Attendorn / Dortmund. . Der Prozess gegen “Felgen-Zar“ Rüdiger Höffken am Landgericht Dortmund geht weiter: Das Gericht versuchte zu klären, wie viele Reifen der ehemalige Schalker Schatzmeister verschoben hat. Ein ehemaliger Mitarbeiter erinnerte sich gar an fast 20.000 Reifen, für die es nie eine Rechnung gab.

Den Verbleib von Zigtausend Reifen versuchte die Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts Dortmund am Donnerstag im Prozess gegen Rüdiger Höffken zu klären. Hatte der mitangeklagte Christoph Hoffmann am Dienstag aus der Erinnerung von 4000 Reifen gesprochen, die bei einer Inventur bei der ICW aufgetaucht waren, so war gestern nach Aktendurchsicht zunächst von 8000 die Rede.

In einer Auflistung an den Attendorner Steuerberater tauchen dann weitere 4000 Reifen auf und ein mit der Buchführung beauftragter ehemaliger Mitarbeiter von RH Alurad gab bei seiner Vernehmung beim Staatsanwalt an, dass insgesamt 19.851 Reifen von RH Alurad an die ICW verschoben worden seien. ICW-Geschäftsführer Hoffmann räumte ein, dass nach der Insolvenz von RH Alurad rund 8000 Reifen im ICW-Lager befunden hätten, für die es keine Rechnung gab. Richter Beumer: „Wie erklären Sie sich das?“ - Christoph Hoffmann: „Da muss ein Fehler passiert sein.“

Hoffmann schloss vor Gericht eigene Fehler aus

Dass er diesen Fehler begangen haben könnte, schloss Hoffmann aus, durch ihn sei immer alles ordnungsgemäß verbucht worden: „Diese Berechnungen habe ich immer in Ruhe nach dem normalen Tagesgeschäft gemacht.“

Die Fehlerquelle vermutet er bei den Mitarbeitern von RH Alurad. Das Gespräch habe er mit ihnen aber nicht gesucht, weil die ihn nach der Insolvenz nicht einmal mehr gegrüßt hätten.

Dubioser 7000-Reifen-Transfer

Mysteriös für Außenstehende wirkte auch ein 7000-Reifen-Transfer von RH Alurad zur ICW. Diese Reifen wurden der ICW besonders günstig überlassen, weil sie angeblich bereits mehrere Jahre alt waren oder von nicht gefragten Herstellern stammten.

In ihren gestern verlesenen Aussagen bestreiten ehemalige Buchführer von RH Alurad, dass es jemals veraltete Reifen in solchen Mengen bei RH Alurad gegeben habe. Kleinere Chargen von bis zu 50 Reifen seien in der Regel am Jahresende abgestoßen worden.

Der Prozess wird wohl noch eine Weile dauern

Zur Erinnerung: Der Staatsanwalt wirft Rüdiger Höffken vor, schon früh (2007) erkannt zu haben, in welcher Schieflage sich das Unternehmen nach dem Kauf von RH Polska befand. Er soll Geld beiseite geschafft, auf eine Insolvenz zugesteuert und parallel die ICW aufgebaut haben.

Rüdiger Höffken selber will sich nach der Sommerpause (bis Donnerstag, 2. August) äußern. Da die Einlassungen der Angeklagten teils erheblich von den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft abweichen, wird den Zeugenvernehmungen hohe Bedeutung zukommen. Das Gericht hat vorsorglich weitere Verhandlungstermine bis Ende März 2013 festgelegt.