blieb im Fortsetzungsprozess vor dem Dortmunder Landgericht bei seiner Linie, selber keine Verfehlungen begangen zu haben und Verstöße und Fehler ausschließlich bei Mitarbeitern zu suchen. Minuspunkte sammelte dabei vor allem der mitangeklagte ehemalige ICW-Geschäftsführer Christof Hoffmann, der Listen erstellt hatte, die zu durchschauen, das Gericht mehrere Verhandlungstage aufgewendet hatte. Höffken tat diese Listen als Unfug ab: „Die stimmten vorne und hinten nicht.“

Sinn und Zweck des Ganzen: Die ICW hatte im Jahr 2008 außerordentlich gute Gewinne gemacht. Nach Aussage von Höffken lag er etwa 650.000 Euro über dem, was technisch möglich gewesen wäre. Auf diesen Gewinn hätten Steuern bezahlt werden müssen, was bei Höffken auf eine eher ablehnende Haltung stieß.

Christof Hoffmann hat Briefe gefälscht

Um das Schlimmste abzuwenden, wurden Briefe erfunden, die die überzähligen Reifenbestände bei der ICW verschwinden lassen sollten, indem sie sie zum Eigentum eines Kunden machten, und zum anderen die ebenfalls erfundene Drohung eines Kunden beschrieben, der Schadensersatz für nicht gelieferte Reifen forderte.

Christof Hoffmann hatte bei seiner Aussage zwar zugegeben, die Briefe gefälscht zu haben, aber behauptet, auf Anweisung von Rüdiger Höffken gehandelt zu haben. Dieser stritt ab, mit den Briefen etwas zu tun zu haben: „Ich kann kein Word.“ Auch wollte er mit der Geschäftsleitung der ICW nach der Insolvenz der RH Alurad nichts zu gehabt haben. Er habe nach der Insolvenz versucht, das Word-Programm zu lernen und sich um seine Kontakte in China gekümmert.

Rüdiger Höffken streitet Taten auf Anweisung ab

Das war der Augenblick, in dem Rainer Brüssow um eine Verhandlungspause bat. Danach revidierte Höffken seine Aussage. Die gefälschten Briefe seien nicht auf seine „Anweisung“, wohl aber auf seine „Anregung“ geschrieben worden. Zu seiner Tätigkeit bei der ICW wolle er sich fortan gar nicht mehr äußern.