Attendorn/Dortmund. . Zu den schwierigen Aufgaben der Richter und Schöffen im Prozess gegen Rüdiger Höffken gehört der Versuch, den Überblick zu bewahren in einem Gestrüpp von Verträgen, Vereinbarungen und Transaktionen, die nach Ansicht des Staatsanwaltes alle nur dem Zweck dienten, Geld und Sachwerte frühzeitig vor der Insolvenz in die sichere Schweiz zu transferieren.
Wie schwierig das ist, belegt die Tatsache, dass Höffken selber phasenweise den Überblick verloren haben muss. So brütete er am Dienstag lange über einem in einem Beweismittelband gesicherten Darlehnsvertrag, dessen Sinn sich niemandem erschließen wollte. Höffken schulterzuckend: „Wir wussten hinterher alle nicht mehr, warum dieser Vertrag gemacht worden ist.“
Rätselraten im Gerichtssaal herrschte auch über ein Reifengeschäft, das zwei RH-Firmen untereinander abgeschlossen hatten. Alles ordnungsgemäß verbucht und geliefert, aber Rechnungen gab es keine. Aufklärung gab Christof Hoffmann: „Da hat einer den Rabatt auf 100 Prozent gesetzt.“ Wohl dem, der in RH-Computern Zugang zur Rabattspalte hatte. Wer sich Sorgen um die finanzielle Situation der Familie Höffken gemacht hatte, für den war die Sitzung am Dienstag eine Erleichterung. Rüdiger Höffken räumte auf Nachfrage von Richter Beumer ein, dass es ein zweites Haus auf Sylt gibt.
Das erste Haus war für mehrere Millionen D-Mark in Kampen gekauft worden und gehörte der Schweizer Tochter Atticus, die wiederum Monika Höffken gehört. Anfang 2008 hatte Rüdiger Höffken als Treuhänder einen Zwei-Millionen-Euro-Kredit auf das Haus aufgenommen und über die Atticus an eine polnische und deutsche Tochterfirma geleitet.
Haus auf Sylt für 4,5 Millionen Euro verkauft
Wir Höffken am Dienstag erklärte, bestand die Sylter Bank, bei der das Darlehn aufgenommen worden war, Ende 2008 auf dem Verkauf des Hauses, weil Rüdiger Höffken Privatinsolvenz hatte anmelden müssen. Da Höffken sich bereit erklärt hatte, die Zinsen für den Darlehnsvertrag für ein Jahr im voraus zu bezahlen, räumte ihm die Sylter Bank ein Jahr Zeit ein, um das Haus zu verkaufen.
2009 wurde es dann für 4,5 Millionen Euro verkauft. Nach Rückzahlung des Kredits in Höhe von 2 Millionen an die Sylter Bank blieben 2,3 bis 2,4 Millionen Euro, die 2010 in eine neue Immobilien auf Sylt investiert wurden. Dieses Mal allerdings etwas bescheidener: Es ist eine Doppelhaushälfte.
Einblicke vor Gericht in familieninterne Finanztransaktionen
Auch Einblicke in familieninterne Finanztransaktionen gewährte Höffken am Dienstag: Seine Frau sei immer diejenige gewesen, die die Kontoauszüge geholt habe und dabei sei ihr aufgefallen, dass sein Girokonto mit 50.000 Euro im Minus und ihr Girokonto mit mehr als 50.000 im Plus gewesen sei. Darauf hin habe sie ihm angeboten, ihm ein Darlehn über 50.000 Euro zu gewähren, damit er nicht die teuren Überziehungskredite bezahlen musste. Richter Beumer: „Das ist aber nett!“ Kurz vor seiner Privatinsolvenz hat Höffken seiner Frau dann noch 15.000 Euro zurückgezahlt, die dann natürlich der Insolvenzmasse fehlten.
Kölner Karnevalisten sollen Redeverbot für Höffken erteilt haben
Die Kölner Karnevalisten, so heißt es, haben Rüdiger Höffken als Bauer auf der Bühne Redeverbot erteilt, nachdem er zweimal versucht hatte, einen Kölschen Witz zu erzählen. Manche Erklärungen für Finanztransaktionen klingen so, als ob „das Kölner Modell“ teilweise auch vor dem Dortmunder Landgericht Vorteile für den Angeklagten gehabt hätte.